Vampirnacht
wichen kreischend zurück. Die Regentropfen schienen auf ihrer Haut wie Säure zu wirken. Einer war zu langsam und blieb hinter uns zurück – der Weg zur Höhle war ihm versperrt, und er wand sich schreiend auf dem Boden, während das Wasser sich dampfend in seine graue, faltige Haut fraß.
Wir drangen in den Eingang vor. Shade übernahm die Führung, und ich hätte zu gern mitgekämpft. Ich spielte nicht gern den Bodyguard, wollte lieber ein paar Dämonen in den Arsch treten. Doch Charlotine packte mich am Handgelenk, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
»Bleib bei mir! Ich brauche dich.«
»Ich bin da.« Wir kämpften uns durch den schmalen Eingang, der nur vom Licht aus der großen Höhle vor uns erleuchtet wurde. Zwei Degas versperrten uns den Weg, und der erste kreischte, als Shade ihm die Faust durch die Brust rammte. Ich konnte nicht erkennen, wie zum Teufel er das angestellt hatte. Jedenfalls ging der Dämon zu Boden, und Shade schaffte ihn mit einem Tritt aus dem Weg und attackierte den nächsten. Der hatte offenbar nichts aus dem Schicksal seines Kameraden gelernt und fand auf dieselbe Weise sein Ende.
Wir brachen durch und stolperten aus der grob in den Fels gehauenen Öffnung in die Haupthöhle hinein. Zwei riesige Monolithen leuchteten wie Weihnachtsbäume. Feurige Runen bedeckten sie von unten bis oben und zogen sich auch über den Deckstein, der quer obendrauf lag. Das Ganze sah aus wie eine dämonische Hommage an Stonehenge.
In der Höhle wimmelte es nur so von Dämonen. Wirbelnde Energie tanzte durch den Raum, und immer mehr Bhutas quollen aus dem Dämonentor. Voller Grauen starrte ich die mächtigen Steine an. Wie viele hundert Geister waren schon durchgekommen?
Charlotine zerrte mich mit sich, und Smoky, Vanzir und Shade machten sich an die Arbeit. Smokys Fingernägel verlängerten sich zu Klauen, mit denen er die Degas zerfetzte. Er hinterließ eine regelrechte Spur blutiger, ausgeweideter Dämonen. Vanzir streckte die Hände aus, und die neonfarbenen Tentakel schossen heraus und hefteten sich an mehrere Geister, die sich hilflos wanden, während Vanzir sie aussaugte. Shade brachte ein violettes Feuer hervor, dessen Rauch ihn einhüllte und offenbar einen unsichtbaren Gegner verschlang. Ich konnte nur hoffen, dass das die Bhutas waren und nicht irgendetwas anderes, das auch noch aus dem Tor gekommen war.
Schreie und Stöhnen hallten durch die Höhle. Charlotine und ich näherten uns dem Dämonentor. Sie starrte an den Steinen hinauf, und zum allerersten Mal sah ich einen Anflug von Unsicherheit auf ihrem Gesicht.
Erschrocken schüttelte sie den Kopf. »Das Ding ist gewaltig. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe. Ich werde es versuchen, aber das hier … das ist kein gewöhnliches Dämonentor.«
»Verflucht. Wenn wir es nicht zerstören können, was zum Teufel sollen wir dann machen?«
»Ich weiß es nicht. Aber die Geister, die durch dieses Tor drängen, sind Legion. Es müssen schon Hunderte durchgekommen sein. Wenn wir das Tor zerstören, endet damit auch Gulakahs Kontrolle über sie. Aber das ist ein großes
Wenn
…«
Ich überlegte verzweifelt, wie viel Zeit uns noch blieb, bis er zurückkam. »Wir müssen uns schnell etwas einfallen lassen und dann verschwinden, aber pronto.«
In diesem Moment schoss einer der Degas direkt auf Charlotine zu. Ich sprang vor sie und rammte dem Biest die Faust ins Gesicht. Das verdammte Ding war hart wie eine Mauer, aber ich war stärker und schaffte es, ihm das Gesicht zu Brei zu schlagen. Es sackte zu Boden, und ich versetzte ihm noch einen heftigen Tritt.
Als ich mich wieder umdrehte, hatte Charlotine beide Hände an den linken Tragstein des Tors gelegt und drückte sie stöhnend auf eine der Runen. Flammen zuckten um sie herum, und ich erkannte, dass sie versuchte, ihre eigene Energie in das Tor zu lenken. Ein weiterer Dämon griff sie an, und ich warf mich dazwischen und schleuderte ihn gegen einen dritten, der zu uns unterwegs war. Dann gingen die beiden gemeinsam auf mich los, und ich trat dem einen das Gesicht ein, während ich gleichzeitig den anderen niederschlug.
Hinter mir begann Charlotine zu schreien. Ich drehte mich um und sah sie heftig zittern, die Hände noch immer an das steinerne Tor gepresst, das zu beben begann.
»Komm da weg!«
»Ich kann nicht! Wenn ich loslasse, unterbreche ich den Zauber, und er wird nicht wirken.« Sie hielt durch, das Gesicht vor Schmerz und Angst verzerrt. Risse sprangen in dem ersten
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