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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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was Liebe wirklich ist. Wenn sie erst älter ist, wird es das Normalste auf der Welt für sie sein. Wer kann einem Mädchen die Liebe besser beibringen als ihr eigener Vater, einer, der sie wirklich liebt?
    »Was du mit mir machst, du kleiner Schlingel«, flüsterte er, hob sie hoch, rieb ihr Näschen zärtlich an seiner Nase und küsste ihre Tränen fort.
    Sie wird sich nicht erinnern, dachte er dann, ist noch zu klein, kann noch nicht sprechen, kann noch nicht denken. Kann nichts erzählen.
    Sie gehörte ihm. War sein Besitz. Er konnte mit ihr machen, was er wollte.
    Er wollte immer mehr.
    Niemand hielt ihn auf. Seiner Frau war gleichgültig, was mit diesem Kind passierte.
    Als er der Tochter seinen Penis in den Mund presste, bekam sie keine Luft mehr. Sie schrie und weinte. Sie wehrte sich – wie eine Eineinhalbjährige sich wehren kann. Da schlug er sie zum ersten Mal. Ins Gesicht. Bedrohte sie. Sie konnte noch nicht sprechen, aber sie verstand, was er meinte: Was sie fühlte, war falsch. Fühlte sie Schmerz, dann sagte etwas in ihr, sie müsse schreien. Aber der Schrei wurde bestraft mit schlimmerem Schmerz. Sie war verwirrt. Ihr Weinen verstummte. Nach einer Weile wurden seine Augen wieder sanft und waren auf sie gerichtet. Sie lächelte zurück.
    »Mein kleines Frauchen«, sagte er, zärtlich, nahm einen Zipfel der Bettdecke, wischte ihr Tränen und Sperma aus den Augen, von der Wange, legte sie wieder ins Bett zurück, deckte sie vorsichtig zu, sorgfältig, damit sie sich nicht bloß strampelte und erkältete, hob ihre Ärmchen über die Bettdecke, zupfte Kopfkissen und Decke zurecht, löschte das Licht und verließ das Zimmer, um mit seiner Frau nebenan eine Patience zu legen.
    Jetzt konnte er das ertragen.
    Von nun an schrie Angela kaum noch. Der Vater war der einzige Mensch, der sie liebte. Ihn brauchte sie zum Überleben. Von der Mutter aus hätte sie sterben können, so sagte ihr Gefühl. Vielleicht hätte sie das auch getan, so wie Säuglinge ohne Zuwendung sterben können, auch wenn sie körperlich ausreichend versorgt werden. Zuwendung war von der Mutter nicht zu erwarten. Die Zuwendung, Zärtlichkeit, Liebe, die ihre Mutter aufbringen konnte, bekam Angelas Bruder. Für ein Mädchen blieb wenig übrig. Und noch dazu eines, das brüllte wie am Spieß, wenn sie es füttern wollte, das in ihrem Arm steif wurde wie ein Brett, das sich nass machte, wenn die Mutter Besuch erwartete. Das nur Augen für den Vater hatte.
    Wie er für sie.
    »Engelchen«, rief er, wenn er abends das Haus betrat, und meinte damit seine Tochter. Nicht seine Frau.
    Sie sah, dass ihre Tochter hübsch war. War auch stolz, ein solches Baby zur Welt gebracht zu haben. Doch dieses Kind, das sie eigentlich gar nicht hatte haben wollen, verdrängte sie von ihrem eigenen Platz; ihr Mann war entzückt von ihrem Kind, sie selbst wurde ihm gleichgültig.
    So wurde die Mutter immer ablehnender. Von Anfang an hatte die Tochter das Gefühl, das einzig Beständige an der Mutter sei ihre Feindschaft: immer ablehnend, häufig brutal, manchmal sadistisch.
    Alles, was Angela brauchte, musste sie also vom Vater bekommen. Auf ihn war sie angewiesen. Vollkommen angewiesen. Ihn musste sie behalten. Sie durfte nicht mehr schreien.
    Sie schrie nicht mehr.
    Sie drehte die Augen zur Zimmerdecke. Sah die Deckenlampe. Ein leuchtender Fleck wie eine Insel im dunklen Raum. Warmer Fleck. Das Licht so hell. Wird größer, wenn man hineinschaut. Bunte Kreise tauchen auf, ringsherum um die Insel, so hübsch, so lebendig, wie sie sich drehen im Licht. Wenn sie etwas zur Seite blickte, auch dort die bunten Flecken. Wie schillernde Scheiben, die ihre Farben ändern, dann wieder wie wirbelnde Kreise. Die ganze Fläche um ihre Insel voll schöner, warmer, bunter Kreise. Ihre Augen folgten den Kreisen, die sich drehen, immer mehr, nach innen drehen, wie Spiralen, immer tiefer, tief hinein, bis zum Mittelpunkt.

    Like a wheel within a wheel,
never ending nor beginning
on an ever-spinning reel,
like a circle in a spiral,
like the windmills of your mind. 11
    In diesen Kreisen ist sie dann verschwunden.
    Es geschah schrittweise. Zuerst spürte sie nicht mehr, was der Vater zwischen ihren Beinen tat. Dann spürte sie ihren Körper unterhalb des Kopfes nicht mehr. Dann spürte sie den Vater nicht mehr, merkte überhaupt nicht mehr, dass er im Raum war. Dann wurde die Trance so stark, dass sie sich selbst nicht mehr spürte, dass sie vollständig verschwand. Das war ihr

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