Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
Äste.
Er hörte ein Rascheln im Gebüsch und hielt den Atem an. Er konnte keine Bewegung ausmachen, aber das Geräusch kam näher. Eher ein kratzendes Geräusch. „Bin ich nicht allein unterwegs?“ Beherzt rief er „hallo“ ist da jemand?“ „Ach, ich bin es nur, Daggi, tönte es unter dem Busch hervor. Musikus brach in ein lautes Gelächter aus. „Was machst du hier, es ist schon reichlich spät um Nahrung zu suchen?“ „Die Eule Rufina hat mir alle Mäuse weggefressen“, maulte Daggi. „Nun kann ich mich mit Würmern und Insekten zufrieden geben. Morgen Nacht mache ich mich früher auf den Weg.“
Immer noch mürrisch, beschwerte er sich: „Du warst schon lange nicht mehr bei uns, komm doch mal wieder vorbei, Daggina würde sich freuen.“ „Du hast Recht, aber, wie du weißt, haben wir im Moment Robin, das Mondkind, zu Besuch. Sobald ich jedoch Zeit habe, besuch ich dich und deine Familie. Was hältst du denn von einem Besuch morgen oder übermorgen bei uns?“ „Ich geb’ dir Bescheid“ nuschelte Daggi, drehte sich um und zottelte tief betrübt von dannen.
Musikus streifte auf seinem Heimweg noch durch einige Büsche, hob vereinzelte kleinere Äste auf und warf sie in den Tragekorb, der bald übervoll war. „Nun muss ich aber heimwärts. Ich habe die Zeit verbummelt!“ „Hallo, hallo“ ertönten mehrere ängstliche Stimmen. Schweifwedelnd tauchte Arik auf. Übermütig, dass er ihn gefunden hatte, umsprang er kläffend Musikus. Der war auf den Angriff nicht vorbereitet, stolperte über eine Wurzel und plumpste der Länge nach auf den Waldboden. „Aua, aua“ stöhnte Musikus, „mein Fuß, ich kann nicht mehr aufstehen.“ Arik stupste ihn mit seiner kalten Schnauze an, was heißen sollte: Stell dich nicht so an, steh auf! Musikus verzog kläglich das Gesicht. „Arik“, jammerte er, „du musst Hilfe holen.“ Aber da rückten auch schon drei seiner Brüder an, die ihn händeringend umstellten. „Ach herrje“ lamentierten sie, „wie bringen wir dich nur nach Hause?“ Mutig bohrte in seiner Nase, während er überlegte. Winzig war zu schmächtig, obwohl er sich mächtig in die Brust warf, Trubador kräuselte vergeblich die Stirn, aber Listig hatte eine Idee. „Also“, setzte er an: „Du“, wobei er auf Mutig zeigte, „hievst ihn hoch und buckelst ihn auf Trubadors Rücken. Ich stütze ihn von hinten ab. Winzig trägt die Kiepe und trabt mit seiner Taschenlampe voran.“ „Oh weh“ stöhnte Trubador, als er das Gewicht von Musikus auf seinem Rücken spürte, „musstest du zum Abendessen solche Mengen vertilgen?“ Mehr taumelnd, als aufrecht, erreichten sie die Zwergenhöhle. Behutsam betteten sie Musikus aufs Sofa und verarzteten seinen Fuß.
Winzig stapelte die trockenen Äste im Kamin übereinander, entfachte ein Feuer und bald darauf wurde es kuschelig warm.
Goldor hockte mit einer geheimnisvollen Miene in seinem Sessel und rauchte ein Pfeifchen. Er stieß gewaltige Rauchringe in die Luft. „Was war das für ein Päckchen, das mit einer Schleife verziert auf dem Kaminsims lag? Und was war da drin?“ Verwundert schauten ihn seine Brüder an und warfen neugierige Blicke auf das Päckchen. Goldor tat so, als ob er die Blicke seiner Brüder nicht bemerkte und paffte weiterhin in aller Ruhe sein Pfeifchen.
Die Spannung stieg und war nicht länger zu ertragen. Ehe jedoch jemand eine Frage stellen konnte, stand Goldor auf, schritt gemächlich zum Kamin, nahm das kleine verpackte Kästchen in die Hand und fragte in die Runde, „was glaubt ihr, für wen es bestimmt ist?“ Großes Rätselraten setzte ein. Goldor dehnte die Spannung noch ein wenig aus und ließ sie zappeln. „Robin“, rief er dann mit einem verschmitzten Lächeln, „du wirst das Rätsel lösen.“ Die Zwerge, bis auf Musikus, der seinen Fuß schonen musste, drängten sich um Robin. Sorgfältig entfernte er das Geschenkpapier und öffnete vorsichtig das Kästchen. Überrascht schaute er zu Goldor. In dem Kästchen, auf Samt gebettet, lag das kleine goldene Herz, das ihm so gut gefallen hatte. „Das“, verkündete Goldor, „ist ein Geschenk von uns allen für dich.“ Anerkennende Pfiffe ertönten von Seiten der Zwerge. Fassungslos blickte Robin auf das kostbare Geschenk. „Das kann ich nie wieder gut machen“, murmelte er und verschwand nach draußen, um seine Rührung zu verbergen.
„Lieber Vater Mond, liebe Brüder, seht ihr mich?“ Er nahm das kleine Herz in die Hand und streckte es so hoch er
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