Vegas Vampires 01 - Beim naechsten Biss wird alles anders
an. »Du verstehst nicht, wer oder was ich bin. Du verstehst ja nicht einmal, wer du selbst bist.«
Das war nichts Neues. »Also, ich versuche, dich zu verstehen. Ich frage dich andauernd, was los ist, aber du erzählst mir ja nichts.«
Er verschränkte die Arme und schaute den Flur hinunter. Er hatte schmale Lippen und eine zentimeterlange weiße Narbe am Kinn, die seine feinen Gesichtszüge davor bewahrten, zu schön zu wirken.
»Sag mir nur, warum du verbannt wurdest. Es kann nicht allzu schlimm sein. Ich meine, du bist ja nicht im Gefängnis oder so. Hattest du eine Affäre mit einer verheirateten Frau oder hast du einen der oberen Zehntausend beleidigt?«
»Nichts derart Lächerliches.« Corbin sah sie wieder an. Er biss die Zähne zusammen. »Ich habe eine Frau getötet. Deshalb haben sie mich verstoßen. Carrick erlaubt mir, hier zu leben, solange ich keinen Ärger mache, aber ich bin bei keiner der Vampirveranstaltungen willkommen.«
Brittany hörte die Worte, aber deren Sinn erschloss sich ihr nicht. »Du hast eine Frau getötet? Was meinst du damit?«
»Ich meine, dass unsereins keine Sterblichen umbringen darf. Das verstößt gegen das Gesetz. Ich habe es gebrochen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber …« Diese Gefühle konnte sie ganz und gar nicht bei ihm ausmachen. Er war traurig, einsam, verloren, aber nicht zornig. Nicht mordlüstern oder übelwollend oder gefährlich. Es musste mehr an der Sache dran sein, denn sie konnte ihm einfach nicht glauben.
»Du wirst uns beide noch in Schwierigkeiten bringen, wenn du weiterhin darauf bestehst, mit mir Kontakt zu halten. Ich muss mich verabschieden, bevor wir beide zusammen gesehen werden. Und bevor ich mich dazu hinreißen lasse, etwas mit dir zu tun, was ich nicht tun sollte.«
»Corbin.« Brittany wusste so sicher, dass er ihr nicht die ganze Wahrheit erzählt hatte, wie sie wusste, dass ihr Backenzahn links oben ein Loch hatte. Sie konnte nicht glauben, dass er ein erbarmungsloser, kaltblütiger Killer war.
Er beugte sich näher zu ihr, als wollte er sie berühren, aber er flüsterte ihr nur zu: »Pass auf dich auf, ma chérie . Irgendwann werden sie versuchen, dich zu schnappen.«
Dann war er fort.
Aber Brittany fühlte seine Hand an ihrer Wange, als sei er immer noch bei ihr, und sie verschloss die Augen gegenüber ihrer Verwirrtheit und begrüßte stattdessen die Sehnsucht.
Diese Sehnsucht, die in ihr widerhallte und sie in ihren Grundfesten erschütterte.
Sie war sich sicher, dass sie dazu bestimmt war, Corbin zu retten - ob er damit einverstanden war oder nicht.
Ethan war gar nicht so übel, seit er seine Verführungskünste auf sie anwendete anstatt auf ihre Schwester.
Vielleicht würde sie es ihn einfach tun lassen. Er gab sich ziemlich viel Mühe. Dinner an einem luxuriösen Büfett, wo er an einem Wein nippte und zusah, wie sie ungefähr neun Teller leerputzte. Ein Rundgang durch sein Kasino und das Hotel, ein kleiner Spaziergang über den Las Vegas Strip. Und jetzt saßen sie in einem kleinen privaten Dachgarten über dem Restaurant im Erdgeschoss auf der Rückseite des Gebäudes. Der Zweck des kleinen Gartens war wohl, mehrere große Lüftungsschächte der Klimaanlage hinter großen einheimischen Wüstenpflanzen zu verbergen, aber er bot auch eine nette Rückzugsmöglichkeit, wo man ungestört sitzen konnte.
Die Lüftung verursachte ein leises Brummen, das den Verkehrslärm von der Straße übertönte, und es gab mehrere Teakholz-Sitzgruppen aus Zweisitzern mit weichen meerwasserblauen Kissen. Es war noch ziemlich warm, aber nicht zu schlimm, da die Hitze des Tages sich verabschiedet hatte, und Alexis hatte die Schuhe ausgezogen.
Normalerweise war es eine Frage des Stolzes, sie anzubehalten, aber Ethan wusste ja bereits, dass sie kaum größer war als eine Neunjährige, und so hielt sie es für unnötig, den Schein zu wahren. Sie hatte es sich längs auf einem der Zweisitzer bequem gemacht. Ihre Beine baumelten über die eine Armlehne, und sie fühlte sich rundum wohl in Ethans Gesellschaft.
Ethan erzählte ihr von seiner Kindheit in England,
während er mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Zweisitzer ihr gegenübersaß. Er erzählte ihr von seiner Mutter. »Ihr Haar war so blond wie deins. Sie hatte eine sehr helle Haut und war sehr zierlich, ja, petite, und sie sprach immer sehr leise. Mit sechzehn war sie meinem Vater zur Frau gegeben worden, um die Herrschaft der Normannen über die Angelsachsen zu
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