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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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drehten sich zu ihnen um, und ich erhaschte einen ganz kurzen Blick auf ihre nebligen Gesichter – darin standen Gier und Hunger. Neid. Sie sausten auf die beiden zu, doch Camille und Morio hoben die Arme – sie den linken, er den rechten –, und ein Rad aus Licht, lila und dunkelrot, begann um sie herumzuwirbeln wie eine durchgeknallte Kreissäge.
    Die dunkelrote Energie sauste immer schneller durch die Luft. Morio und Camille sahen beängstigend aus, wild leuchteten ihre Augen im Dunkeln. Camilles violette Augen glitzerten beinahe silbrig, Morios glommen wie Topase, und der Wind peitschte ihren Umhang und seinen Kimono um ihre Körper. Dieser Wind kam nicht von Smoky, sondern war eine Auswirkung ihrer Magie. Das wirbelnde Rad aus Licht gab nun ein klagendes Heulen von sich, das immer lauter wurde, während die beiden es voranschoben.
    Die Geister hielten inne, als seien sie verunsichert, und dann warf sich einer probehalber den beiden entgegen. Sobald er mit der heulenden magischen Kreissäge in Kontakt kam, flackerte er auf, kreischte und verschwand.
    Camille lachte wüst und kehlig, und Morio fiel ein. Sie genossen die Jagd und die Energie, die ihre Kleidung peitschte. Die Geister wollten sich zurückziehen, doch die beiden ließen sie nicht. Sie rückten immer schneller vor, trieben die Geister zusammen und auf Shade zu, der sie in seine Flammen hüllte.
    Jetzt erst fiel mir auf, dass Shades violette Flammen offensichtlich dieselbe Wellenlänge hatten wie Morios und Camilles Magie.
    Sie hatten die Geister in der Zange, und ehe die zu den Seiten ausweichen konnten, schoben die drei ihre Magie aufeinander zu und überrollten die Feinde von beiden Seiten. Es war ein Geister-Massaker, eine energetische Splatter-Orgie. Funken stoben durch den Wald, als die Geister explodierten, und ihre Schreie waren so schrill, so voller Qual und Wut, dass sie sogar in meinen Ohren schmerzten.
    Und dann standen wir allein da, niemand Fremdes mehr zu sehen außer den beiden Wachen, die immer noch schrecklich tot waren. Ich starrte auf sie hinab und blickte dann zu Camille und Morio auf, deren Augen immer noch glühten, obwohl sie ihren leuchtenden Kreis hatten sinken lassen.
    Shade war noch immer in seiner Drachengestalt, und Camille starrte ihn mit ehrfürchtiger Miene an. Morio grinste ihm zu, und ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass die drei einem geheimen Club angehörten, zu dem wir übrigen keinen Zugang hatten.
    Ein lautes Geräusch zwischen den Bäumen erschreckte mich, ich fuhr herum und sah Delilah den Pfad entlangrennen. Sie sah Shade, blieb schlitternd stehen und starrte ihn mit offenem Mund an. Ich erstarrte und wartete auf ihre Reaktion.
    Doch statt in Panik zu geraten, brach sie in Lachen aus und lief schnurstracks zu ihm hinüber. Er ragte über ihr auf, obwohl er etwa ein Drittel kleiner war als Smoky. Sie ging einmal um ihn herum und bestaunte ihn, und dann streckte meine kleine Schwester, die vor einem Jahr vermutlich noch kreischend davongelaufen wäre, die Hand aus und berührte den knochigen Körper ihres Liebsten.
    Roz räusperte sich. »Du hast gewonnen.«
    »Ja, aber dass sie sich richtig freut, hätte ich auch nicht erwartet. Ich geb’s auf«, brummte ich. »Ich habe einfach keine Ahnung mehr, was ich von irgendwem erwarten soll.«
    »Das Unerwartete, meine Liebe. Das Unerwartete.« Roz lehnte sich kopfschüttelnd an den nächsten Baum.
    Ich wollte gerade etwas erwidern, als mein Handy klingelte. Yugi war dran.
    »Menolly?«
    »Ja, was gibt’s? Hast du jemanden gefunden?«
    »Ja. Eine Leichenzunge ist bereit, zu euch rauszukommen. Aber es gibt einen interessanten Haken. Sie will nur Shade erlauben, sie übers Ionysische Meer zu holen. Nicht Smoky. Wenn ihr sie haben wollt, beeilt euch. Und Chase lässt dir ausrichten, dass er schon wieder auf dem Weg zu euch ist.«
    »Ja, das lässt sich bestimmt machen. Ich rufe dich sofort zurück.« Ich legte auf und wandte mich den anderen zu, und in diesem Moment wurde mir klar, dass wir einen langen, schrecklichen Kampf vor uns hatten. Wenn Gulakah tatsächlich wieder da war und das hier ein Beispiel dafür war, was wir von ihm zu erwarten hatten, dann wusste ich nicht, wie wir einen größeren Angriff abwehren sollten.
    Laut sagte ich nur: »Shade, ab mit dir zur AETT -Zentrale. Du musst eine Leichenzunge hierherbefördern, sofort. Ich muss in spätestens fünfundvierzig Minuten nach drinnen, aber ich will dabei sein, wenn sie mit den Toten spricht.«
    Im

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