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Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition)

Titel: Vater. Mörder. Kind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giampaolo Simi
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französische Schnürschuhe?
    »Bleiben noch zehn Prozent«, sagt der Inspektor, als hätte ich ihn wirklich neugierig gemacht.
    »Bleiben noch zehn Prozent. Aber ich bin nie dahinter gekommen, was das ist. Ich weiß nur, dass wegen dieser zehn Prozent manchmal alles den Bach runtergeht.«
    Du wählst ein altes Paar Sportschuhe. Du weißt gar nicht mehr, wo du die gekauft hast, aber bestimmt an einem faulen Sonntagnachmittag in der Übergangszeit, mit der festen Absicht, die grüne Umgebung deines Hauses zum Joggen zu nutzen. Letztlich hattest du sie allerdings nur ein einziges Mal an, um den steilen Grat aus Tonerde hinaufzulaufen, zum Geisterdorf hinter der Brücke über dem Brennnesselbett.
    Kaum bist du mit dem Fuß hineingeschlüpft, hast du das Gefühl, die Anziehungskraft des Planeten Erde habe nachgelassen.
    »Ja, in denen werde ich es bequem haben«, sagst du und bindest dir die Schnürsenkel zu.

37
    W ir lassen unsere Tabletts auf der Bank stehen. Wir verlassen das festlich beleuchtete Dorf. Und wir überlassen unsere Euros den Zöllnern.
    »Was ist, bist du schockiert? Oder angewidert? Sag ruhig die Wahrheit.«
    » Du willst mir was von Wahrheit erzählen?«
    »Du warst für mich der einzige Weg, an meine Tochter heranzukommen. Und weißt du, was passiert wäre, wenn ich es dir von Anfang an gesagt hätte? Sieh dich doch an. Genau das wäre passiert.«
    »Wer gibt dir eigentlich das Recht, andere Menschen zu benutzen? Und für wen hältst du dich, dass du vorher schon weißt, was ich denke?«
    »Für niemanden! Ich weiß nur, dass ich Caterinas Vater bin. Und dass ich sie zehn Jahre nicht gesehen habe, nicht ein einziges Mal hat sie mir geschrieben, nicht eine Zeile, und keinen meiner Briefe hat sie beantwortet. Die beiden haben sie eingesperrt und gegen mich aufgehetzt. Und sieh dir an, was sie aus ihr gemacht haben: ein armes, unglückliches Mädchen voller Komplexe, mit dem keiner was zu tun haben will. Und willst du wissen, warum sie das getan haben? Willst du es von einem hören, der die beiden gut kennt?«
    Endlich bleibt Laura stehen und sieht mich an.
    »Die beiden hassen sie, Laura. Sie hassen meine Tochter von ganzem Herzen. Meine Schwägerin hasst sie, weil sie selbst keine Kinder bekommen kann. Die Tochter von jemand anderem großziehen zu müssen, war für sie eine doppelte Strafe. Und ihr eigener Mann hat das nicht gemerkt.«
    Ich krame die Blechtaler hervor.
    »Siehst du die? Diese verdammten Blechtaler sind feinfühliger als dieser Typ!«
    Ich schmeiße sie in die Bäume hinter der Mauer.
    »Und mein Schwager hasst meine Tochter noch mehr. Weil sie mir ähnelt und nicht seiner armen Schwester. Aber was kann Caterina für etwas, das ich getan habe? Welche Schuld trifft sie, nur weil sie meine Tochter ist? Es ist, als wäre sie selbst zehn Jahre im Knast gewesen, wie ihr Vater.«
    »Du musst mir das alles nicht erzählen. Nicht mehr. Ich bin weder Sozialarbeiterin noch Psychologin.«
    »Die gehen nie im Leben zu einer Psychologin! Du hast es ihnen empfohlen, prima, du bist mit deinem Gewissen im Reinen! Aber weißt du, was dieses Stück Scheiße mit deinen guten Ratschlägen macht?«
    »Du hast an der Tür gelauscht. Wie ein Spion.«
    »Ihr habt über meine Tochter geredet.«
    Laura macht mich darauf aufmerksam, dass wir vor unserem Bed & Breakfast angekommen sind.
    »Ich reise ab«, sagt sie. »Bleib ruhig, du hast ja Freunde hier, wie ich gesehen habe.«
    Sobald wir auf dem Zimmer sind, schließe ich ab und stecke den Schlüssel in die Hosentasche.
    »Was zum Teufel hast du vor?«
    »Dir die Wahrheit sagen. Du hast schließlich ein Recht zu erfahren, mit wem du gevögelt hast.«
    Vielleicht will sie ja wissen, wie oft ich auf meine Frau eingeschlagen habe? Ich hab nicht mitgezählt, und auch die Autopsie konnte das nicht klären. Ich könnte ihr höchstens in allen Einzelheiten berichten, was in den Prozessakten stand: Elisa hatte zahlreiche Hämatome an Armen und Händen, weil sie sich gewehrt hat. Sie hatte eine verrenkte Schulter, einen massiven Bluterguss am rechten Oberschenkel, Hautabschürfungen an Hals und Schulterblättern und zwei gebrochene Rippen, unten links. Meine Verteidigung hat sich sehr auf die Stellen ihrer Verletzungen konzentriert. Keiner der ausgeführten Schläge »sei akut lebensbedrohlich« gewesen. Das sei ein Zeichen, so mein Anwalt, dass es sich »nicht um einen Gewaltakt zur vorsätzlichen Tötung der Ehefrau« gehandelt habe.
    Laura umklammert ihr Handy wie

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