Vampirmelodie
bereitete Pfannkuchen und Speck vor, setzte den Kaffee auf und holte die Saftgläser heraus. Ich hörte, wie Amelia sich im großen Badezimmer übergab und eine verschlafene Diantha in meins schickte, um das Dusch-Prozedere zu beschleunigen.
Als die Pfannkuchen fertig waren, ließ ich sie direkt aus der Pfanne auf die Teller gleiten, sodass meine Gäste sie essen konnten, solange sie heiß waren. Und ich schaffte alles Obst herbei, für die Gesundheitsbewussten.
Mr Cataliades liebte Pfannkuchen, und Diantha stand ihm darin kaum nach. Ich musste rasch noch etwas mehr Teig anrühren. Dann musste Geschirr abgewaschen werden (Bob half) und mein Bett gemacht werden. Ich hatte also reichlich zu tun, doch während all der Geschäftigkeit meiner Hände und Gedanken war ich mir schmerzlich bewusst, dass ich nichts von Sam gehört hatte.
Ich schrieb ihm eine E-Mail.
Für diesen Weg entschied ich mich, damit ich genau das sagen konnte, was ich sagen wollte, ohne es mehrere Male wiederholen zu müssen. Ich arbeitete eine Weile an meinen Zeilen.
Sam, ich weiß nicht, warum Du nicht mit mir reden willst. Aber ich möchte Dich wissen lassen, dass ich bereit bin, wieder zur Arbeit zu kommen, wann immer Du mich brauchst. Lass mich bitte wissen, wie es Dir geht.
Ich las die Nachricht noch einige Mal durch und fand, dass ich damit ziemlich eindeutig Sam den Ball zuspielte. Sie war perfekt, bis ich spontan ein »Ich vermisse Dich« dazu tippte. Und dann klickte ich auf »Senden«.
Nach all den Jahren, in denen ich ohne jede Mühe ein sehr gutes Verhältnis zu Sam gehabt hatte – meistens jedenfalls –, kommunizierten wir jetzt, nachdem ich ein Opfer für ihn gebracht hatte, über E-Mail, und es herrschte mysteriöses Schweigen zwischen uns.
Es war schwer zu verstehen.
Ein paar Minuten später versuchte ich, das Ganze Amelia zu erklären. Sie hatte mich am Computer vor mich hinstarren sehen, so als wollte ich den Bildschirm zwingen, mit mir zu reden.
»Welches Opfer hast du gebracht?«, fragte sie und sah mir mit ihren klaren blauen Augen aufmerksam ins Gesicht. Wenn Amelia in der richtigen Stimmung war, konnte sie eine gute Zuhörerin sein. Ich wusste, dass Bob sich gerade im großen Badezimmer rasierte, Barry machte draußen im Garten Yoga, und Mr C. und Diantha führten am Waldrand ein ernsthaftes Gespräch miteinander. Ich konnte also ehrlich sein.
»Ich habe die Möglichkeit geopfert, Eric zu behalten«,sagte ich. »Ich habe sie aufgegeben, um Sam das Leben zu retten.«
Sie hielt sich nicht lange mit diesem großen wichtigen Teil auf, sondern ging direkt zu den schmerzlichen Fragen über. »Wenn du große Magie einsetzen musst, um jemanden zu behalten, sollte es dann wirklich sein?«
»Ich hab’s nie als ein Entweder-Oder gesehen«, erwiderte ich. »Aber Eric schon. Er ist ein stolzer Mann, und sein Schöpfer hat die Verhandlungen über die Heirat mit Freyda begonnen, ohne Eric auch nur zu fragen.«
»Und das weißt du woher?«
»Als er es mir schließlich erzählt hat, wirkte er … aufrichtig verzweifelt.«
Amelia sah mich an, als wäre ich der größte Dummkopf auf Erden. »Na klar, weil ja niemand davon träumt, von einem Posten in der Provinz von Louisiana zum Prinzgemahl einer wunderschönen Königin aufzusteigen, die auch noch scharf auf einen ist. Und warum hat er es dir dann schließlich erzählt?«
»Nun, Pam hat drauf bestanden«, gab ich zu und spürte, wie Zweifel mich überwältigten. »Aber er hatte es mir nur deshalb noch nicht erzählt, weil er nach einem Weg gesucht hat, doch mit mir zusammenbleiben zu können.«
»Das will ich gar nicht bestreiten«, sagte sie. Amelia war nie taktvoll gewesen, und ich konnte sehen, welch große Mühe sie sich gab. »Du bist eine ziemlich tolle Frau. Aber weißt du, Schatz … bei Eric dreht sich immer alles nur um Eric. Deshalb hab ich Alcide auch so bereitwillig ermutigt. Eric wird dir das Herz brechen, dachte ich.« Sie zuckte die Achseln. »Oder dich zur Vampirin machen«, fügte sie noch hinzu.
Ich zuckte unwillkürlich zusammen.
»Er wollte dich tatsächlich zur Vampirin machen! Dieses Arschloch! Er hätte dich uns weggenommen. Vermutlichkönnen wir von Glück sagen, dass er nur dein Herz gebrochen hat!« Sie war absolut aufgebracht.
»Ganz ehrlich, ich weiß nicht mal, ob mein Herz gebrochen ist«, sagte ich. »Ich bin deprimiert und traurig. Aber ich fühle mich nicht so schlecht wie damals, als ich Bills großes Geheimnis herausgefunden
Weitere Kostenlose Bücher