Vampirnacht
ich konnte seinen beschleunigten Puls hören, sein scharfes Einatmen. Jawohl, er hatte Angst. »Willkommen im
Galaxy.
Ein Jammer, dass heute so wenig los ist. Ich wette, ihr Mädels könntet für Stimmung sorgen.« Er zögerte kurz. »Möchtest du … Wir haben Flaschenblut. Vom Rind, vom Schwein und …« Wieder so ein Zögern. »Auch Mensch, wenn du magst.«
Hol mich der Teufel.
Es verstieß gegen das Gesetz, in Bars Blut auszuschenken, wenn man nicht freiwillige Bluthuren direkt im Haus hatte. Selbst dann sahen die Behörden es nicht gerne. Ich blickte mich um, und er wusste genau, wonach ich suchte.
»Die Bluthuren sind hinten. Wir haben nicht viele – hier kommen nicht viele Vampire hin, aber einige unserer Gäste mögen am liebsten Blut von Leuten, die mit Magie arbeiten.« Ein glasiges Funkeln trat in seine Augen.
Ich warf Camille einen Blick zu, doch die schien in Gedanken weit weg zu sein. »Und du? Warum arbeitest du gerade hier? Bist du magisch begabt?« Ich kannte die Antwort schon, musste aber trotzdem fragen.
Er zuckte mit den Schultern, und dieser halbverhungerte Gesichtsausdruck war wieder da. »Ich? Nein. Aber ich tauche gern in diese Energie ein. Ich steh auf Hexen.« Er wandte sich wieder Camille zu, und vor Gier quollen ihm fast die Augen aus dem Kopf.
Frauen, die scharf auf Sex mit männlichen Feen waren, bezeichnete man oft als Feenmaiden, und es gab auch das männliche Pendant – Kerle, die scharf auf Frauen mit übersinnlicher Macht waren. Und Hexen waren meist ihre erste Wahl. In der magischen Gemeinschaft würde dieser Typ immer ein Außenseiter bleiben, doch wie eine Motte versuchte er verzweifelt, ganz nah an die Flamme heranzukommen.
»Tja, ich an deiner Stelle würde die Stielaugen wieder einziehen. Sie hat drei Ehemänner, und jeder für sich ist stark genug, um dich in Stücke zu reißen.« Shade beugte sich vor. »Wenn du mit einer Frau wie ihr sprichst, leg ein bisschen mehr Respekt an den Tag und rede mit ihr, nicht mit ihren Brüsten.«
Camille fuhr zusammen, als hätte sie die Situation eben erst mitbekommen. »Äh … ich fühle mich nicht gut«, flüsterte sie mir zu.
»Was ist denn …«
Shade sprang unvermittelt auf und zog Camille vom Barhocker. »Kommt. Wir sollten gehen.«
Camille blickte verwirrt drein, widersprach jedoch nicht.
»Was ist los?« Ich war auf einmal unruhig, als krabbelten Ameisen auf mir herum. »Camille? Camille, was ist mit dir?«
Camille begann zu schwanken, und ihre Lider flatterten. Beunruhigt folgte ich Shades Beispiel und nahm Camilles anderen Arm. Eilig drängten wir nach draußen.
Sobald wir auf der Straße waren, warf er sich Camille über die Schulter und raste los. Dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten mitzuhalten.
»Was zum Teufel ist denn los?«
»Die Bhutas haben sich in diesem Laden festgesetzt, und ich habe gespürt, dass einer sich an Camille anheften wollte. Ich weiß nicht, ob wir sie rechtzeitig rausgebracht haben, aber wenn wir dort geblieben wären, würde er sie aussaugen. Wie der Bhuta, der Chase erwischt hat.« Er stellte sie ab, als wir die nächste Ecke erreicht hatten, und sie lehnte sich an die Backsteinmauer des Gebäudes. Carters Wohnung lag nur ein paar Querstraßen weiter.
»Gehen wir zu Carter. Er wohnt da vorn. Kannst du sie tragen, oder soll ich?« Es erschien mir höflicher, ihm die Wahl zu überlassen, ob er meine Schwester so weit schleppen wollte.
»Ich kann gehen … glaube ich …« Camille wirkte immer noch benommen, aber schon ein wenig wacher. Doch gleich beim ersten Schritt gaben ihre Knie nach, und sie brach zusammen. Shade fing sie auf, hob sie auf die Arme, und wir liefen los. Einen Häuserblock von der Ecke entfernt bat Camille ihn, sie wieder herunterzulassen.
»Ich glaube, es geht mir besser. Ich bin noch ein bisschen zittrig, aber mir ist nicht mehr so schwindelig.« Sie stand einen Moment lang unsicher da, doch dann konnte sie mit unserer Unterstützung weitergehen, obwohl es steil hügelaufwärts ging. Die Straßen von Seattle waren berüchtigt dafür, dass ein Spaziergang jedes Fitness-Training auf dem Laufband schlug. Keine fünf Minuten später erreichten wir Carters Wohnung.
Morios SUV stand vor dem Haus. Wir stiegen die Treppe hinunter und klopften an. Beinahe sofort öffnete Carter die Tür, und wir drängten herein. Morio, Delilah und Chase sahen sich gerade Fotos und Dokumente an. Camille blieb stehen und stützte sich an der Sofalehne ab.
Carter bemerkte
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