Vampirmelodie
würde ich es nicht sehen, als Quinn einen Bratling aß, bevor er gegrillt war, und Barry eilig anbot, die anderen zum Grill rauszubringen. Als Beilage machte ich weiße Bohnen in Tomatensoße, und Quinn frittierte die Kartoffelschnitze. Und dann deckte ich den Tisch und wusch alle Zubereitungsutensilien ab.
Es war fast so, als würde ich eine Pension leiten, dachte ich, als ich schließlich alle zum Abendessen rief.
Kapitel 13
Erstaunlicherweise verlief das Abendessen ruhig. Es war gerade Platz genug für uns alle am Küchentisch, nachdem ich noch zwei Klappstühle dazugestellt hatte, die meine Gran immer im Wandschrank des Wohnzimmers aufbewahrt hatte.
Amelia hatte offenbar wieder geweint, aber jetzt hatte sie sich beruhigt. Bob berührte sie bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot. Mr Cataliades sagte, dass er mit Diantha wegen einer vergessenen Besorgung noch einmal in die Stadt müsse, und nachdem wir Hamburger, Pommes frites und weiße Bohnen sowie die Wassermelone verspeist hatten, machten sich die beiden auf den Weg.
Alle anderen halfen, die Küche aufzuräumen. Nach dem Abendessen saß Barry in einem der Wohnzimmersessel, die Beine hochgelegt und den Blick konzentriert auf seinen E-Book-Reader gerichtet. Bob und Amelia kuschelten sich aufs Sofa und sahen sich eine Wiederholung von ›Terminator‹ an. Fröhlich. Quinn lief nach drei gegrillten Hamburgern und einem Viertel der Pommes-frites-Menge beschwingt hinaus und machte sich auf einen fruchtlosen Streifzug durch den Wald. Nach einer Stunde kehrte er entmutigt und verdreckt ins Haus zurück und erzählte, dass er zwei Vampire (vermutlich Bill und Karin) gerochen habe und eine schwache Elfenfährte dort, wo wir waren, als wir verfolgt wurden. Doch sonst war nichts zufinden gewesen. Danach machte Quinn sich auf den Weg zu einem Motel an der Autobahn.
Ich fühlte mich wie eine schlechte Gastgeberin, weil ich nicht auch ihm ein Bett anbieten konnte, und sagte zu ihm, dass ich gern seine Hotelrechnung übernehmen würde. Doch er warf mir bloß einen Blick zu, bei dem Farbe von den Wänden abgeblättert wäre.
Ich saß lesend im Sessel, als die beiden Halbdämonen nach Einbruch der Dunkelheit zurückkamen, und sie wirkten nicht glücklich. Sehr höflich sagten sie Gute Nacht und stiegen die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Und weil nun alle zu Hause waren, beschloss ich, dass mein Tag langsam offiziell zu Ende gehen könnte. Es war ein ziemlich langer Tag gewesen.
Menschen ist es immer möglich, den eigenen Seelenfrieden zu zerstören, und das gelang mir in dieser Nacht besonders gut. Trotz all der Freunde, die hierhergekommen waren, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, die lange Wege zurückgelegt hatten, um mir zu helfen, machte ich mir Sorgen um den einen Freund, der das nicht einmal versucht hatte. Ich verstand Sam genauso wenig, wie ich verstehen konnte, warum Eric meine Kaution gezahlt hatte, obwohl ich nicht mehr seine Ehefrau oder auch nur seine Freundin war.
Ich hätte schwören können, dass er irgendeinen Grund hatte, mir diesen großen Gefallen zu tun.
Klingt das, als hätte ich Eric keine Großzügigkeit, keine Fürsorge zugetraut? Na ja, in mancher Hinsicht und manchen Leuten gegenüber hatte er je weder das eine noch das andere gezeigt. Aber er war ein pragmatischer Vampir, und er war ein Vampir, der bald der Prinzgemahl einer echten Königin sein würde. Da die Trennung von mir als Ehefrau offenbar eine von Freydas Bedingungen für die Heirat mit Eric war (und das konnte ich, ehrlich gesagt,sehr gut verstehen), konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie Erics Entschluss zugestimmt hatte, mir mit einer schrecklich großen Summe Geldes die Freiheit zu ermöglichen. Vielleicht war das Teil irgendeines Handels gewesen? »Wenn du mich die Kaution für meine Exfrau zahlen lässt, bin ich ein Jahr lang mit einer reduzierten Apanage einverstanden« oder irgend so etwas. (Soweit ich wusste, handelten sie sogar aus, wie oft sie Sex miteinander hatten.) Und im Geiste sah ich das höchst deprimierende Bild der schönen Freyda mit meinem Eric vor mir … mit meinem einstigen Eric.
Doch irgendwo mitten auf dem Weg durch meinen geistigen Irrgarten schlief ich schließlich ein.
Am nächsten Tag wachte ich zwanzig Minuten zu spät auf und nahm sofort wahr, dass mein Haus voller Gäste war. Ich sprang aus dem Bett, da bereits die Gedanken anderer Hirne durchs ganze Haus schossen. Schneller als ein geölter Blitz hatte ich geduscht, stand in der Küche und
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