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Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Vater Mond und seine Kinder (German Edition)

Titel: Vater Mond und seine Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Sassen
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Frühlingslüftchen machten sie sich auf den Weg. Kaum war Arik mit Winzig allein, sprang er quietschfidel auf, scharwenzelte in der Küche umher und ließ sich ein leckeres Leberwurstbrötchen schmecken.
    Sie waren schon eine ganze Weile zwischen den hohen Stämmen hindurch gewandert, als sie auf eine fast undurchdringliche und undurchsichtige Dornenhecke stießen. „Da müssen wir durch“ erklärte Goldor kurz. „Wartet hier, wir versuchen ein Loch zu finden. Wenn ich rufe, kommt ihr mir nach!“ Ungeduldig lauschten die Elfen auf ein Zeichen. Endlich ertönte ein Pfiff. Erwartungsvoll eilten sie zu den Zwergen und brachen in ein schallendes Gelächter aus. Über und über waren die kleinen Wichtel mit Ranken und Dornen übersät. „Folgt mir“ murmelte Goldor ein wenig gekränkt. „Verzeiht uns“ bat Adina, „wir wollten euch nicht verletzen. Ihr saht nur so lustig aus.“ Gemeinsam schlüpften sie durch den Spalt, den die Zwerge in die Dornenhecke geschlagen hatten. Sie kamen gut voran. Kurze Zeit später standen sie vor einer uralten, prächtigen Eiche, deren Stamm so umfangreich war, dass sie ihn gemeinsam nicht hätten umspannen können. Das Drolligste an ihr jedoch war, dass die Rinde aussah wie ein uraltes, verwittertes Gesicht, das sie freundlich angrinste.
    „Kommt nur, kommt weiter!“ brummelte Goldor. Sie umrundeten die Eiche, bis sie vor einem unauffälligen Hügel standen. „Stopp, hier ist es!“ Er und seine Brüder versuchten die angehäufte Erde und die verfaulten Blätter zur Seite zu schaufeln. Bald schon mussten sie feststellen, dass sich die Erde in Lehm verwandelt hatte. Oh je, das wird nicht leicht sein. Sie schufteten und stöhnten, bis ihnen der Schweiß von der Stirn tropfte. Kraftlos hockten sie sich auf die Erde. „Hört mich an“ murmelte Musikus. „Es wäre vernünftiger, morgen weiterzumachen. Bald wird es dunkel, dann können wir nichts mehr sehen.“ Goldor antwortete nicht. Er biss sich auf die Lippen und trieb mit aller Wucht noch einmal den Spaten in die Erde. Dann noch einmal. Ungläubig schaute er in das gegrabene Loch. Er konnte nicht fassen, was er da sah. Die Eingangspforte. Er hatte sie wahrhaftig gefunden. Jubelnd drehte er sich um und brüllte: „Hurra, der Eingang, wir haben ihn gefunden.“ Der Rest war eine Kleinigkeit. Blitzgeschwind scharrten sie mit den Händen die letzten Hindernisse beiseite. „Wunderschön“ girrten die Elfen begeistert, als sie die kleine, kreisrunde, bunt angestrichene Tür vor sich sahen. „Wie kommen wir da hinein?“ fragte Adina. „Warts ab“ krächzte Goldor, der noch Staub im Mund und in der Nase hatte. Umständlich kramte er aus seiner rechten Hosentasche ein Taschentuch hervor, in das er kräftig schnäuzte. Faltete es anschließend sorgsam zusammen und steckte es wieder zurück an seinen alten Platz. „Ach du liebe Zeit“ flüsterte eines der Elfchen ungeduldig. „Wie lange sollen wir denn noch warten?“ Goldor, der die Bemerkung natürlich gehört hatte, ließ sie noch ein bisschen zappeln. Strafe muss sein. Suchend griff er zuerst in die linke Hosentasche, dann in die rechte. „Hm“ seltsam murmelte er, „zuhause hatte ich ihn noch. Ich werde ihn doch bei der ganzen Buddelei nicht verloren haben?“ Erneut griff er in die Hosentaschen. Leer! Aufgeregt wisperten die Elfen. Sollte alle Mühe umsonst gewesen sein? Goldor beugte sich nach unten und tat so, als ob er den Schlüssel suchte. Rasch öffnete er dabei seinen Hemdenkragen und schon baumelte an seinem Hals, sichtbar für alle, ein riesengroßer, uralter Schlüssel. „Also doch“ schrie er, „ich wusste doch, dass ich ihn hatte. Aber wo, das war mir entfallen!“ Erleichterung machte sich breit. Grinsend schob er den Schlüssel ins Schloss. Die Angeln waren etwas verrostet, aber die Tür öffnete sich knarrend und quietschend. Eine muffige, abgestandene Luft schlug ihnen entgegen. „Igitt“ kreischten ein paar Elfchen und hielten sich das Näschen zu. Spinnenweben hingen von der Decke herab und setzten sich in ihren Haaren fest. Ganze Mäusefamilien huschten beim hereinfallenden Licht in ihre Löcher.
     
    „Nur keine Angst, meine Damen, treten sie ein“ bat Goldor mit einer kleinen Verbeugung und ließ Königin Adina und ihren Elfen den Vortritt.
    Im allerersten Augenblick sahen die Elfen nur Staubwölkchen, die durch ihren Eintritt aufgewirbelt wurden. Erst nachdem sie sich eine Weile umgeschaut hatten, bemerkten sie die unermessliche

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