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Vampirzorn

Vampirzorn

Titel: Vampirzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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sie: Er schwitzt. Warum schwitzt er so? Was geht in ihm vor? In diesem ach-so-tiefsinnigen Harry Keogh?
    Harry hatte ebenfalls keine Ahnung, was in ihm vorging. Alles, was er wusste, war, dass sich direkt unter der Oberfläche seines Bewusstseins etwas zusammenbraute, dass dort irgendwelche Informationen durcheinanderwirbelten, an die er nicht herankam.
    B. J. verfügte über die Macht, an sie heranzukommen. Doch ... das wollte er nicht!
    Wenn sie erführe, dass er an jenen Orten gewesen war, würde sie wissen wollen, wann, weshalb und auf welchem Weg er dorthin gekommen war!
    Sie würde ihm Fragen nach dem Möbius-Kontinuum stellen: wie er es entdeckt und auf welche Art er sich seiner bedient hatte, um an jene Orte zu gelangen!
    ... Aber was für verdammte Orte denn überhaupt?
    Und dann geschah es! Für mehrere Sekunden trat ein, was sowohl seine Mutter als auch B. J. gleichermaßen befürchtet, allerdings nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Mit einem Mal überlagerten Harrys beide Bewusstseinsebenen einander:
    Er stand bei hellem Sonnenschein auf freiem Feld und legte den Kopf in den Nacken, um an hoch vor ihm aufragenden gelben und weißen Klippen zu einer gedrungenen Burg oder Festung mit weißen Mauern hinaufzublicken, die hoch oben am Rand eines Steilhangs über dem Abgrund thronte. Die Gegend sah aus, als läge sie am Mittelmeer, und er kannte sie nur zu gut! Und das Schloss ebenfalls!
    Le Manse Madonie!
    Sizilien!
    Die Ferenczys!
    Wamphyri!
    Guter Gott!
    Um ihn drehte sich alles ... und Harry drehte sich mit, wurde in einen regelrechten Strudel hineingezogen und an einen anderen Ort geschleudert ...
    ... in eine in Schwarzweißtönen gehaltene Eislandschaft auf dem Dach der Welt. Ein kahler Gebirgszug erstreckte sich schier endlos vor einem grauen Himmel. Es war eisig kalt und Schneeflocken stachen wie Millionen weißer Lanzen herab und bedeckten Harry, der sich gegen den Wind stemmen musste, mit einer immer dicker werdenden Eisschicht. Durch das Schneetreiben hindurch konnte sein flackernder Blick eine Stadtmauer ausmachen, die sich wie eine Miniaturausgabe der Chinesischen Mauer dahinzog. In der anderen Richtung hingegen war aus einer steilen Klippe am Fuß des Berges, nicht minder kalt und grimmig als seine Umgebung, ein riesiges steinernes Gesicht gehauen.
    Am Kopfende einer in den Fels gemeißelten Treppe gähnte ein steinernes Maul, das den Eingang zu ... ja, wozu ... darstellte? Zu einer Art Tempel? Es handelte sich um ein Kloster, gewiss, doch welch bösem Kult aus grauer Vorzeit mochte es wohl geweiht sein?
    Von fern drang das Klimpern winziger goldener Glöckchen an sein Ohr, das immer lauter wurde, während das Brausen des Schneesturms allmählich verhallte.
    Mit ihm schwand auch die Szene, doch die Glöckchen wurden noch lauter, nur hatten sie nun einen unheilvollen Klang angenommen, während der Necroscope abermals an einen anderen, verbotenen Erinnerungen entstammenden Ort versetzt wurde ...
    ... Anscheinend befand er sich auf einer Lichtung. Durch das Laubdach fiel nur spärliches Licht. B. J. war bei ihm, sie standen neben einem Wagen und blickten einen Weg, der unter dem dichten Blätterdach wie ein Tunnel wirkte, zu einem gut fünfzehn Meter entfernt stehenden Kombi zurück. Zwei Asiaten in roten Gewändern stützten sich auf die offenen Vordertüren und erwiderten ihre Blicke. Einer der beiden »Mönche« hatte eine Pistole in der Hand, und beide trugen sie ein breites Grinsen zur Schau.
    Aber ein Grinsen ist nicht immer gleich ein Grinsen. In dem ungewissen Licht unter den Bäumen wirkten ihre Augen tierhaft und leuchteten gelb. Ihre Gesichter waren leer, vergleichbar mit Krokodilen oder Hyänen, und voller Bosheit!
    Drakuls!
    B. J. hatte eine Armbrust und wusste sie auch zu gebrauchen. Als sie anlegte und den Abzug betätigte, wirkten ihre Augen mit einem Mal ebenfalls wie die eines Tieres.
    Es machte »thok!« , und Harry spürte etwas, es war ein geradezu körperliches Gefühl ...
    »Harry! Harry!« B. J.’s besorgte Stimme riss ihn, noch völlig durcheinander, wieder in die Wirklichkeit zurück. Mit einem Ruck fuhr er aus ihren Armen hoch, stieß sich den Kopf am Bettpfosten an und fiel wieder zurück.
    »Schon gut«, beruhigte sie ihn, »schon gut«, während sie seinen Kopf in die Kissen bettete und ihm die wild, wenn auch ziellos umherfuchtelnden Arme festhielt. Ihr hypnotischer Blick fesselte seine stecknadelkopfgroßen Pupillen, bis er ihr allmählich zu glauben

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