Vanilla High (German Edition)
vereinbaren kann.“ Ich will und kann hier nicht von Alina Magdalena erzählen, von dem Abgrund, der sich für mich da aufgetan hat, von der Lust. Aber jetzt ist Lizzy da. „Ja, auch ich empfinde manchmal so, empfinde im Widerspruch gegen meine christliche Moral.“ Ich frage sie, ob es ihr schwergefallen sei, die Kirche zu wechseln. „Zuerst ja. Ich habe es meinem Mann zu Gefallen gemacht. Letztendlich war es bedeutungslos, weil ich meine christlichen Vorstellungen weiter so leben konnte wie bisher. Ich vermittle meinen Kindern immer noch das gleiche Christentum.“ Das sagt sie, die Terroristin, die Konspirative, so als ob es den LCL nicht gäbe, nicht diese misere Lage in den USA, an der ihre Staatskirche ein groß Stück Verantwortung mitträgt. Anders wie viele Frauen in der Geschichte hat sie trotz ihrer Kinder ihre praktizierte Radikalität nicht aufgegeben. Ich bezahle das Essen; sie widerspricht mir ein bisschen, aber ich berichte ihr, dass der Memento mich mit einem großen Spesenvolumen versehen hat. Reunion ist reich. Ich weiß nicht, wie viel Zuckerberg für das Wissen, die Bauanleitung bezahlt hat, um das Methusalem Life Center aufzubauen. Es müssen Milliarden Dollar gewesen sein. Dies kam zum Beispiel der Bevölkerung von Reunion zugute, den Tabok sei Dank. Nach den Plänen der Tabok werden Solarpanels auf der Insel in großem Rahmen hergestellt, die in der Welt reißenden Absatz finden, da sie in Effizienz und Preis unschlagbar sind. Das alles für Devisen. Auf der Insel selbst ist die Energie praktisch kostenlos, was ein ungemeiner Wettbewerbsvorteil ist. Südlich von Saint Rose ist ein hochautomatisierter Industriekomplex entstanden, der zum Wohlstand dieser Insel beigetragen hat. Die Insel trumpft mit unbekannter Biotechnik, das Life Center ist nur die Spitze des Eisbergs und Zuckerberg und seine alten Freunde haben nun das Patent für die Welt in den Händen. Waren es fünfzig Milliarden Dollar, die da geflossen waren? Ich werde Zuckerberg fragen, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt. Was für ein merkwürdiger Schachzug der Tabok. Jetzt, wo eins ihrer Geheimnisse keins mehr ist, lebt es sich vielleicht gefährlicher auf La Reunion. Wir sind in den Wagen gestiegen, Elisabeth hat das Ziel programmiert, das circa 15 km vom Ausgangspunkt entfernt ist. Der Wagen fährt automatisch, seine Baureihe gehört zu denen, die hier in Seattle produziert werden. Elisabeth verhält sich so, als ob es nicht sicher sei, sich im Wagen zu unterhalten. Ich bin vorsichtig. Ich mache nicht den ersten Schritt. Sie hat die Erfahrung, die Ortskenntnisse, um die Gefahrensituation realistisch einschätzen zu können. Wir lassen schnell die Skyline von Seattle hinter uns, sagen wenig. Manchmal macht sie Bemerkungen zu den Dingen, an dem wir vorbeifahren. Es geht bergauf, wir lassen die letzten Häuser hinter uns. Plötzlich legt sie ihre linke Hand auf meinen rechten Oberschenkel und streichelt ihn. „Darf ich das?“, fragt sie. „Ich weiß nicht, ob du das darfst. Ich jedenfalls genieße es.“ Sie lächelt mich an. Ist dies nun Ausdruck davon, dass sie Zuneigung zu mir empfindet, oder will sie unseren potenziellen Verfolgern, unseren möglichen Beobachtern das Motiv liefern, warum wir in den Ashburypark fahren? „Ich habe damals, nach Reunion sehr oft an dich gedacht und manchmal bedauert, dass ich nicht einfach geblieben bin. Aber meine Situation ließ es nicht zu.“ - „Ich hätte mit dir gehen können.“ - „Du wärst hier unglücklich geworden Arul, außerdem lässt man nicht seine ganze Existenz wegen eines kurzen Flirts hinter sich.“ - „Dito!“ Sie streichelt weiter mein Bein. „Ich darf das doch?“ Für alle Abhörer sage ich: "Ich liebe es, wenn du mich berührst, wenn du mich streichelst.“ Jetzt dürfte jedem Verfolger klar sein, warum wir in den Ashburypark fahren.
Nach der Skyline mit ihren Wolkenkratzern bestaune ich nun die mir fremde Vegetation; nie gesehene Bäume, die die Höhe einer Kathedrale erreichen. Elisabeth macht ihre Erklärungen. Der Ford steuert einen Parkplatz an, von wo aus wir unsere kleine Exkursion starten können. Offensichtliche Verfolger habe ich nicht bemerkt, aber möglicherweise sendet dieses Auto permanent seine Position. Man muss uns gar nicht verfolgen. Ich werde sie danach befragen. Wir steigen aus. Der Parkplatz ist ansonsten
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