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Vater sein dagegen sehr

Vater sein dagegen sehr

Titel: Vater sein dagegen sehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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nicht.
    Lutz wurde nachdenklich. Daß die Kinder ihn sozusagen zum Zölibat zwangen, hatte er sich bis in die letzten Konsequenzen bis dahin eigentlich nicht überlegt. Wahrscheinlich hatte Fräulein Leinegger in dieser Beziehung eine raschere Auffassungsgabe und eine tiefere Einsicht als er selber. Und gewiß wies sie seine schüchternen Annäherungsversuche aus den gleichen Gründen zurück, die auch Margot veranlaßt hatten, sich von ihm zu trennen. Er gestand sich zwar, mit seinen Annäherungsversuchen nicht von vornherein »ernste Absichten« verbunden zu haben — man kann ja schließlich nicht jedes Mädchen, das einem gefällt, gleich heiraten —, aber viel« leicht erwarteten das die Mädchen von einem Mann, und er« fahrungsgemäß waren sie in solchen Angelegenheiten kühle Rechner.
    Aber man mußte solche Gedanken abschütteln. Sie waren bedrückend, wenn man an die ferne Zukunft dachte. Viel« leicht aber brachte die ferne Zukunft mit der Besserung seiner finanziellen Verhältnisse den Auszug aus dem Turm, und die Verwirklichung des Traumes von dem kleinen Haus, und dem Garten, und dem Spaniel, und den übrigen Wünschen.
    Das Treatment des geplanten Drehbuches hatte in München starken Eindruck gemacht und zum Abschluß des Drehbuchvertrages geführt. Der bekannte Filmautor, mit dem man Lutz zusammengekoppelt hatte, ein alter und kühler Routinier, war dabei, einen Rohentwurf des Drehbuches anzufertigen, in dem Lutz die Gestaltung der Dialoge und historischen Szenen übernehmen und einbauen sollte. Lutz war mit einem kleinen Schock aus München zurückgekehrt. Die Kaltblütigkeit, mit der der Routinier in seinen sauberen Stoff Gags und nervenkitzelnde Szenen eingebaut hatte, war ihm ein wenig auf den Magen gegangen. Aber schließlich hatte er sich mit dem Gedanken abgefunden: dreht den Stoff, da mein Name nur flüchtig im Vorspann genannt wird, meinetwegen von hinten nach vorn — nur zahlt! Und daß sie zahlen würden, und zwar ganz gut zahlen würden, das hatte er schwarz auf weiß. Und neben dem Schock hatte er auch einen Scheck aus München mitgebracht, vorläufig nur einen Vorschuß, aber er war von beträchtlicher Höhe; die Restzahlung sollte nach Beendigung der Arbeit erfolgen.
    In diesen Tagen und Wochen war er damit beschäftigt, seinen Roman aus dem Manuskript in die Maschine zu schreiben. Es war keine mechanische Arbeit, da er erst jetzt seinen Sätzen den letzten Schliff gab und manche Ecke noch ganz erheblich abfeilte. Es konnte, da er mit äußerster Sorgfalt arbeitete, Winter werden, bevor er mit dieser Arbeit fertig wurde.
    Der Oktober war ungewöhnlich mild und versprach einen vollen Herbst. Noch hatte die Weinlese nicht begonnen. Aber die Rebenhänge und Weinbergswege waren abgesperrt, und die Flurhüter scheuchten mit gellenden Pfiffen und rasselnden Klappern Wolken von Staren auf, die gefräßig in die Weingärten einfielen. Der Himmel spannte sich blaugolden über die Hügel, die Bäume standen noch in ihrem prangenden Laub, und Himmel, Hügel und Bäume spiegelten sich blau und in satten Kupfertönen im stagnierenden Strom, dessen Wasser wieder klar und dünnflüssig wurde.
    Lutz nutzte die letzten schönen Tage des Jahres zu weiten Spaziergängen aus. Manchmal begleiteten ihn die Kinder und der Hund, oft nur der Bello allein. Er wanderte am Main entlang oder durch die bunten, brennenden Wälder zum Guttenberger Forsthaus, aber die Schönheit der Landschaft befriedigte ihn nur halb, da er sie mit niemandem teilte. Er spürte mit Erschrecken, wie einsam er geworden war und wie sehr ihm menschliche Ansprache fehlte. Margot hatte ihn aus Eifersucht oder weil sie sich mit seinen Bekannten nicht verstanden hatte, allem Umgang entfremdet. Nun hielt ihn ein Gefühl der Scham ab, sich den so lange Vernachlässigten wieder zu nähern.
    Die Kinder gingen jetzt, da die Nacht schon früher hereinbrach, zeitiger als im Sommer zu Bett. Lutz hatte die langen Abende für sich. Oft wurden sie ihm zu lang, da er eine neue Arbeit nicht zu beginnen wagte, um sich durch das Eintreffen des Drehbuches, auf das er täglich wartete, nicht unterbrechen zu lassen. Solche Unterbrechungen nahmen einer neuen Arbeit den erregbaren Reiz der Frische, den es mit Elan auszunutzen galt. — Manchmal besuchte Lutz das Hallfelder Kino. Es war ein neuer, moderner Bau mit einer bemerkenswerten guten Tonfilmapparatur. Und ab und zu gab es dort auch andere als die in Hallfeld bevorzugten Kriminal- oder Wildwestfilme. Bei

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