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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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sie eine Woche Handyverbot. »Na und?«, hat Caterina geantwortet. »Ihr gebt mir sowieso nie Geld zum Aufladen, und mich ruft eh kein Schwein an.« Worauf die blöde Kuh sie wieder zu ihrem Zyklus gelöchert hat. Sie fragt ständig, wie er ist, wie lang er dauert, ob sie ungewöhnliche Schmerzen verspürt. Hinter dem vermeintlichen mütterlichen Interesse verbirgt sich in Wirklichkeit eine krankhafte, bösartige Obsession. Ich weiß das, und auch Caterina hat es längst durchschaut. Heute war sie so verzweifelt, dass sie entsprechend reagiert hat. »Kümmer dich doch um deinen eigenen Zyklus, das kann nicht schaden«, hat sie zu ihr gesagt.
    Heathcliff : und sie?
    Shaina : hat mir eine runtergehauen.
    Auch das wird mir meine Schwägerin noch teuer bezahlen. Obwohl meine Tochter es keineswegs schweigend hingenommen hat. Im Übrigen wäre sie dann wohl auch nicht meine Tochter. Aber was Caterina dann schreibt, übersteigt selbst meine wildesten Fantasien.
    Shaina : hab dumme schlampe zu ihr gesagt … und dass sie im dongiovanni junge kerle bumst …
    Ich drücke auf die Taste für das Fragezeichen, bis mein Computer mich in eine neue Zeile schickt.
    Shaina : hehehe, zwei sitzenbleiber aus meiner klasse haben sie erwischt … ärmste, dass sie es nötig hat … jeden freitag fährt sie in den club … ü40+standard+salsa+70er jahre … da laufen ne menge alte jungfern rum … das weiß ich, weil viele jungs von meiner schule deshalb hingehen … die damen zahlen die getränke … und dann mieten sie oben im hotel ein zimmer … du bist eine schlampe + pech hast du noch dazu, hab ich gesagt … hahaha, sie hat mich an den haaren in mein zimmer gezerrt und eingeschlossen.
    Heathcliff : tut mir leid.
    Shaina : was solls, an schläge bin ich gewöhnt … *g* … hättest ihr gesicht sehen sollen …
    Ich frage meine Tochter, wo dieses Dongiovanni sich genau befindet. Sie schreibt etwas von einer Ausfahrt der Schnellstraße an einem Einkaufszentrum.
    Shaina : stehst du auf alte frauen?
    Ich verneine entschieden, wolle es mir aber einfach mal ansehen. Reine Neugier.
    Ihre Antwort besteht in einer Reihe grimmiger Smileys. Sie ist eifersüchtig, weil sie es nicht verstehen kann. Sie darf es nicht verstehen.

26
    E ines Abends kommst du später als gewohnt nach Hause und findest erneut eine Überraschung vor: Ihre Exzellenz Romina, die Kandidatin höchstpersönlich. Graue Haare, denn Färben ist natürlich uncool. Goldene Ohrhänger in Halbmondform, gemusterter Kaschmirschal, die Seidenhose weich fließend und glatt wie ein Vorhang. Elisa steht mit verschränkten Armen da, die Jacke schon zugeknöpft und die Haare zu einem Knoten hochgesteckt, mustert dich und faucht dich vor Romina und eurer Tochter an, dass du versprochen hattest, spätestens um halb neun zu Haue zu sein. Du wedelst mit der großen, silbergelben Zellophantüte vor ihr herum.
    »Soll ich dir sagen, warum ich so spät bin? Weil ich das hier noch abholen musste. Die Post war zweimal hier und hat zweimal niemanden angetroffen, und in ein paar Tagen statten mir die TÜV -Gutachter einen Besuch ab.«
    Elisa kann sich nicht daran erinnern, dass du die goldene Oldtimer-Plakette beantragt hast. Wenn sie wüsste, wie pingelig die sind!
    »Das hätte doch auch bis morgen warten können.«
    »Und hättest du nicht einen Babysitter besorgen können?«
    »Nein, so wie du den letzten behandelt hast.«
    »Hast du deine Meinung über die schon geändert? Jetzt ist es also meine Schuld, ja?«
    Elisa zieht etwas Verkohltes aus dem Backofen. Caterina beäugt euch vom Sofa mit strenger Miene. Euer Gast versucht sie abzulenken und zum Lachen zu bringen. Als wenn das so einfach wäre. Elisa flucht, lässt die Auflaufform ins Spülbecken fallen und dreht den Wasserhahn auf.
    »Im Kühlschrank liegen noch zwei davon«, teilt sie dir mit und wirft die Topflappen fort.
    »Willst du gar nichts essen?«
    »Wir müssen los. Romina ist bereits seit einer halben Stunde hier.«
    »Bist du schon so wichtig, dass sie ohne dich nicht mehr können?«, flüsterst du ihr ins Ohr und öffnest den Kühlschrank. Panierte Schweineschnitzel, gefüllt mit gekochtem Schinken, künstlichem Spinat und klebrigem Mozzarella. »Für den Backofen – blitzschnell und light!«, schreit es dir von der Verpackung entgegen.
    »In Zukunft muss ich wohl auch noch kochen lernen«, meckerst du, aber deine Frau hat schon eine schwarze Aktentasche gepackt, die deiner ähnlich sieht, nur dass sie nicht aus Leder ist.

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