Variationen zu Emily
den Anführer gebracht, sagt die Schwester ... ist in schlechtem Zustand ... lebt vielleicht nicht mehr lange ... wer hat das nun wieder zustande gebracht ... erst schieße ich Valerio an ... dann macht einer seinen Führer fertig ... ich sollte mich freuen ... schließlich muss das ein Schwein sein ... was wir bislang wissen ... aber dass jemand sich in Reichweite seines Messers wagt ... und ihm so zusetzt, dass er jetzt in Lebensgefahr schwebt ... mutig ... aber trotzdem ... ist doch auch nur ein Junge ... vielleicht wäre noch Hoffnung gewesen ... bis gleich, Valerio ... ich bleibe nicht lange weg ... sehe nur mal nach, was von deinem Chef noch übrig ist ... und versuche herauszubekommen, was passiert ist ... hallo, Herr Doktor ... ja, gut, dass Sie mich holen ließen ... was ... aus dem fünften Stock gesprungen ... das glaube ich nicht ... der war doch nicht lebensmüde ... das war doch ein Wolf ... war sich schuldig, bis zum letzten zu kämpfen ... hätte sich das Bein abgebissen, um sich aus der Falle zu befreien ... schließlich stand sein Ruf auf dem Spiel ... als der Böse, Gefährliche ... der im Verbrechen Erfolgreiche ... Selbstmord ist bei denen doch ein Synonym für Versagen ... mein Gott, diese Gänge ... dieser zu Dunst gewordene Krankenhausschmutz ... dieser Gestank und das grässliche Licht ... die Bilder von verrücktgewordenen Dilettanten an den Wänden ... bei dem Wort Gefängnis denke ich noch immer an Dunkelheit ... Schmutz, klirrende Ketten und Ratten ... aber das ist eine romantische Vorstellung ... im Knast verreckt heute keiner mehr ... da gibt es immerhin noch eine Art von Leben ... aber hier ... hier ist das Siechtum zu Hause ... hier landet man, wenn man zum Leben zu schwach ist ... hier wird die erste Dosis Tod verabreicht ... von netten Menschen wie diesem Arzt ... läuft mit wehenden Kittelschößen eifrig vor mir her ... führt immerhin die Kripo zum Hauptverdächtigen ... diese Gutmenschen setzen die erste Spritze ... ganz väterlich ... wird schon wieder ... scheiße, ich lasse mich hinreißen ... aber mir geht immer noch nach, wie mein Großvater ... er kam hierher und begann noch am selben Tag, weniger zu werden ... er schwand einfach dahin ... nein, lass nur, sagte er ... wenn ich ihn rausholen wollte ... Opa, du stirbst hier ... bitte, komm doch mit ... nein, lass nur ... er hatte eine Lungenentzündung, hohes Fieber ... und eine Zyste am Darm ... das muss doch zu heilen sein ... aber er wollte nicht ... hatte aufgegeben ... seine erste Krankheit ... für ihn war das der Bote ... der mit der Sense ... das Zeichen, dass es zu Ende ging ... und er gab nach ... kämpfte nicht mehr ... als sie mit ihm fertig waren, wog er noch dreiundvierzig Kilo ... und sie waren stolz, dass sie ihn so gut hinbekommen hatten ... nach der Operation lebte er noch zwei Tage ... unvorhersehbare Komplikationen nach dem Eingriff ... so hieß es ... lass mich, Dodo ... es geht mir doch gut ... hier sorgen sie für mich ... er wollte natürlich keinem zur Last fallen ... lieber in dieser Sterbefabrik verarbeitet werden ... ich liebte meinen Opa ... er war ein guter Mensch ... immer für mich da, wenn meine Eltern ihren Karrieren nachliefen ... und immer er selbst ... er hat sich nie verleugnet, wenn er mit mir sprach ... nie Kindersprache gelispelt ... nie hässliches Spielzeug ge lobt ... nie Dummheiten befürwortet ... nie Kuscheltiere geschenkt, als ich dieses Stoffzeug bereits höchst albern fand ... er hatte einfach Verständnis ... fragte nach, wenn er etwas nicht begriff ... auch, als ich in der Pubertät zwischen Aggressivität und tiefem Selbstmitleid pendelte ... auch da sprach er mit mir wie mit einem Menschen ... ach, Opa, wie oft hätte ich dich gebraucht ... deine ernste, ruhige Art ... deinen subtilen Humor ... verdammt, warum sind wir nicht mit dem Fahrstuhl ... warum müssen wir siebzig Kilometer treppauf laufen, wenn es doch eigentlich so nahe ist ... ach so ... Fahrstühle sind ab zwanzig Uhr nur noch für Notfälle ... wer hat sich den Schwachsinn wieder ausgedacht ... wahrscheinlich, um zwanzig Pfennig Strom zu sparen ... heute redet ja jeder darüber, wie teuer unser Gesundheitswesen ist ... was natürlich an den Fahrstühlen liegt ... au weih, der sieht aber wirklich böse aus ... ist ja völlig zerschnitten ... armer Kerl ... hängt schon an drei Flaschen und zwei Geräten ... sie mussten ihn mir ja nicht gerade nackt präsentieren ... ganz ansehnlich, wenn der Rest nicht wäre
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