Vegas Vampires 02 - Ein Vampir zum Anbeißen
ihr unwahrscheinlich
vorkam, dass an den Geschichten etwas Wahres dran war.
Aber
es roch merkwürdig im Flur. Cara zog die Nase kraus und fragte sich, ob sich
vielleicht jemand in irgendeine obskure Ecke übergeben haben könnte und das
Reinigungspersonal nichts davon wusste. Sie schaute sich um, entdeckte aber
nichts, was den Gestank verursachen könnte.
Die
einzigen anderen Personen auf dem Flur waren ihr Bodyguard hinter ihr und ein
Mann, der ihr entgegenkam. Der Gestank wurde stärker, und Cara fühlte, wie ihr
Magen sich zusammenzog. Sie schaute sich nach dem Bodyguard um, der jetzt
schneller zu gehen schien, um sie einzuholen, und dabei in sein kleines Headset
sprach.
Cara
ging langsamer. Irgendetwas an dem Mann, der ihr entgegenkam, etwas an der Art,
wie er sich bewegte, wie sein Oberkörper dick und seine Beine spindeldürr
waren, erinnerte sie an etwas. Er war jetzt näher gekommen, so nah, dass sie
sehen konnte, dass er sie ansah, ja anstarrte. Seine Hand fuhr in die
Innentasche seines Jacketts, und Cara spürte die drohende Gefahr, wie in jener
Nacht in der Gasse.
»Seamus?«,
flüsterte sie und blieb abrupt stehen. Sie hatte Angst. Dieser Mann war dort
gewesen. Gegen diesen Mann hatte Seamus gekämpft. Es war der, den sie für dumm
gehalten hatte wegen der Schlaffheit seiner Glieder, der Stumpfheit seines
Blicks. Es war der, der sie für hübsch gehalten hatte.
Ein
Messer erschien aus seiner Tasche. Ein ekeliges, langes, scharfes, kantiges
Messer, das aussah, als könnte es mit einem einzigen Schnitt ein Reh erlegen.
Oder sie.
Cara
stand stocksteif vor Panik. Ihr Verstand war vor Angst gelähmt. Sie überlegte
sich, was zum Teufel sie tun sollte, als der Typ das Messer hob. Ein Luftzug
rauschte an Cara vorbei, und sie hielt den Atem an, zu sehr verängstigt, als
dass sie schreien konnte. Ihr Bodyguard war plötzlich vor ihr, und mit einer
einzigen raschen Bewegung seines Arms streckte er den anderen Vampir zu Boden.
Ein
leiser Schrei schaffte es über ihre Lippen, und sie hielt sich rasch den Mund
zu.
Der
Bodyguard sah über die Schulter. »Alles okay, Miss?«
Sie
nickte. Er beugte sich wieder runter, legte dem Vampir Handschellen an, warf
ihn sich über die Schulter und machte sich auf den Weg den Flur hinunter.
»Kommen Sie mit«, sagte er mit leiser, drängender Stimme.
»Was
... was hatte er vor?«
»Sie
umzubringen.«
Gut,
dass sie gefragt hatte. Sie hatte es sich schon gedacht, aber sie hatte
sichergehen wollen. Ihre Knie wurden weich. »Warum?«
Er
hielt lange genug inne, um sie kurz anzusehen. »Das weiß ich nicht.«
Sein
Tonfall ließ den Schluss zu, dass er es für eine dumme Frage hielt.
»Wohin
gehen wir?« Sie beeilte sich, um mit ihm Schritt zu halten, und fühlte sich
dabei so, wie ihr Chihuahua sich fühlen musste, wenn er mit den beiden
Labradors unterwegs war. Ihre Beine bewegten sich in großer Geschwindigkeit vor
und zurück, aber sie war mindestens sechs Schritte hinter ihm. Und wegen der
Angst, die ihr noch immer in den Knochen steckte, wollte sie nicht allein
gelassen werden.
»Zu
Mr. Carricks Büro. Dort bekommen Sie dann einen anderen Begleiter zu Mr. Fox'
Suite.«
Cara
war sich nicht sicher, was sie sagen sollte, also hielt sie besser den Mund.
Vielleicht
hatte es noch andere Vorteile, mit Seamus zusammen zu sein, als beim Blutsaugen
Orgasmen zu bekommen. Es sah ganz danach aus, als brauche sie wirklich Schutz.
Diese
Vampire trachteten ihr nach dem Leben.
Wer
hätte das gedacht?
Seamus
beobachtete Button, Caras Labrador, wie dieser eine Tretmine auf dem
Bürgersteig platzierte, und wunderte sich darüber, dass ein untoter irischer
Kartoffelbauer, der zu einem Soldaten geworden war, jetzt ein gefeierter
Gassigeher in Las Vegas war.
Es
war ein Fehler gewesen, alle drei Hunde zusammen auszuführen. Ihre Leinen
verhedderten sich miteinander, sie gingen unterschiedlich schnell und in drei
verschiedene Richtungen. Satan biss Button in die Hinterbeine, was jede Menge
ärgerliches Anbellen in beide Richtungen verursachte, und Fritz war davon
besessen, an jedem bisschen Taubendreck, Abfall oder totem Insekt zu
schnüffeln, an dem sie vorbeikamen.
Seamus
kam rasch zu zwei Überzeugungen: dass es unnatürlich war, Hunde zu
domestizieren und in Menschenwohnungen zu halten, und dass er ein Trottel war.
Er war auf diesen süßen Kuss auf die Stirn und Caras unschuldiges Lächeln
hereingefallen, und jetzt nahm sie ihn an die Kandare. Eigentlich war es so,
seit er sie
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