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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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sportlich. Neben ihr und Camille, knapp ein Meter siebzig kurviger Sinnlichkeit, kam ich mir manchmal vor wie eine kleine Krabbe. Ich war gerade mal eins fünfzig groß und zierlich, mit winzigen Brüsten, und bei meinem Tod war ich sehr schlank gewesen, also würde ich für immer so bleiben. Aber so klein und zierlich ich auch war, ich konnte den stärksten Gegner in Stücke reißen. Na ja, die meisten. Meine Figur täuschte über die gewaltige Kraft einer Vampirin hinweg.
    Ich warf einen raschen Blick auf Shade. Der war so konzentriert, dass er uns anscheinend gar nicht hörte. »Zehn zu eins, dass er wieder da ist«, gab ich ihr widerstrebend recht. »Ich hatte gehofft, dass uns zumindest ein bisschen mehr Zeit bleiben würde, nachdem er dieses Geistsiegel gestohlen hat, aber jetzt … glaube ich nicht mehr daran. Schattenschwinge hat einen Lauf. Ein weiteres Siegel in die Finger zu bekommen, hat ihm mächtig Schub gegeben. Telazhar hat er in die Anderwelt geschickt. Da ist es nur wahrscheinlich, dass Gulakah wieder hier ist. Und dann …«
    »Dann wird die Geisteraktivität in Seattle nur so explodieren.« Delilah schnitt eine angewiderte Grimasse. »Ich hasse die Biester.«
    »Ich auch.«
    Mit leisem Flattern schwarzer Flügel kehrten die Schattenvögel zu Shade zurück. Er breitete die Arme aus, und sie schossen auf seine Brust zu und verschwanden darin. Sobald alle in seinen Körper zurückgekehrt waren, drehte er sich abrupt um.
    »Sie sind in der Nähe des wilden Portals. Auf dem Weg hierher.«
    »Irgendeine Ahnung,
was
sie sind?«
    Er wurde bleich. »Das weiß ich nicht, aber ich kann dir sagen, dass sie richtig garstig sind.«
    »Wie zum Teufel sollen wir gegen sie kämpfen, wenn wir nicht wissen, was sie sind?«
    Er schüttelte den Kopf. »Delilah, du und Vanzir geht zurück ins Haus und schickt Camille und Morio zu uns. Wir brauchen ihre Magie gegen diese Geister, denn ich habe keine Ahnung, ob sie auf der physischen Ebene überhaupt angreifbar sind.«
    Delilah nickte rasch und rannte dann mit Vanzir ins Haus. Shade ging inzwischen auf den Trampelpfad in den Wald zu, wo sich das wilde Portal auf unserem Land aufgetan hatte. Wir ließen es bewachen, aber was wir auch versucht hatten, nicht einmal Königin Asterias Magi hatten es schließen können. Es führte mal hierhin, mal dorthin, und man konnte nie sicher sein, was sich dahinter befand. Weshalb wir das Ding mieden, wenn es ging.
    Roz und ich flankierten Shade. Nach ein paar Metern wurde die Energie spürbar dichter, und ich hörte Roz nach Luft schnappen. Sein beschleunigter Puls lockte mich, und meine Fangzähne fuhren aus, doch ich verdrängte den Durst. Ich trank nicht von Freunden, nicht einmal, wenn sie mich dazu einluden. Auch mehr als ein Mensch hatte sich mir schon angeboten, aber ich hatte noch nie eine Bluthure genommen und würde auch nicht damit anfangen.
    Langsam gingen wir auf das glitzernde Licht zwischen den Bäumen zu, und Shade schob ein Gewirr aus Ranken auseinander, die in dieser Gegend wucherten. Schon so früh im Jahr tasteten sich neue kleine Ranken über den Weg vor.
    Ich überlegte, ob ich den Wachen zurufen sollte, dass wir kamen, doch ich zögerte. Damit würde ich auch die Geister auf uns aufmerksam machen. Aber wenn ich die Wachen nicht warnte, waren sie in großer Gefahr …
    »Scheiße«, drang Roz’ Stimme scharf durch die Nacht. »Da.«
    Und dann sah ich sie. Reglose Gestalten auf dem Boden, zwei Elfen, unsere Wachen, und sie sahen schrecklich, grausig tot aus. Ich konnte kein Blut entdecken und witterte auch keinen Hauch davon, aber sie waren weiß wie Schnee, so farblos wie ein leeres Blatt Papier. Ich blickte mich um, sah aber ansonsten nichts Ungewöhnliches. Ich kniete neben den Leichen nieder, während Shade, Smoky und Rozurial Wache hielten.
    Die Elfen wiesen keine offensichtlichen Verletzungen auf – keine Wunden, keine Spuren, nichts, was darauf hinwies, woran sie gestorben waren, bis auf diese extrem bleiche Haut. Die könnte auf einen Vampir hindeuten, aber ich fand keine Bissspuren. Und noch irgendetwas fühlte sich seltsam an, aber ich kam nicht darauf, was genau.
    »Ich will eine Leichenzunge.« Ich blickte zu Rozurial auf. »Wir müssen wissen, wie die Männer gestorben sind. Das sind Königin Asterias Wachen, und irgendetwas hat sie getötet – entweder ist es durch das Portal gekommen oder …«
    »Es hat versucht, durch das Portal in die Anderwelt zu gelangen«, vollendete Shade meinen

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