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Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)

Titel: Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Fröhling
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dann taucht Susi auf. Das ist ihre Welt. Etwas anderes gibt es nicht.
    Wenn die Eltern zu Besuch kommen, verschwindet Susi sofort. Sie kennt diese fremden Menschen nicht, die so freundlich lachend auf sie zueilen. Deshalb bleibt sie weit weg, tief im Inneren, in einer dieser sicheren Einzelzellen, wo sie alle noch nichts voneinander wissen.
    Auch Nicki lässt sich nicht blicken. Ganz von ferne, wie durch eine angehauchte Fensterscheibe, bekommt sie mit, dass sich dieser Vater nähert, der an allem die Schuld hat, und die Mutter, die ihr nie hilft. Diese beiden lachen und bringen Süßigkeiten mit und Spielzeug. Wie soll Nicki das begreifen? Sie dreht sich um und sieht nichts mehr.
    Aber Stefanie begreift, dass ihr lieber Papi sie besucht, um ihr eine Freude zu machen. Wie glücklich sie ist über die Geschenke! Sie schmust mit dem Papa und lacht. Die Mutter streichelt Stefanies Kopf, schaut ihr in die Augen, legt ihren Handrücken auf die Stirn der Tochter: Fieber? Nein. Dann öffnet sie den Schnappverschluss ihrer Handtasche, zieht einen Kamm heraus und kämmt der Tochter die feinen Haare ordentlich aus dem Gesicht. Putzt ihr das Näschen. Durchwühlt die Tasche und bringt eine Feile mit Perlmuttgriff zum Vorschein. Damit reinigt sie die winzigen Fingernägel ihrer Tochter.
    Eine kleine Familie, die Wiedersehen feiert. Eine Familie wie Tausende zur sonntäglichen Besuchszeit in Krankenhäusernüberall im Land. Am Bett nebenan sitzt ein Großvater, der seine Enkelin besucht. Gegenüber die Kleine ist ganz allein. Aber Stefanie hat ihre beiden Eltern um sich.
    Dass sie in einem fremden Bett in einer fremden Umgebung liegt, im Krankenhaus, nimmt sie kaum wahr. Es interessiert sie auch nicht. Sie spürt nicht ihre Verletzung, nicht die Naht oder den Verband. Sie genießt nur ihre Freude, nascht, packt die Geschenke aus, spielt mit der Puppe, dem kleinen Bärchen. Und das Pflegepersonal, das gegen Abend Brei und Medikamente verteilt, sieht eine vollkommen glückliche Familie. Falls eine misstrauische Krankenschwester, ein aufmerksamer Arzt tatsächlich irgendwelche Zweifel an der Geschichte gehabt haben sollten, bei diesem Anblick ist der Argwohn sicher verschwunden.
    Dass die Medikamente, die Stefanie einnimmt, zu Susis Heilung wenig beitragen können, das ahnt hier noch kein Mensch.
    Als Stefanie wieder zu Hause ist, hat sie den Krankenhausaufenthalt vergessen.
    1963
US-Präsident Kennedy wird ermordet
»Der Stellvertreter« von Rolf Hochhuth löst Protest in katholischen Kreisen aus
Eiskunstlaufweltmeister: Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler
Hitparade: »Be my baby«, »Do you want to know a secret?«
Deutschland hat 8 855 Millionäre mit Gesamtvermögen von 28,6 Mrd. Mark
Man trägt Winter-Trevira mit Schurwolle
Eine Welt voller Onkel
    So vergingen die Monate.
    Der Vater lernte, kleinere Verletzungen selbst zu behandeln. Es war nötig, dass er das lernte.
    »Angela«, sagte der Vater eines Abends zu seiner Tochter, »mein Engelchen, heute Abend bekommen wir Besuch. Zwei gute Freunde besuchen uns, zwei sehr nette Onkel. Da wirst du ganz brav und lieb sein. Wie sich das für ein kleines Mädchen gehört. Wenn du ganz lieb bist, dann bekommst du ein schönes Geschenk zur Belohnung.«
    Stefanie wollte lieb sein. Sie liebte den Vater ja auch.
    »Mach mir keine Schande«, fügte er noch hinzu.
    Stefanie wusste nicht, was Schande ist. Aber ein Geschenk wollte sie natürlich gerne haben. So freute sie sich auf den Abend, war stolz auf ihr hübsches neues Kleidchen und froh, dass die Mutter mit dem Bruder fortgehen würde. Als die Freunde endlich das Haus betraten, wartete eine strahlende Stefanie auf sie. Sie war noch nicht drei Jahre alt und wollte so brav sein, wie man das in diesem Alter eben konnte.
    Von nun an würde Angelas Welt voller Onkel sein.
    »Bier oder Wein?«, fragte der Vater. Alle tranken Wein. Stefanie saß erwartungsvoll auf dem Sofa, ihre Beinchen mit den weißen Kniestrümpfen in den roten Schuhen ragten nur ein kleines Stückchen über den Sitz hinaus. Stolz schaute Stefanie auf ihre neuen roten Schuhe: Heute hatte sie die bekommen, ihre allerersten Lackschuhe. Natürlich konnte sie sie noch nicht selbst zuschnüren, das hatte die Mutter gemacht. Sie wippte mit den Beinchen auf der Sofakante.
    »Toll machst du das!«, sagte einer der netten Männer. Stefanie strahlte und wippte stärker.
    »Schön, Kleines. Zeig doch mal, wie hoch du deine Beinchen werfen kannst.«
    Ganz hoch, das würde sie ihm

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