Vampirmelodie
habe.«
»Mit Bill – das war das erste Mal, oder?«, fragte Amelia. »Das erste Mal, dass du herausgefunden hast, dass jemand, der dir sehr wichtig ist, dich getäuscht hat?«
»Es war die erste Gelegenheit, die je irgendwer gehabt hat, mich zu täuschen«, erzählte ich. Eine ganz neue Art, Bills Verrat zu betrachten. »Bei den Menschen habe ich es ja immer mitbekommen, wenigstens genug, um vorsichtig oder misstrauisch zu sein … und nicht den Mist zu glauben, den sie mir aufschwatzen wollten. Bill war das erste sexuelle Abenteuer für mich, und er war der erste Mann, zu dem ich je ›Ich liebe dich‹ gesagt habe.«
»Du gewöhnst dich vielleicht nur langsam dran, angelogen zu werden«, sagte Amelia lebhaft, und das war so typisch Amelia, dass ich lächeln musste. Sie kannte sich selbst gut genug, um leicht verlegen zu werden. »Okay, das war nicht gerade nett. Tut mir leid.«
In gespieltem Erstaunen riss ich die Augen auf und hob fragend die Hände.
»Bob hat gesagt, dass ich an meiner sozialen Kompetenz arbeiten muss«, erklärte Amelia. »Er hat gesagt, dass ich einfach zu direkt bin.«
Ich versuchte, nicht zu breit zu lächeln. »Bob könnte sich doch noch als ganz nützlich erweisen.«
»Vor allem jetzt, da ich schwanger bin.« Amelia sah mich besorgt an. »Bist du sicher, dass wir ein Baby bekommen? Ich meine, als ich so drüber nachgedacht habe, wurde mir klar, dass mein Körper schon eine Zeit lang irgendwie nicht so funktioniert hat wie sonst. Und ichfühle mich dicker. Aber auf eine Schwangerschaft war ich noch nicht gekommen. Ich dachte bloß, es ist etwas Hormonelles. In letzter Zeit kommen mir immer gleich die Tränen.«
»Tja, sogar Hexen kriegen den Blues«, sagte ich, und sie grinste mich an.
»Das wird ein fantastisches Baby werden«, sagte sie.
Kapitel 14
Als Mr Cataliades wieder ins Haus kam, erzählte er uns, dass er per Handy mit Beth Osiecki telefoniert und einen Termin mit ihr ausgemacht habe, um meine Situation zu besprechen. Diantha wollte ihn in die Stadt begleiten. Ich fragte nicht, welche Rolle sie bei dieser Besprechung spielen sollte, und sie gab auch keine Erklärung ab. Barry beschloss, mit in die Stadt zu fahren und dabei auch gleich zu erkunden, ob er in Bon Temps nicht noch ein weiteres Auto leihen könnte. Er hatte inzwischen schon bei Chessie Johnson angerufen, um sicherzugehen, dass sie zu Hause und bereit sein würde, mit ihm zu sprechen.
Barry war es gewöhnt, indirekt Antworten von den Leuten zu bekommen, indem er ihre Gedanken las, während sie sich mit anderen unterhielten. Mit anderen Worten, er lauschte. Da er diesmal derjenige sein würde, der die Fragen stellte, war er ein bisschen nervös, ob es klappen würde. Ich gab ihm so viele Informationen über die Johnsons und Lisa und Coby wie möglich. Und er bereitete eine Liste von Fragen vor, auf die er Antworten brauchte: Wen wollte Arlene treffen? Wo hatte sie seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis gewohnt? Mit wem hatte sie gesprochen? Wer hatte ihren neuen Rechtsanwalt und die Kaution bezahlt?
»Wenn möglich«, sagte ich leise, »finde bitte auch raus, was aus den Kindern wird. Es tut mir so leid, was sie alles durchmachen müssen.« Barry konnte sehen, welcheGedanken ich mir machte, und nickte mit ernster Miene.
Bob hängte sich ans Telefon, um diese Hellseherin zu erreichen, doch da wir das Halstuch nicht hatten, verstand ich nicht genau, warum. Anscheinend war Bob sicher, dass wir es in die Finger kriegen würden. Die Hellseherin, die mit Handauflegen arbeitete, war eine Frau namens Delphine Oubre aus Baton Rouge und würde am nächsten Morgen nach Bon Temps kommen, sagte er.
»Und will dann was tun?« Ich versuchte, Dankbarkeit und Anerkennung durchklingen zu lassen. Doch ich glaube, das gelang mir nicht. Ich hatte eine möglichst exakte Zeichnung des Halstuchs angefertigt und Diantha das Muster und die Farben beschrieben, weil Mr Cataliades bei den Wörtern »blaugrün« und »pfauenblau« nur verständnislos geblickt hatte. Diantha hatte noch eine zweite Version in Farbe gezeichnet, und das hatte sehr nach dem ausgesehen, woran ich mich erinnerte.
»Darüber würde ich mir an deiner Stelle keine Sorgen machen. Deine Dämonenfreunde sind ziemlich einfallsreich.« Bob lächelte mysteriös und schlängelte sich geschmeidig aus dem Zimmer. In gewisser Hinsicht war er doch immer noch sehr katzenhaft.
Amelia war auf der Suche nach Zaubersprüchen, mit denen sie Arlenes mysteriöse männliche
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