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Vampirnacht

Vampirnacht

Titel: Vampirnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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fliegen. Dann sprang ihr Hunger auf Roz und mich über und verschlang uns.
    Roz stieß einen schrillen Schrei aus, und ich sprang von ihm auf. Ich riss mir die Jeans hoch und zielte mit einem Tritt nach dem Kopf dieses Dings. Das war nicht meine Verlobte. Ganz und gar nicht. In dem Moment, als mein Fuß sie traf, sah ich nur eine graue, fremdartige Gestalt mit einem kreisrunden Mund voller spitzer Zähne und dunklen Augen ohne Pupillen.
    Roz rollte sich zur Seite und rappelte sich auf. Er wirkte schwach. Ich hatte zu viel getrunken, und er konnte sich nicht so rasch erholen.
    »Hilfe! Camille!« Ich mochte klein und zierlich sein, aber meine Stimme konnte das Haus erbeben lassen. Ich versetzte dem Geschöpf einen Tritt in den Bauch und schleuderte es rücklings gegen eine Zeder.
    Wenn das tatsächlich meine Liebste gewesen wäre, hätte dieser Tritt sie getötet, doch das Ding schüttelte sich nur und grinste – ein finsteres, widerliches, krankes Grinsen. Ich wirbelte herum und rammte ihm den anderen Fuß ins Gesicht, dass mein Stöckelabsatz ihm die Nase brechen musste. Doch es war, als hätte ich gegen massiven Stein getreten. Mein Absatz war zum Teufel, doch zum Glück tat ich mir nicht weh.
    »Scheiße! Was zum Teufel bist du?« Jetzt war ich wütend, und Roz’ Blut, das durch meinen Körper pulsierte, verlieh mir Kraft. Ich sprang das Ding an und riss es zu Boden.
    Es stieß ein gurgelndes Lachen aus, sagte jedoch nichts. Stattdessen hob es die Arme und schlang knochige Hände um meine Kehle. Erwürgen konnte es mich nicht, aber wenn es mir das Genick brach, wäre ich eine Weile außer Gefecht. Ich kämpfte darum, mich aus seinem eisernen Griff zu befreien, da erschien endlich Smoky, und hinter ihm Camille. Sie erfassten die Situation mit einem Blick, und Smoky stürzte herbei, um mir zu helfen, während Camille den schwankenden Roz stützte und ihn aus der Gefahrenzone brachte.
    Smoky bedeutete mir mit einer Geste, aus dem Weg zu gehen, und ich versuchte mich zur Seite zu rollen, doch das Biest hielt mich so fest, dass ich mich nicht bewegen konnte. Smoky krümmte die Finger, und seine Klauen fuhren daraus hervor. Mit einem blitzschnellen Hieb schlitzte er dem Geschöpf einen Arm halb durch. Es gab ein ersticktes Gebrüll von sich und ließ mich los, und ich nutzte die Gelegenheit, mich aus dem Weg zu schaffen.
    Smoky grollte dumpf, streckte alle Klauen vor sich aus und rammte sie ihm in den Bauch. Sie zerrissen das fremdartige Fleisch, und das Geschöpf versuchte erst zu entkommen, kippte dann aber ganz langsam vornüber. Smoky sprang beiseite, als das Ding auf dem Waldboden landete. Es zuckte.
    »Noch nicht tot?«, fragte Morio, der ebenfalls auf der Bildfläche erschien. Er warf mir einen Blick zu und musterte dann wieder das Ding am Boden. »Doppelgänger. Von einem mächtigen Nekromanten beschworen.«
    Ich fing seinen Blick auf. »Oder vom Geisterfürsten?«
    Er nickte. »Ja, Gulakah.«
    Ich beobachtete, wie sich die Gestalt auf dem Boden wand. »Können wir mit dem Ding reden?«
    »Nein … es hat keinen eigenen Willen oder so etwas wie Verstand. Es führt Befehle aus, und es hat Hunger. Es nährt sich von Fleisch und Energie. Doppelgänger haben eine Art eingebauten Zauber, der bei ihren Opfern Halluzinationen hervorruft.« Er wandte sich ab. Über die Schulter hinweg fügte er hinzu: »Die Leichenzunge ist da. Ich schlage vor, ihr erledigt dieses Ding jetzt.«
    Smoky versetzte ihm noch einen Stoß, dann seufzte er tief. »Alles in Ordnung?«
    Ich sah nach meinem Stiefelabsatz, der tatsächlich abgebrochen war. »Nein, kann man nicht behaupten. Ich werde schon wieder. Ich hoffe nur, dass ich Roz nicht allzu übel zugerichtet habe.«
    »Der Inkubus wird es überleben. Komm, wir befragen lieber die Toten, ehe sie sich weigern, ihre Geheimnisse preiszugeben.« Er schickte mich mit einem Wink voran, und wir gingen zurück zu der Lichtung, wo die toten Wachen lagen.
    Shade war wieder da, mit der Leichenzunge. Ein schwacher blauer Schimmer drang aus den Falten ihres Umhangs, und diese leuchtenden, stählernen Augen spähten unter der Kapuze hervor. Ich schluckte meine Abscheu hinunter – Leichenzungen waren echt schräg, aber sie hatten ihren Platz auf der Welt und waren sehr nützlich.
    Camille stand ein Stück abseits, und Roz saß neben ihr auf dem Boden. Er sah ziemlich benommen aus. Mondhexen und Leichenzungen waren nicht gerade beste Freunde. Aus irgendeinem Grund vertrugen ihre Energien sich

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