Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Arbeiten erledigt sind, was nicht mehr lange dauern wird, werden die Elfen ein rauschendes Sommerfest veranstalten, wozu ihr natürlich alle herzlich willkommen seid.“ Beifall klang auf und friedlich zogen sie ab in ihre Höhlen, um zu kuscheln und den versäumten Schlaf nachzuholen.
Die Morgensonne stand schon eine Weile am Himmel und durchflutete mit ihren Strahlen das Zimmer der Elfen. „Hatzi“ tönte es unter dem Kissen hervor. Und dann nochmals „hatzi“. Endlich waren sie wach. „Das fehlte gerade noch“ murmelte Adina „wir haben uns verschlafen.“ Rasch erhoben sie sich, kleideten sich an und huschten zu Winzig in die Küche. „Entschuldigung, wir haben uns verschlafen!“ Verdutzt sahen sie, dass nur noch Frühstück für sie auf dem Tisch stand und fragten: „Wo sind denn all die anderen?“ „Nun“, grinste Winzig freundlich von einem Ohr zum anderen, „meine Brüder arbeiten seit dem Morgengrauen in eurem Wohnbaum.“ „Oh nein, auch das noch!“ Hastig griffen sie nach einem Brötchen, verbrannten sich an dem heißen Kaffee den Mund und schwirrten ab. Von Ferne hörten sie schon den Krach. In Windeseile erreichten sie die Eiche, wollten stürmisch hinein stürzen, als Goldor ihnen zurief: „Draußen bleiben, wir sind noch nicht fertig“ und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Enttäuscht hockten sie sich auf den weichen Waldboden. Nun hieß es Warten, Warten und nochmals Warten. Ihre Ungeduld wuchs zusehends. Minuten wurden zu Stunden.
Dann, am frühen Nachmittag, öffnete sich endlich die Pforte und heraus traten verschwitzt und abgekämpft die Zwerge. „So, meine Lieben, nun ist der Augenblick gekommen, euch das neue Heim zu übergeben, tretet ein und sagt uns, wie es euch gefällt.“
Der prächtige Anblick lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Alles blitzte und glänzte vor Sauberkeit. In der Empfangshalle schmückten goldverzierte Leuchter, die ihnen die Zwerge als Willkommensgruß geschenkt hatten, die Wände. Die Teppiche auf den Treppenstufen waren gesäubert, die Fenster geputzt, es war grandios. Selbst in der Küche hatten die Zwerge bereits Hand angelegt. Töpfe, Pfannen und Geschirr hingen ordentlich in Reih und Glied an den Haken, Holz, um die Öfchen einzuheizen, lag ordentlich in Körben gestapelt. Adina und ihre Elfen waren überwältigt und fanden nicht genug Worte, um ihren Dank auszusprechen. Zufrieden, dass sie ihren neuen Freunden helfen konnten, stapften die Zwerge nach Hause.
Einrichtung des Wohnbaums
Königin Adina und die Elfen machten sich eifrig ans Werk. Sie hasteten und eilten treppauf und treppab. Fast eine Woche werkelten sie von morgens bis spät abends herum, dann war alles geschafft. Kostbare Seidentücher, von Tausenden von Seidenraupen gewebt, verschönten die Wände, frische Blüten lagen auf dem Fußboden, vor den Herzfensterchen standen Kerzen, die abends hell leuchteten und die Eiche in einen strahlenden Lichterbaum verwandelten. Das Schönste jedoch waren die kleinen Wiegen, die an geflochtenen Zweigen von der Decke herab hingen, in denen die Elfen schliefen. Zierlich bestickte, mit duftenden Blüten gefüllte Säckchen dienten ihnen als Kissen. Musikergrillen, die mit im Wohnbaum lebten, leisteten ihnen an manchen Abenden Gesellschaft. Sie hockten sich auf den Rand der Wiege, musizierten ein Weilchen und schaukelten die Elfen sanft in den Schlaf.
Im obersten und elegantesten Stockwerk residierte Königin Adina. Sie hatte sich in den traumhaften Ausblick über sanfte Täler und steile Schluchten, bis hin zu den gewaltigen Bergen mit den schneebedeckten Gipfeln verliebt. In einem angrenzenden Zimmer, unmittelbar neben dem Wohnraum, befand sich eine kleine Bibliothek mit Schreibsalon, die die Zwerge liebevoll eingerichtet hatten. Uralte, unersetzliche Bücher, Notenhefte, die Geschichte der Elfen und Zwerge und alte Weissagungen, füllten die Regale vom Boden bis zur Decke. Hierhin zog sich Adina gern zurück, um nach der Hektik des Tages ein wenig Ruhe zu finden und zu träumen. So auch an diesem Abend. In ihrer Erinnerung durchlebte sie noch einmal die Wanderung mit all den Strapazen, das Suchen einer neuen Bleibe und, nachdem sie schon fast den Mut verloren hatten, die Entdeckung des Waldes mit der wunderbaren Lichtung, die Freundschaft und Hilfsbereitschaft der Zwerge.
„Wenn ich nur wüsste“, murmelte sie vor sich hin, „wie wir unseren Freunden für ihre Hilfe danken könnten.“ Mit einem entschlossenen Ruck erhob sie
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