Vanilla High (German Edition)
wollte. Er hört mir fasziniert zu, will eine nähere Beschreibung Theresas. „Theresa kann man fast im klassischen Sinne schön nennen, von der Figur nicht überentwickelt, aber auch nicht knabenhaft, ein kleiner Knackarsch kleine feste Brüste, ein hübsches Gesicht mit schönen, blauen Augen, aber das hat mich alles nicht interessiert. An Theresa interessierten mich die Nähe und die Zärtlichkeit, die sie suchte. Sie war ja nur Mitläuferin in diesem Spiel, noch mehr als ich von dem Vorfall überrascht und überwältigt. Ich habe das gespürt. Beim zweiten Mal, als wir alleine waren, habe ich versucht, sie ganz sanft zu ficken. Sie ist das Gegenteil von Alina, aber wie das so immer ist, wird es keine Wiederholungen geben. Beide sind in Europa gebunden. Ich hatte eh das Gefühl, dass ich für Alina so eine Art Ersatzmann war, deren Sex ich mit der Aussicht auf Tabok gekauft habe“ - „Ich beneide dich!“, sagt Paul. „Obwohl Alina vielleicht nicht ganz mein Geschmack ist. Aber hin und wieder sehe ich auch ganz gerne große Ärsche.“ Ich gucke ihn etwas erwartungsvoll an. „Natürlich weißt du nun nicht, welche du heiraten willst und deine Christenseele ist in ein prächtiges Chaos gestürzt worden.“ Paul und ich sind zwar Freunde, aber weltanschaulich teilen wir so gut wie nichts miteinander. Er ist nicht religiös, glaubt nicht an Gott, ist politisch uninteressiert und ist ein Verfechter des Programms. Ich habe ihm offensichtlich Appetit gemacht. Er will mir seine neueste Kollektion erotischer Fotos zeigen. Ich zeige mich nicht besonders interessiert, lasse aber die Bilderschau über mich ergehen, eine Flut von halbnackten und nackten Models, die alle irgendwie die gleiche Konfektionsgröße zu haben scheinen. Sie bewegen mich nicht, obwohl ich ja kein Kostverächter bin. Ich bin nicht in der Lage, mir für jedes Bild eine leidenschaftliche Geschichte zu erfinden, so etwas wie mit Alina. Möglicherweise hat Paul im Geiste mit jeder von ihnen eine Affäre. Es sollte ihn überfordern. Wahrscheinlich kategorisiert er nur die Mädels wie eine S ammlung toter Insekten, macht sich vielleicht mal ein paar Gedanken zu der künstlerischen Komposition jedes Bildes. Das bleibt bei diesem Hobby nicht aus. Inzwischen trinken wir kalten Papayasaft. Ich frage mich, ob es eine gute Idee war, Paul anzurufen. Ein paar klärende Worte mit meinem Bruder wären vielleicht hilfreicher gewesen, aber schon sein Blick am Morgen verbot mir von meiner Orgie unter seinem Dach zu erzählen. Dann lieber Paul, der sich anscheinend mit etwas entfernt ähnlichem wie Sex gerne beschäftigt. Paul hat mal erläutert, dass seine Bilder niemals Vorlage für seine Fantasien waren, um sich einen runter zu holen. Dennoch formten die Bilder diffuse Erwartungen, wie Sex zu sein hätte. Die Bilderschau läuft etwa 15 Minuten, jedem Mädchen werden etwa zwanzig Sekunden gegönnt, was ihn manchmal zu Kommentaren hinreißen lässt. Na ja, ein ganz nettes Hobby. Ich verachte ihn deshalb nicht, aber glaube nicht, dass diese Scheinwelt, die er um sich herum aufbaut, ihm im wirklichen Leben nützt. Ich versuche mich im vereinfachen. Meine Vögelei in den letzten drei Tagen war real und seine Bilderwelt ist eher virtuell, letztendlich zählt aber nur die Ideenwelt, die beides hinterlässt. Die Wirklichkeit besteht selten nur aus Vögelei, anderes ist dominierender, aber in der Gedankenwelt dreht sich dennoch oft alles um den leidenschaftlichen Sex. Wirklichkeit ist immer mit einer natürlich virtuellen Gedankenwelt verbunden und letztendlich versuchen wir die Wirklichkeit so zu erleben, dass sie sich in positiver Weise in unsere Gedankenwelt, in unser Ich einfügt. Jedes Ich ist virtuell, ein Abbild und Reflexion von um sich herum zentrierter Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hat natürlich auch ihre virtuellen Elemente und Ebenen. „Woran denkst du?“, fragt mich Paul. „Der Reigen deiner Frauen hat mich zum Philosophieren gebracht.“ - „Ich werde bald an dem Programm teilnehmen“, sagt er.
Die Ankündigung von Paul schockt mich, reißt mich aus den Gedanken der letzten Minuten. „Hast du dir das auch genau überlegt?“ Ich bin zu nicht mehr in der Lage, als diese Frage, die an sich ein Klischee ist und in möglicherweise Millionen Situationen, real und fiktiv gestellt worden ist. „Da gibt’s nichts zu überlegen. Ich bin jetzt Anfang vierzig und ich möchte Anfang vierzig bleiben.“ Ich bitte darum, den alkoholischen Teil des Tages
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