Vamps and the City
öffnete die Tür und trat ein. Der Mondschein, der heil durch das Fenster fiel, zeigte mehrere Möbelstücke - Kommode, Nachttisch und ein Doppelbett. Ihr Seh- und Hörvermögen war besser, seit sie zum Vampir geworden war. Sie konnte sein leises, regelmäßiges Atmen hören, jede Falte der Bettdecke um seine Füße und Hüften erkennen. Offenbar schlief er ziemlich unruhig. Er hatte die Decke bis zu den Hüften hinunter gestrampelt. Sie konnte den Saum seiner Boxershorts sehen.
Er war ein schöner Mann. Das Mondlicht liebkoste seine breiten Schultern, die goldfarbene Haut, die Mulde der Wirbelsäule am verlängerten Rücken. Darcy ging um das Bett herum und sah ihn an. Die Wölbung seines Bizeps, die Löckchen des Brusthaars, sein zerzaustes, dichtes Kopfhaar, dic kleine Vertiefung an der Wange, wo sein Grübchen war. Seine Haut sah wie Bronze aus, und warm. Wie sehr hatte sie diese Wärme geliebt. Aber sie hatte seine Körperwärme mit einem warmen, liebevollen Charakter verwechselt.
Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatte sich so schnell in ihn verliebt. Sein Kiefer war von Stoppeln bedeckt, die dunkler als das von der Sonne gebleichte Haar auf seinem Kopf aussahen. Das verlieh ihm eine Aura der Gefahr, als würde ein Pirat unter der goldenen Oberfläche des Strandknaben lauern. Aber die Haut entlang seiner Wangenknochen glatt und weich. Die dichten Wimpern ruhten auf zarte,-Haut und verliehen ihm ein Aussehen süßer Unschuld.
Sie hatte an diese Unschuld geglaubt, obwohl der Pirat die ganze Zeit unter der Oberfläche da gewesen war. Wie konntest du nur?, schrie sie in Gedanken in ihrem Kopf. Wie konntest du mich nur so belügen?
Austin stöhnte und drehte sich auf den Rücken. Sie wich zurück. Hatte er ihre Gedanken gehört?
Langsam schüttelte er den Kopf und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Nein", murmelte er. Er strampelte unter der Decke. „Nein." Er ballte die Hand zur Faust. Unter den geschlossenen Lidern bewegten sich seine Augen rasend schnell.
Ein Albtraum, mehr nicht. Gut, er hatte Albträume verdient.
„Nein." Er krümmte sich in Embryonalhaltung zusammen. „Darcy."
Ihr Herz begann zu rasen. Er träumte von ihr. Und seine Stimme klang so gequält. Ein schlechtes Gewissen? Oder hatte er sich auch in sie verliebt? Sie zog sich aus dem Zimmer zurück. Und sie musste daran denken, wie er in jener Nacht in dem Gewächshaus aussah, als er sich unbeobachtet wähnte. Er hatte kläglich ausgesehen.
Sie ging wieder zur Couch. Ertränkte er seinen Schmerz mit Bier? Die Etiketten der Videokassetten fielen ihr ins Auge. Kanal Vier/Darcy Newhart. Was war das, um alles in der Welt? Sie nahm eine und schob sie in den Videorekorder. Auf der Couch fand sie die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Der Ton war ziemlich leise, aber zur Sicherheit drückte sie ihn dennoch aus.
Das Band wurde abgespielt. Ihre Knie wurden weich, sie ließ sich auf die Couch fallen. Oh Gott, daran konnte sie sich erinnern. Das war die Eröffnung des Hundeparks in der Bronx. Da war sie, lebendig, im hellen Sonnenschein. Sie hielt eine Hand vor den Mund. Tränen brannten ihr in den Augen. Verdammt, sie würde nicht weinen. Dieses Leben war vorbei.
Darcy schaltete den Fernseher aus und untersuchte die Videos. Insgesamt ein Dutzend, die ihre gesamte Laufbahn umspannten. Auf der Letzten stand: Darcys Verschwinden/ Tod? Stöhnend ließ sie sie auf den Tisch fallen. Großer Gott. Sie kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich darauf, tief und gleichmäßig zu atmen.
Eine große Ruhe kam über sie, als ihr klar wurde, dass Austin Erickson sich diese Bänder angesehen hatte. Er hatte sie wie ein Versuchskaninchen studiert, damit er sie besser manipulieren konnte. Dieser verlogene Widerling.
Lautlos nahm sie eine CD vom Tisch und las das Etikett. DVN/Personalakten. Der Dreckskerl. Sie nahm zwei weitere CDs zur Hand. DVN/Abonnenten. DVN/Werbekunden. Großer Gott, er musste alles von DVN heruntergeladen haben. Hatte er das in ihrem Büro gemacht? Hatte er so getan, als wolle er sie sehen, während er in Wahrheit die ganze Zeit vorhatte, ihren Arbeitsplatz, ihre Bekannten, überhaupt ihre ganze Welt zu vernichten?
Plötzlich erblickte sie etwas Gelbes unter den CDs und schob sie zur Seite. Den Block gelben Kanzleipapiers musste sie in die Höhe halten, damit sie die Schrift im Halbdunkel lesen konnte. Ihr Name stand als Letzter auf einer Liste. Und ganz oben hatte er geschrieben: Vampire müssen sterben.
Mit
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