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Vanilla High (German Edition)

Vanilla High (German Edition)

Titel: Vanilla High (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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verstehen, dass Leben auch Tod bedeutet und dadurch sich erst entfalten kann. Solche Argumente sind nicht neu. Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Ist so etwas Ähnliches, aber im Krieg wird gegen Gottes Gebot verstoßen. „Du sollst nicht töten.“ Durch den Krieg sterben viel zu viele junge Menschen. Die Diskussion macht mich fertig. „Komm doch, erzähl mir mehr von den Polinnen, mehr sexy Details bitte, so weit das deine katholische Seele zulässt.“ Meine katholische Seele. Eigentlich habe ich ja eine hinduistische Seele. Der Hinduismus ist völlig schizophren. Da ist der Katholizismus gar nichts gegen. Jedenfalls gab es im Hinduismus die Tradition der Suche nach Unsterblichkeit, Soma, geheimnisvoller Nektar, den die Menschen mit den Göttern teilen wollten, um ebenfalls unsterblich zu sein. Andererseits wollen die Hindus das Leben überwinden. Ich bin noch in Kampfeslaune, lenke aber ein. „Zeig uns doch noch ein paar hübsche Mädchen. Ich muss etwas in Stimmung kommen, wenn ich dir von Alina Magdalena erzähle.“ Paul ist erleichtert, und ich habe den Hintern von Alina vor Augen. Ich scheine vor mir hinzuträumen. „Woran denkst du?“, fragt ein besoffener Paul. Inzwischen wird eine Flut von halbwegs erotischen Bildern generiert. „Ich denke an ihren Arsch.“ Durch das Ganja kann ich ihn mir sehr gut vorstellen, ihre langen, dicken aschblonden Haare, die auf ihren nackten Rücken fielen, ihr großer fetter Hintern, der volle Gegensatz zu ihrer schlanken Taille. „Ich habe diesen Arsch ausgepeitscht, aber sie war nicht meine Sklavin, sondern meine Herrin, weil sie die Befehle gab. Sie hat mir befohlen, sie auszupeitschen, genauso wie sie mir befohlen hat, sie von hinten zu nehmen und sie zu ficken.“ Ich mache eine Pause und lasse meine Worte wirken, auf mich und Paul. Er schaut mich lächelnd an, seine Augen leuchten etwas. „Eine selten so stark erlebte Erregung. Ich war ihr völlig hörig, um ihre Lust zu befriedigen. Eine für mich völlig neue Form der Sexualität.“ - „Und du warst bereit, dein katholisches Glaubensbekenntnis über Bord zu werfen. Mensch Arul willst du das in fünfzig Jahren nicht auch erleben? Diese Geilheit? Für immer!“ Plötzlich kommen mir meine Erfahrungen mit Alina so mies, so primitiv, so gotteserbärmlich kreatürlich und niedrig vor. Nicht gemäß Gottes Ebenbild. Ich bekomme eine Wut auf alles, besonders auf Paul, der mich wieder provoziert. Er hat genug von meinen Fickgeschichten und will mich mit seiner Unsterblichkeit quälen. „Paul, du kannst mich mal. Ich bin weg!“ Ich greife meine Tasche, die noch in der Diele steht, und haste die Treppe runter. „So schnell siehst du mich nicht wieder“, denke ich. Draußen regnet es in Strömen. Total besoffen steige ich in den Wagen, bediene die Navigation und stelle den Wa gen auf Automatik. Der Wagen fährt von alleine los. Er wird eine knappe Stunde brauchen. Während der Fahrt schließe ich öfter die Augen und stelle mir Alina Magdalena vor.
     
     
                                                            2. Teil                     
     
    Ich kann Paul nicht ernsthaft böse sein. Ich sitze im Flugzeug nach Vancouver, habe die letzten Wochen und Tage in Erinnerung. Die Fahrt von Paul zurück nach Saint Denise ist mir nur noch bruchstückhaft in Erinnerung, zu sehr war ich stoned und angetrunken. Ich bin ihm nicht böse. Die Tage danach vergingen schnell: Redaktionssitzungen im Memento, noch ein Austausch von Emails mit Elisabeth – ohne die konspirativen Methoden der Steganographie - ein harmloser Austausch von Mails zwischen Freunden. Das Erste, was ich nach dem Einchecken im Hotel in Vancouver machen würde, wäre den Schnellzug nach Seattle zu buchen, der die 250km in etwa einer Stunde schaffen würde. Das Flugzeug fliegt noch nicht mal Schallgeschwindigkeit, dies ist zu energieintensiv. Es gibt ein paar kleinere Jets, die mehrfache Schallgeschwindigkeit fliegen, ein Privileg für die Superreichen, aber das war ja schon im Zwanzigsten Jahrhundert nicht anders. Die Züge sind gemeinhin schneller geworden. Überall auf der Welt gibt es Hochgeschwindigkeitsnetze, mit Ausnahme von Schwarzafrika. Der Memento hat mich mit einem für die Staaten kompatiblen Chip ausgestattet, mit dem ich meine Geschäfte abwickeln kann, und der zudem meine Identität definiert, neben meinem elektronischen Ausweis, der mich als Bürger der Republik

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