Vegan for Fun: Junge vegetarische Küche
eigenen Kocherfahrungen machte ich dann auch konsequenterweise mit Tütensuppen und Fertigsoßen für Pasta.
Meine Mutter machte sich natürlich viele Sorgen, ob ich mit der neuen veganen Ernährung denn wirklich gesund bleiben würde und wie man meinen Speiseplan verbessern und ergänzen könnte. Sie hielt das aber dann doch für eine kurze Phase, die bald vorbeigeht. Aber ich hielt durch, und es wurde Tag für Tag angenehmer. Auch spürte ich, dass ich plötzlich leichter und energiegeladener war – es fühlte sich echt gut an!
Nach einigen Monaten wusste ich viel mehr über vegane Ernährung. Für Kuhmilchprodukte nimmt man einfach pflanzliche Alternativprodukte: Soja-, Hafer- oder Reismilch, Sojajoghurt und italienisches Reismilcheis. Damals war die Auswahl zwar noch nicht groß und es gab keine Sojamilch in Supermärkten, aber ich bekam die Sachen dann im Bioladen. Und heute ist es einfacher denn je.
Am Anfang stand für mich vor allem der Tierschutz im Mittelpunkt: Die Käfighaltung fand ich unerträglich, dass für die Milchproduktion Kühe geschwängert werden müssen und deren Kälber als ein Überschussprodukt angesehen werden, fand ich makaber.
Aber im Laufe der Jahre kamen weitaus mehr wichtige Aspekte ins Spiel: Gesundheit, Klima, Umwelt, Armut in der dritten Welt und mein Cholesterinspiegel, der sich auf einem schlechten Niveau einpendelte, weil ich zu viele Milchprodukte und Eier aß.
Nach dem Abitur ging es an die Uni und als Ausgleich zur anstrengenden Kopfarbeit fand ich mich immer häufiger in der Küche wieder. Es machte Fun, ich hatte immer Gutes zu essen, obwohl das Budget knapp war und ich unter dem Hartz-IV-Satz lag. Dennoch war sogar Geld drin, um vegane Schokotorten zu backen und damit auf Partys Ahs! und Ohs! zu ernten.
Irgendwann kam für mich der Punkt, an dem ich mein Wissen teilen wollte. Ich wollte mitteilen, dass es Klischees sind, die man über Vegetarier und Veganer im Kopf hat – war ich doch selbst mit massiven Vorurteilen gegen vegane Ernährung belastet, die sich erst nach meinen veganen Kochversuchen in Luft auflösten. Auf eine allererste eigene Rezeptseite folgten sieben Jahre später meine Kochbücher. Und auf deren Veröffentlichung folgten Bühnenshows, Sponsorenverträge, Interviews und TV-Auftritte. Jetzt ist mein viertes Kochbuch – „Vegan for Fun“ – fertig, und ich habe ein gutes Gefühl, dass es noch mal viel in Gang setzen kann: für den Planeten und für meine Karriere! Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Doktrinen sind Out
Ich war schon lange Zeit Vegetarier. Bei meinen ersten Recherchen zum Thema „Veganismus“ stolperte ich dann regelmäßig über erschreckende Veganer-Websites. Dort wurden Fleischesser und erstaunlicherweise auch Vegetarier wild als „Mörder“ beschimpft, und durch viele prominent platzierte Sätze klang militante Aggression.
Mein Reflex war sozusagen vorprogrammiert: Ich bekam massiv Lust, bei meinem LieblingsItaliener vorbeizuschauen, um Pizza Hawaii mit extra Käse oder Tagliatelle mit viel Sahnesoße zu bestellen. Wenn ich als Vegetarier nach der Meinung dieser „Nahrungs-Extremisten“ nichts verbesserte, warum sollte ich mich dann weiter zurückhalten? So meine damalige Denke! Dennoch hielt es mich nicht davon ab, das Thema weiter spannend zu finden. Die Argumente lagen auf dem Tisch: gut fürs Klima, gut für die Tiere und die Gesundheit. Meinen eigenen Veganismus beschränkte ich zunächst erst mal nur auf die Ernährung.
Ich kaufe manchmal auch heute Schuhe mit Lederanteilen, wenn ich im Sneakers-Store bin, da die Auswahl veganer Schuhe noch sehr begrenzt ist. Wenn ich solche Aussagen im Radio oder TV mache, empören sich regelmäßig einige besonders kampflustige Veganer. Ein Teilerfolg scheint ihnen noch gefährlicher als der Totalausfall. Ich finde, man kann einen Menschen nicht auf Lederschuhe oder seine Essgewohnheiten reduzieren, und einige extreme Veganer tun das nun mal. Ich war auch nie der Typ, der sich von kunstblutverschmierten und mit Megafon bewaffneten Tierschutzaktivisten in der Fußgängerzone überzeugt gefühlt hat. Wenn ich erwachsene Menschen in Kuhkostümen sehe, die „Fleisch ist Mord“-Plakate hochhalten, schmunzle ich auch heute manchmal innerlich und frage mich, was man damit bezwecken möchte. Die paar Hate-Mails in meinem Postfach kamen bisher auch nur von Veganern. Bis dato hat sich kein Fleischesser darüber beschwert, dass ich versuche, leichte und leckere cholesterinfreie
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