Vater Mond und seine Kinder (German Edition)
und machen keinen Sonntagsausflug. Also hopp, holt eure Bergschuhe hervor, zieht dicke Socken an und dann seid ihr hoffentlich abmarschbereit.“ Sie rasten los. Schrank auf, Geschimpfe, weil die Schuhe nicht an ihrem Platz standen, Schrank zu, Türengeklatsche, nächste Schranktür. „Verflixt“ flüsterte Winzig, „meine Schuhe sind nicht geputzt“. „Meine auch nicht“ ging es von einem zum anderen. „Seid ihr bald fertig?“ ließ sich Goldor fast schon ärgerlich vernehmen. „Nur noch eine Minute“ tönte es. Sie spuckten auf die Schuhe, rieben sie blank und eilten zurück. „Na, endlich, es wurde aber auch allerhöchste Zeit“ erklärte Goldor mit einem Blick auf seine Armbanduhr. In Reih und Glied standen sie vor ihm, seine fünf Brüder und natürlich Robin. Zu guter Letzt hatten sie es doch noch geschafft. Wanderschuhe, dicke Socken, Lederhose, Wämslein und darüber noch eine dicke Filzjacke. „Ach du liebe Zeit, rote Zipfelmützen? Nein, das geht gar nicht. Wir fallen ja auf wie rote Ampeln. Was setzen wir logischer Weise auf? Die grünen Kappen natürlich. Und wer in zwei Minuten nicht fix und fertig an der Tür steht, bleibt zuhause.“ Türengeklatsche, rennende Beine, klack, klack, klack, knallten die nagelbeschlagenen Wanderschuhe auf den Steinboden und hinterließen Spuren von getrocknetem Matsch. Sie hatten zwar das Leder blank gerieben, aber die Sohlen nicht abgebürstet. Missbilligend schüttelte er den Kopf, verkniff sich aber eine Bemerkung. Erneutes Gepolter und Gerenne. Sechs schwitzende, mit grünen Zipfelmützen versehene Wandersleute standen vor ihm. Arik musste leider zuhause bleiben. „Abmarsch“ rief er und los ging’s.
Vor der Höhlentür standen in der Nachtkühle bibbernd die Elfen. Sie ließen es sich nicht nehmen, ihre Freunde noch ein stückweit zu begleiten. „Gute Reise und glückliche Heimkehr“ riefen sie hinter ihnen her. Dann waren die Zwerge in der Dunkelheit der Nacht verschwunden.
Beschwingt machten sich die Zwerge auf den Weg. Sorgsam achteten sie darauf, nicht vom Waldpfad abzukommen. Es war eine ruhige Nacht, der Mond schien und sie kamen rasch voran. Gegen Morgen, als die Sonne im Osten aufging, und einen rosafarbenen Schimmer über das Land warf, erreichten sie das kleine Tal, von dem Rufina gesprochen hatte. Sie entschlossen sich, hier den Tag zu verbringen und schlugen ihr Lager neben dem kleinen Teich im dichten Unterholz auf. Argwöhnisch um sich spähend machte Mutig einen Erkundungsgang und blieb, nachdem er dem Trampelpfad einige Meter gefolgt war, überrascht stehen. „Rote Beeren?“ Er eilte zu seinen Gefährten zurück. Vor Aufregung zappelte er auf und ab und erklärte ihnen irgendetwas von roten Beeren. Ungeduldig hüpfte er von einem Bein aufs andere und zeigte mit seinem Finger auf den schmalen Pfad, der hinab in eine kleine Schlucht führte. „Kommt mit, ich habe etwas Köstliches entdeckt“ und schon stürmte er los. Erwartungsvoll folgten sie ihm dem steinigen Pfad hinunter. Sträucher, die im Weg standen, wurden beiseite geschoben und dann sahen sie den roten Schimmer, der durch die Büsche leuchtete. „Das sind ja Himbeeren“, jubelten sie entzückt. Flugs holten sie ihre Taschentücher hervor und klaubten soviel Beeren ab, wie sie einpacken konnten. Schnell huschten sie zurück zu ihrem Schlafplatz. Schmatz, schmatz, rülps, tönte es eine zeitlang unter dem Dickicht hervor. Als sie alles verputzt hatten, rollten sie sich zufrieden in ihre Decken und schliefen selig ein.
„Aufstehen, wir müssen weiter“. Winzig rüttelte seine Kameraden bei Mondaufgang wach. Ein heißer Kräutertee und ein vertrockneter Toast wurden kurzerhand im Stehen hinunter geschlungen. Dann ging’s los. In kürzester Zeit erreichten sie einen engen Hohlweg. Der war teilweise so schmal, dass sie nur im Gänsemarsch hintereinander hergehen konnten. Je weiter sie in ihn eindrangen, desto dunkler wurde es. Stunde um Stunde verging. Als die Nacht sich verabschiedete, erreichten sie entkräftet das Ende des Pfades. Im Zwielicht entdeckten sie eine kleine Wiese, umgeben von Bäumen und Büschen. Mutig trat als Erster ins Licht, blieb jedoch unvermittelt stehen und legte warnend einen Finger auf seine Lippen. „Was ist das für ein Geräusch?“ Und dann hörten sie es ganz deutlich, ein schleifendes Geräusch, ganz in ihrer Nähe.
Sieben grüne Zipfelmützen krochen blitzschnell durch das Gestrüpp eines Busches, hinter dem sie verstohlen hervor
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