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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Gedanken.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Fifty-fifty. Vielleicht liegen wir auch völlig falsch. Passt gut auf. Ich rufe Yugi im Hauptquartier an und bitte ihn, mir eine Leichenzunge hier rauszuschicken.«
    »Ich könnte helfen, sofern du meinst, dass eine von ihnen bereit wäre, übers Ionysische Meer zu reisen.« Smoky baute sich direkt vor dem Portal auf. Wer versuchte, an ihm vorbeizukommen, konnte einem jetzt schon leidtun. Drachen waren berüchtigt für ihre Grausamkeit gegenüber ihren Feinden, und Smoky bildete keine Ausnahme.
    »Eine Leichenzunge? Du machst Witze, oder?« Leichenzungen lebten sehr zurückgezogen, und sie waren gefährlich. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien mir sein Vorschlag. »Ich weiß es nicht. Ich weiß ja nicht mal,
was
sie eigentlich sind. Das weiß niemand so genau.«
    Leichenzungen konnten den Toten eine Stimme geben. Sie stellten Fragen und channelten die Seelen jüngst Verstorbener durch ihren Mund. Niemand hatte je ihre Körper oder Gesichter gesehen – nur die leuchtend grauen Augen, die unter den dunklen Kapuzen schimmerten. Und nur die Frauen dieser seltsamen Rasse konnten Leichenzungen werden – die Männer lebten komplett abgeschirmt in ihren unterirdischen Dörfern unter den Wäldern der Anderwelt.
    »Wenn sie es erlaubt, werde ich sie herbringen.« Smoky sah ziemlich angewidert aus, und ich wusste, dass er nicht gern mit Toten zu tun hatte.
    Vom Handy aus rief ich Yugi an und gab ihm unsere Bitte durch. »Chase müsste übrigens auf dem Weg in die Zentrale sein. Er ist losgefahren, sobald wir hier angekommen waren.«
    »Ich sehe zu, was ich in Erfahrung bringen kann, und rufe gleich zurück.« Yugi war ein schwedischer Empath und Chases rechte Hand. Er war ein guter Mann, und ich wusste zwar nicht genau, wie Chase seine besonderen Fähigkeiten einsetzte, aber Yugi war auf jeden Fall vertrauenswürdig.
    Ich kniete mich wieder zwischen die beiden Leichen. »Shade, behältst du die Geister im Auge? Sind sie schon näher gekommen?«
    Shade nickte, trat zurück und streckte wieder die Hände aus. Die Schattenvögel kamen aus seinen Fingerspitzen und flogen in die Nacht davon.
    Im nächsten Moment wurde ich von irgendetwas gerammt, das mich bäuchlings zu Boden schleuderte. Ich rollte mich ab, blieb geduckt auf den Fersen und blickte mich nach demjenigen um, der mich gestoßen hatte. Aber es war niemand zu sehen.
    Roz stieß einen Schrei aus, flog über die Wiese und landete direkt vor dem Portal. Etwas hatte ihn hochgehoben und durch die Luft geschleudert, als hätte ein Kind einen Stein in einen Teich geworfen. »Scheiße! Was war das?« Er rappelte sich auf und griff in seinen Mantel.
    Als Nächster wurde Shade angegriffen, doch er konnte sich auf den Füßen halten. Seine Schattengeschöpfe kamen eilig zurück und schossen in seine Brust hinein. Mit einem leisen Ächzen schüttelte er den unsichtbaren Angriff ab und wandte sich mir zu.
    »Sie sind überall um uns herum. Ich kann sie sehen – aber ihr wahrscheinlich nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf. Roz ebenfalls.
    Doch Smoky stieß ein Fauchen aus. »Ich sehe ihre Umrisse.« Er seufzte kehlig, drehte sich um, und seine Fingernägel verlängerten sich zu Klauen, mit denen er nach irgendetwas schlug. Ein grässlicher Schrei zerriss die Nacht, und grelles Licht blitzte an der Stelle auf, wo Smoky seinen Hieb geführt hatte.
    Roz zündete eine etwa golfballgroße Bombe an und warf sie auf den Boden. Als sie explodierte, zeigten uns glühende Funken die Umrisse unserer Angreifer und verliehen ihnen endlich so etwas wie eine Gestalt. Ich zählte elf.
    »Was ist das? Wie kann ich sie verletzen?« Hektisch wich ich zurück, als zwei der Geister auf mich eindrangen. Drei nahmen sich Shade vor, vier gingen auf Smoky los, und zwei weitere auf Roz.
    Smoky schlug brüllend um sich. »Ich weiß es nicht – so etwas habe ich noch nie gesehen.« Ein weiteres Kreischen, und einer der Geister verschwand. »Ich weiß nicht, ob ich ihn getötet oder nur verscheucht habe.«
    Shade hielt den Atem an und stieß einen sehr seltsamen Laut aus, der beinahe wie ein fernes Heulen im Wind klang. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich beobachtete ihn wie gebannt. Er begann sich zu verwandeln, direkt vor meinen Augen, mitten im Wald. Smoky knurrte dumpf, wich aber zurück, als Shades Gestalt zu zerfließen begann. Er wuchs, doch nicht zu einem majestätischen weißen Drachen wie Smoky. Was da erschien,

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