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Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition)

Titel: Variante Krieg oder Der Untergang des DDR - Planeten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffen Duck
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außerdem geruchlos. Wenn sich jemand in der Marschordnung plötzlich seltsam benimmt, dann sollte man das Kommando ,Gas!´ geben.“
    Ob Vierers Marschgesang bereits in die Kategorie „seltsames Benehmen“ fiel?
    Sie saßen im Schulungsraum.
    Der Kamerad Referent gab nun einen Überblick über die im Ersten Weltkrieg eingesetzten chemischen Kampfstoffe.
    „Blaukreuz, Grünkreuz, Gelbkreuz, Weißkreuz, das sind Adamsit als Nasen - Rachen - Reizstoff, der den Gegner zwang, die Gasmaske abzunehmen, um ihn dann dem lungenschädigenden Grünkreuz, Phosgen auszusetzen. Gelbkreuz ist ein hautschädigender Stoff - Senfgas -, Senf - gelb - könnt ihr euch merken.
    Später wurden dann die organischen Phosphorsäureester entwickelt. Symptome dafür sind enge Pupillen und Atemnot.“
    Wilfried empfand immer mehr Widerwillen, nein, nur noch Übelkeit. Gleich würde er brechen müssen.
    Der Referent aber hielt ungerührt seinen Vortrag, so, als wäre das ganz normaler Chemieunterricht.
    „Die USA haben im Vietnamkrieg als Brandmittel Napalm eingesetzt. Die brennenden Spritzer dürfen nicht weggewischt werden, sonst wird die brennende Oberfläche nur größer.
    Man muß Napalm mit feuchter Erde ersticken.
    Dann gibt es noch die chemischen Kampfstoffe, die nicht so schädlich sind. Chloracetophenon zum Beispiel wird als Tränengas eingesetzt. Dieses Gas reizt Augen und obere Luftwege.“

    Wilfried wußte nicht mehr, wie er an die frische Luft gekommen war.
    „Wir kommen nun zum praktischen Teil der Übung. Es wird nun das Kommando ,Gas!´ gegeben, alles weitere folgt in der Gaskammer.“
    Da war es, das Schreckenswort. Soeben ging das Tor des Bunkers auf, heraus kamen Kameraden eines anderen Zuges mit aufgesetzten Gasmasken. Ein weißer Rauch strömte aus dem Tor, glücklicherweise weg von Wilfrieds Leidensgefährten.
    „Was ist das für Gas?“ fragte Wilfried mit kläglicher Stimme den Chemielehrer. „Chloracetophenon,“ antwortete dieser ohne einen Funken Mitgefühl.
    Man hatte wohlweislich darauf geachtet, daß fremde Vorgesetzte die Gaskammerübung durchführten, möglicherweise fürchtete man die Folgen für das Lehrer - Schüler - Verhältnis im zwölften und letzten Schuljahr.
    Alle waren sie hochgradig nervös. Kein Zweifel, hier hörte der Spaß auf!
    Kaum hatte Wilfried seine Brille verstaut, erscholl der gefürchtete Ruf: „Gas!“
    Hoffentlich war die Maske dicht, vor allem aber, hoffentlich war der Filter noch nicht verbraucht. Er bestand ja nur aus Aktivkohle.

    Die Persönlichkeit zersetzen, um sie anschließend in der dem Staat gefügigen Form zu haben, das war der Sinn allen militärischen Drills.
    Wenn ihr gehorsam seid, dann werdet ihr immer die mit der Gasmaske sein!
    Wie hatte man zu Wilfrieds Jugendweihe Bertold Brechts Gedicht kommentiert:
    „Amboß oder Hammer sein! Ihr, meine lieben jungen Freunde, ihr werdet immer Hammer sein!“ Nun eben die mit der Gasmaske!

    Eine kalte Anspannung hatte sich Wilfried und der anderen bemächtigt, als sie die Gaskammer betraten und der Lehrer mehrere Gaspatronen scharf machte. Man sah die Hand vor Augen nicht mehr, spürte nur noch die Hand der Kameraden in der eigenen, rechts wie links, als der Lehrer zuletzt polternd das Tor schloß - von außen!
    Hoffentlich würde keiner von ihnen durchdrehen!
    Wilfried hörte jetzt nichts anderes mehr als seine eigenen schnaufenden Atemzüge.
    Darth Vader bei „Krieg der Sterne“. Wilfried hatte den Trailer im ZDF gesehen.
    Er hatte bereits jegliches Zeitgefühl verloren, als das Tor sich wieder öffnete.
Die Maske war dicht gewesen und auch der Filter hatte durchgehalten.
    Wilfried blickte sich um. Über dem Tor der Gaskammer las er:
    „Die, die ihr hier eintretet, gehorchet oder lasset alle Hoffnung fahren!“

    ***
    Hallo, und Grüße von zu Haus´
    wie sieht es denn bei Euch so aus?
    Im Geiste stehen wir Euch bei,
    was kommen mag, sei einerlei!
    -
    Hier haben allzeit wir viel Spaß,
    zu lernen dies, zu lernen das,
    in unserem ZV - Kursus,
    den man ja absolvieren muß.
    -
    Gestern war Erste Hilfe dran,
    der Pia das nicht gut bekam.
    Ganz blaß sie wurde im Gesicht,
    konnte das Kunstblut sehen nicht.
    -
    Jedoch sogleich der Referent,

er war in seinem Element
    und hat sie flach -, nein, hingelegt,
    und beide waren sehr erregt.
    -
    Bei der Schutzausbildung dann,
    den Anzug legte sie nicht an;
    als Einz´ge blieb sie unverschwitzt.
    Ob all dies gegen Giftgas nützt?
    -
    Gefehlt hätt´ uns noch gar am Schluß,
    daß

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