Variationen zu Emily
wird hier zelebriert ... noch immer kein Lebenszeichen von Ihrem Mann? ... nein, zum Teufel ... wird es auch nicht geben ... und ich kann darauf verzichten ... wie auf diese scheinheilig mitleidigen Blicke und Fragen ... das ist das Unangenehme an der Situation ... ich muss wieder von vorn anfangen ... mit fünf Kindern ... sie sind noch so klein ... und Marcel und Giacomo ... sie verlieren schon wieder einen Vater ... wenn sie Tom wahrscheinlich auch schon vergessen haben ... sie waren noch Babys damals ... aber wer weiß ... vielleicht ist die Wahrnehmung in diesem Alter gar nicht so rudimentär, wie man denkt ... wohin mit uns ... sicher, ich könnte zurückgehen ... aber die Gesichter von damals wiedersehen ... wieder eine Geschichte haben ... und womöglich ihm zu begegnen ... dabei sehe ich ihn doch jeden Morgen ... in diesen beiden kindlichen Gesichtern ... oh, was habe ich falsch gemacht ... warum ist das damals nicht gelungen ... wir waren doch beide gute Menschen ... halbwegs intelligent ... warum scheitert so etwas an kläglichen, sich ansammelnden Kleinigkeiten ... ich weiß wirklich nicht mehr, was uns dazu brachte ... es hatte so gut angefangen ... Augen, die sich trafen ... in einem Bus ... ich war immer im selben ... es war der Weg von der Arbeit nach Hause ... nochmal eine Begegnung ohne Worte ... er hatte mir aufgelauert ... und dann tauchte er im Amt auf ... ich war fast erschreckt, als ich ihn sah ... aber auch seltsam befriedigt ... dass er sich die Mühe machte ... ich schwitzte mit ihm, als ich ihn erklären hörte, was er wollte ... er war so unbeholfen ... und lächelte ein wenig verlegen, weil er sich keine stimmige Geschichte ausgedacht hatte ... wollte ja nur mich sehen ... schließlich sprach er mich an ... entschuldigte sich, weil er so unsicher war ... aber er hätte keine Wahl ... das wäre der einzige Weg, den er gewusst hätte ... mich kennenzulernen ... ich war wirklich gerührt ... und auch schon verliebt ... man liebt nicht immer die starken Männer ... eher die, die mit ihren Schwächen gut umgehen können ... wir gingen zu ihm ... er hatte schon eine eigene kleine Wohnung ... er zeigte mir die Bücher, die er las ... die Platten, die er hörte ... erklärte mir seine Konventionen ... die Art, wie er Dinge zu tun pflegte ... und warum es genauso sein musste ... ich hatte noch nie so einen Mann kennengelernt ... er war immer ... bewusst ... er dachte immer, selbst, wenn er sich die Nägel schnitt ... man spürte die Konzentration ... dass da Gedanken strömten ... am Anfang war das für mich wie ein Lied ... ich stand hinter ihm ... sah ihm zu, wie er die Zähne putzte ... alles war anders, weil nichts nebenbei geschah ... ich glaube, er kannte Routine nicht ... er tat zwar immer alles auf die gleiche Weise ... aber nicht, weil er es so gewohnt war ... sondern weil er bei jedem Mal prüfte ... und diese Art der Ausführung als die einzig richtige erkannte ... selten änderte er eine Verhaltensweise ... weil sie zu seinem Ich nicht mehr passte ... plötzlich begann er, im Sitzen zu pinkeln ... grundsätzlich, wie alles bei ihm, wenn er einmal überzeugt war ... er hatte einfach nachgedacht ... die Folgen abgewogen ... und hielt es dann für eine Sauerei, es im Stehen zu tun ... schimpfte über seine Freunde, die nicht nachdachten ... auch dafür mag ich euch Frauen, sagte er ... ihr macht nie so eine Schweinerei im Bad ... was nicht stimmt ... er sollte mal in den Umkleideraum einer weiblichen Basketballmannschaft gehen ... er jedenfalls war furchtbar systematisch ... bei fast allem, was er tat ... wenn er seine Wohnung putzte, fing er oben an ... die Spinnweben an der Decke ... die Bilderrahmen ... erst zuletzt saugte und wischte er ... ganz anders als ich damals ... wenn ich einen Fleck auf dem Teppich sah, musste ich ihn gleich entfernen ... dann sah ich den Schmutz ... und holte den Staubsauger ... beim Saugen fiel mir auf, dass an den Türen Fingerabdrücke waren ... also nahm ich einen Lappen, um sie zu entfernen ... und ließ den Schmutz erstmal auf dem Teppich ... ich hätte das lieben sollen ... tat ich ja am Anfang auch ... wie man Neues eben zuweilen zu schätzen weiß ... aber als wir dann zusammenlebten, ging es mir auf die Nerven ... Pedant, sagte ich zu ihm ... und er war gekränkt ... verstand den Vorwurf nicht ... konterte am Ende mit meiner Schlampigkeit ... nichts zu Ende geführt ... alles in Hetze, ohne einen Gedanken ... er hatte recht! ... und ich habe von
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