Vampirnacht
ablenken lassen dürfen. Ein Garten voller Irrlichter erscheint dir vielleicht nicht als große Gefahr, aber alles, was uns von unserer Hauptaufgabe abzieht, ist gefährlich, für viel mehr Leute als nur für uns.«
Frank rieb sich die Schläfen. Vielen war gar nicht bekannt, dass er dem ÜW -Gemeinderat angehörte, aber so war es. Und er war einer der wenigen, die von den Plänen der Dämonen wussten. Er war still, hielt sich stets im Hintergrund, doch er übte auf die explosiveren Werwesen einen beruhigenden Einfluss aus, und seit Exo Reeds Tod hatte Frank im Gemeinderat mehr Verantwortung übernommen.
»Menolly, eine neue Bedrohung ist in der Stadt, nicht wahr? Ich höre Gerüchte, vor allem von denjenigen, die mit Magie arbeiten.« Er sah mir direkt in die Augen und ignorierte die Tatsache, wie schnell so ein Blick zwischen Werwölfen und Vampiren zur Kampfansage werden konnte. »Sag mir nicht, wer oder was – das brauche ich wohl nicht zu wissen. Aber … sollte ich den Hof besser schützen? Sollte ich die Schamanen der anderen Rudel informieren, damit sie für mehr Sicherheit sorgen?«
Ich erwiderte den Blick dieses sanften Riesen. Er meinte es gut. Er war stark, verlässlich und tapfer. Und das konnte ihn zur perfekten Zielscheibe für alle machen, die uns verletzen wollten. »Ja, sichere die Farm. Überwache genau, wer auf deinem Land kommt und geht. Lass deine Kinder nicht allein draußen spielen. Frank, es ist toll, dass du uns helfen willst, aber unternimm bitte nichts, solange wir dich nicht darum bitten. Halt dich zurück und lass uns das machen. Wenn wir dich um Hilfe bitten, dann nur in der höchsten Not.«
Er sah mich aufmerksam an. »Während du und deine Schwestern und Freunde euch der Gefahr allein entgegenstellt?«
Ich schlug die Augen nieder. »Wir hatten schon zu viele Kollateralschäden, Frank. Ich will nicht …«
Mit einem knappen Nicken gab er mir recht. »Schon gut. Ich habe ein Ferkel, das du mitnehmen kannst. Es ist tiefgefroren, aber am Stück. Trotzdem, Menolly … falls es hart auf hart kommt, kann ich meine Kinder zu Verwandten schicken. Und ich werde kämpfen, wo immer ihr mich einsetzt. Der Willows-Clan … wir drücken uns niemals vor der Verantwortung.« Er stand auf. »Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich hole dir das Ferkel.«
Ich bezahlte das Schweinchen, und als er gehen wollte, hielt ich ihn zurück, indem ich ihm leicht die Hand auf den Arm legte. »Falls Schattenschwinge durchbrechen sollte, wird es nirgendwo sicher sein. Ich werde dein Angebot nicht vergessen. Bis dahin kümmere dich um deinen Hof. Genieße die Zeit mit deinen Kindern.«
Er kam mit einem schweren Müllsack zurück, und ich nahm ihn entgegen und spähte hinein. Jawohl, ein ausgesprochen toter Quieker. Draußen vor der Tür wandte ich mich noch einmal um.
»Frank, tu mir einen Gefallen … und dir selbst. Widerrufe deine Einladung. Ich will nicht, dass sich meinetwegen je Zweifel oder Angst bei dir einschleichen.« So machte ich das bei vielen Freunden, und die meisten hatten inzwischen Verständnis dafür.
Er wirkte beinahe verletzt, doch dann nickte er. »Sosehr ich dich mag, Menolly, du darfst dieses Haus nicht betreten.« Und damit war die unsichtbare Barriere wieder da. Beruhigt warf ich das Ferkel in den Kofferraum und raste davon. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch vierzig Minuten bis zu meinem Termin mit Ivana, und die Straßen waren frei. Ich wollte endlich nach Hause und mich selbst davon überzeugen, dass es allen gut ging. Ich jagte in meinem pfeilschnellen Schatten durch die Nacht.
Als ich zu Hause in die Einfahrt abbog, sausten überall Irrlichter herum. Die kleinen Lichtkugeln tanzten kreuz und quer durch den Garten. Sie waren hübsch und würden uns nicht viel anhaben, abgesehen von Iris und Sharah. Sie hatten eine Vorliebe für schwangere Feen, und für schwangere Menschen waren sie besonders gefährlich.
Aber wenn sie sich hier einnisteten, würden sie sich rasch weiter ausbreiten. Die Biester vermehrten sich wie die Karnickel – wir hatten allerdings keine Ahnung, wie sie das anstellten. Soweit bekannt war, bestanden sie aus reiner Energie. Nicht einmal die großen Feenherrscher konnten erklären, wie Irrlichter in diese Welt passten. Sie waren ein Rätsel.
Ich sprang aus dem Wagen und rannte ins Haus. Ich sah mich nach Nerissa um und entdeckte sie zu meiner großen Erleichterung im Wohnzimmer in einer Ecke, umgeben von einem Haufen Tüten von Nordstrom und
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