Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
sein und ein Gewächshaus. Aber wo? Sie eilten aus der Küche, kehrten in den Gang zurück und gelangten wieder ins Gewölbe. Plötzlich wurde es stockfinster. Die Fackeln waren abgebrannt. „Lasst es gut sein, lasst uns umkehren“ rief ein Elfchen, „hier können wir nichts mehr ausrichten, es ist zu dunkel.“ „Ist uns auch lieber, machen wir morgen weiter!“ erklärten die anderen und machten sich auf den Rückzug.
Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, hielt sie eine dumpfe Stimme aus dem Hintergrund zurück. „Huhu, wartet, hier ist eine Tür.“ Ein mit Spinnengeweben über und über bedeckter Kopf tauchte unter dem Treppenabsatz auf und winkte die anderen zu sich. „Guckt mal“, flüsterte es, „hier ist ein Ausgang.“ Ein winziger Lichtschein fiel unter der Tür hindurch. „Wo ist das Schlüsselloch?“ Sie tasteten die Tür ab, glatt von oben bis unten. Nichts zu finden. Keine Öffnung. „Hier, hier“ krähte aufgeregt ein Elfchen, „hier mitten auf der Tür sitzt ein Knopf!“ Alles drängte nach vorn. Sie versuchten den Knauf zu drehen. Er bewegte sich keinen Zentimeter. Mutlos ließen sie den Kopf hängen. „Verflixt noch mal, warum bewegt sich das Ding nicht?“ „Das ist bestimmt ein Geheimschloss“ murmelte ein Elfchen. „Lasst uns Morgen weitersuchen, mit dem wenigen Licht sind wir sowieso aufgeschmissen.“
Verdrießlich kehrten sie in die Küche zurück. „Wo mag nur der Schlüssel sein?“ Ein Elfchen gab keine Ruhe. Es durchstöberte jeden Winkel, jedes noch so kleine Ritzchen. Nichts. Wütend knallte es die Küchentür zu, dass es krachte. Irgendetwas hatte dabei geklappert. Ei sieh da, hinter der Tür hing an einem Haken eine Schürze. Die Tasche beulte sich verdächtig aus. Schnell griff es zu und heulte gleich darauf laut auf: „Ich hab ihn, schaut her, hier ist er, der verflixte Schlüssel!“ Stutzig betrachteten sie die eigenartige Form. Dreizackig? Das müssen wir sofort ausprobieren „Wir haben kein Licht mehr?“ müffelte ein Elfchen verdrießlich. „Ach was, ich gehe wieder nach unten“ widersprach das Schlüsselelfchen, nahm ihn und tastete sich mit ausgestreckten Armen abwärts. Kurz entschlossen trabten die anderen blindlings hinterher. Nun kam der große Augenblick. War das der richtige Türöffner? „Und wo ist in dem Knopf das Schlüsselloch?“ fragte das vorderste Elfchen mit kecker Stimme. Verdutzt schauten sie den Messingknopf an. „Ich hab da so eine Ahnung“ drängte sich ein anderes Elfchen nach vorne, senkte seine Hand über den Knauf und schob ein winziges Plättchen zur Seite, das die anderen in ihrer Ungeduld übersehen hatten. „Seht ihr“ triumphierte es, „hier ist eine Öffnung.“ Es nahm den Schlüssel, steckte ihn in die eingelassenen Kerben, versuchte ihn zu drehen, aber nichts passierte. Es rührte sich gar nichts. Sie drehten nach rechts, nach links, nichts. „Wir müssen es schaffen“ zischte ein Elfchen zwischen den Zähnen hindurch. „Aber wie?“ „Es muss einfach gelingen.“ Verzweifelt drehten und rüttelten sie mit vereinten Kräften an dem Knauf herum, stemmten sich gegen die Tür und tatsächlich, die Pforte öffnete sich Zentimeter für Zentimeter, wobei die alten Türbalken in ihren Angeln bedrohlich knarrten. Aufgeschreckt über das ungebetene Eindringen von Fremdlingen hoppelten Mäuse, mit ihren Schwänzchen Spuren im Staub hinterlassend, in ihre Löcher. „Igitt“ schüttelten sich die Elfen, „ist das hier gruselig.“
Mit größter Vorsicht betraten sie den Gang. Muffiger und abgestandener Geruch umfing sie. Grabesstille, direkt zum Fürchten. Aber es war alles verlassen. Naserümpfend schlichen sie auf den schmalen Lichtschein zu, den sie bereits von außen gesehen hatten. Je näher sie kamen, desto breiter wurde er. Alle Vorsicht außer Acht lassend eilten sie darauf zu und übersahen in ihrem Übereifer einige Stufen. Sie purzelten übereinander, rafften sich auf – und blickten sich um. „Das Gewächshaus“, sie hatten es gefunden. Die Helligkeit war so grell, dass sie die Augen zusammenkneifen mussten. Winzige Staubkörnchen tanzten im Sonnenlicht, das durch unzählige, farbenreiche Glassteine flimmerte. An den Wänden entlang stapelten sich in Reih und Glied Kräuterkisten. Selbst Gartengeräte, gesäubert und poliert, hingen an den dafür vorgesehen Haken. Sie blickten nach oben und sahen über sich eine mit dicken Wurzelsträngen überzogene Kuppel, die das Gewächshaus mit soviel Licht
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