Vanilla High (German Edition)
von hinten. „Dieser Preis wird sehr lange sehr hoch bleiben“, antworte ich. Ich versuche, meine klammheimliche Freude darüber zu verbergen. Es ist eine kleinliche Freude. Sie ist fast schäbig zu nennen und widerspricht meinen sozialistischen Grundsätzen. Es gibt nur eine Lösung des Problems. Die Welt vernichtet Reunion und die Tabok, und wenn man es recht bedenkt, wird es auch nicht helfen, denn der Virus, die Idee und der Masterplan sind in der Welt. Bevor die Sinnkrise über mich reinbricht, versuche ich auf andere Gedanken zu kommen und das Gesprächsthema zu wechseln. Wir fahren durch Saint Leu. Ich sage etwas zu den historischen Bauten, an denen wir vorbeikommen, reduziere die Geschwindigkeit meines Fahrzeugs. Meine Passagiere sind immer wieder vom Anblick des Meeres begeistert, Theresa schwärmt auch von der tropischen Vegetation. „“Dann wirst du ja im Park meines Bruders richtig aufgehoben sein.“ - „Ja, ich freue mich“, sagt sie. Ich weiß nicht, ob ich Alina Magdalena für Vanille und Co begeistern kann, aber im Grunde bin ich davon überzeugt, dass man sich dem Charme des Parks nicht entziehen kann, insbesondere wenn man zudem leicht berauscht ist. Außerhalb von Saint Leu nehme ich wieder etwas Fahrt auf. Und dann haben wir Glück. Vor uns joggt ein Tabok, ein Exemplar mit zwei Armen. Alina Magdalena wird hysterisch. Ich funke den Tabok an, stelle uns vor und frage nach, ob er Lust auf ein Interview hat. Auf Interviews haben sie meist keine Lust. Die Tabok kennen mich. Dieser hier verweigert freundlich ein Interview. Ich frage nach, ob er sich mit meinen Gästen fotografieren lassen will. Die Tabok lieben es, sich fotografieren zu lassen, insbesondere Seite an Seite mit Menschen. Der Tabok, der sich lustigerweise Seti nennt, ist bereit, seinen Lauf kurz zu unterbrechen, um sich fotografieren zu lassen. „Meine Damen, es gibt kein Interview, aber Seti ist bereit, sich kurz fotografieren zu lassen.“ Theresa und Alina sind begeistert. Auf der Insel hat fast jeder so ein Foto, na ja, jedenfalls die, die auf solche Fotos stehen. Tabok sind hier so exotisch wie Elefanten in Trivandrum, Südindien. Mit der Kommunikationsanlage – ich bin einer der wenigen, die über die Technik verfügen – vereinbare ich mit Seti einen Halt auf dem nächsten Parkplatz. Theresa kramt eine kleine Kamera aus dem Handgepäck. Wir fahren hinter Seti, der etwas 50km/h läuft. Wenn ich mich richtig erinnere, dürfte der nächste Rastplatz in einem Kilometer kommen. Die Frauen sind offensichtlich erregt. Ich frage Seti, wie alt er ist. „Über tausend Jahre“, meint er bescheiden. Ich bescheinige ihm große Fitness für sein Alter, was allerseits als ein versuchter Witz von mir anerkannt wird. Da kommt der Parkplatz, umrandet von gleich hohen Palmen, die den letzten Zyklon überlebt haben. Seti hat sich schon positioniert. Die Aufregung der Damen ist deutlich spürbar. Ich sage ihnen, sie können ruhig aussteigen und zu Seti gehen. Die Kamera von Theresa, eine kleine automatische, ist selbst erklärend. Seti begrüßt die beiden auf Englisch, ich wähle einen Abstand von fünf Metern, Alina redet auf den Tabok ein, steht aber inzwischen neben ihm und der Riese legt seinen langen Arm um ihre Schulter. Auf der anderen Seite Theresa, die möglicherweise etwas Angst hat. Ich bestätige mehrfach den Auslöser, amüsiere mich darüber, dass Alina unweigerlich mit dem Schweiß eines Außerirdischen in Kontakt kommt. Ich will mit ihrem Schweiß in Kontakt kommen.
Die Küche von Devi kann immer wieder begeistern. Sie zauberte ein Drei-Gänge-Gericht nach Tradition der Insel. Der indische Einfluss war unverkennbar. Die Familie meines Bruders lässt sich da nicht lumpen.Ich habe später dann die Kinder zu Bett bebracht und ihnen Geschichten erzählt, aber ich war nicht konzentriert, nicht bei der Sache, was sie sicher bemerkt haben. Onkel Arul ist in Gedanken bei Tante Alina. Ein bisschen Selbstkritik muss sein. Vor dem Essen hatte mein Bruder eine Führung durch seinen acht Hektar großen Park gemacht. Theresa war begeistert, wollte möglichst viel über die geheimnisvolle Pflanzenwelt wissen, in der wir uns bewegten. Alina Magdalena war nur an den Außerirdischen interessiert, nahm mit einer gewissen Enttäuschung hin, dass an diesem Tag, am frühen Nachmittag zwei Exemplare aufgetaucht waren und die Vanille meines Bruders geraucht hatten. Sie interessierte sich für das Thema, ihre Fragen, die das
Weitere Kostenlose Bücher