Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
aus. »Es gehört ihm?«
»Ja.« Gwenna hoffte, dass er sie nicht für eine Angeberin hielt. Ethan war immer erfolgreich gewesen, weil er hart arbeitete. Mehr als hart. Seine Produktivität war geradezu strapaziös.
»Aber Sie sind keine Amerikanerin.«
Es war keine Frage. Sie zuckte die Achseln. »Nein. Ich bin Engländerin. Ich habe in York gelebt und bin letzten August zur Hochzeit meines Bruders zu Besuch gekommen. Im Dezember bin ich dann wieder hierher und habe beschlossen hierzubleiben.«
»Lebt Roberto, Ihr Ex, in England?«
Gwenna schaute ihn überrascht an. Hatte sie ihm Robertos Namen genannt? Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie Nates Gedanken nicht lesen konnte. Die meisten Sterblichen waren für sie wie ein offenes Buch, ihre Gedanken durchdrangen ihr Bewusstsein wie ein Hintergrundgeräusch, bis sie sich darauf konzentrierte, von Nate dagegen hörte sie nur Stille. Vielleicht lag das daran, dass er Polizist und daran gewöhnt war, seine Gefühle abzuschirmen.
»Nein, Roberto wohnt hier.«
»Warum wollen Sie dann am selben Ort wie er sein, wenn er Sie belästigt?«
Es fühlte sich wie eine Anschuldigung an. Gwenna war es leid, sich immer wieder rechtfertigen und ihr Leben um Roberto und ihre ganzen Fehler herum führen zu müssen. »Warum sollte ich mich von ihm davon abhalten lassen, in der Nähe meiner Familie zu leben?«, fragte sie und war sich bewusst, wie defensiv sie sich anhörte.
Er hob seinen Kaffeebecher und nahm einen Schluck. Seine Augen beobachteten sie, und sie bemerkte, dass er nicht über sie urteilte. »Das sollten Sie nicht, es sei denn, Sie riskieren damit Ihre persönliche Sicherheit.«
Seufzend fuhr sie mit dem Fingernagel über die Cocktailserviette, auf der ihr Kaffeebecher stand. Gestern hatte sie sich die Nägel in einem ziemlich knalligen Rot lackiert, was ungewöhnlich für sie war. Aber sie hatte plötzlich den Drang nach etwas Verwegenem verspürt. »Meine persönliche Sicherheit ist nicht in Gefahr. Ehrlich, Roberto würde mir nie etwas tun. Und er kann auch nicht wirklich in meine Nähe kommen, wenn ich es nicht will.« Zwar hatte er erst heute Nacht an die Tür ihrer Suite geklopft, allerdings hätte sie den Sicherheitsdienst rufen können, wenn es nötig geworden wäre. »Ethan hat Leute, die ein Auge auf Roberto haben. Und auf mich.« Ihr Bruder dachte, sie hätte keine Ahnung, dass er sie beobachten ließ, doch sie war sich dessen vollkommen bewusst.
Sie wusste alles.
Und sie war ein Vogel im goldenen Käfig. Oder, um etwas genauer zu sein: eine Fledermaus, die in ihrer Höhle eingesperrt war.
»Leute? So etwas wie Leibwächter?«
Noch während sie nickte, wurde Gwenna bewusst, dass das wahrscheinlich nicht gerade das beste Thema für ein Gespräch mit ebenjenem Detective war, der in dem Mordfall ermittelte, den sie aufgedeckt hatte. Ein verrückter Exmann und private Bodyguards … sie war drauf und dran, ihn entweder davon zu überzeugen, dass sie sich etwas hatte zuschulden kommen lassen, oder würde ihn dazu bringen, schreiend vor ihr und ihrem verkorksten Leben Reißaus zu nehmen.
Ersteres wäre schrecklich, Letzteres enttäuschend.
Denn die Wahrheit war, dass sie sich am Tatort bereits bewusst gewesen war, dass Detective Thomas auf seine Art ein sehr attraktiver Mann war. Während sie vorsichtig an ihrem Kaffee nippte, betrachtete sie seine muskulösen Arme und sein kantiges Gesicht. Definitiv gut aussehend, und das wusste sie wirklich zu würdigen. Es waren lange dreihundert Jahre in York gewesen, und ihr kam der Gedanke, dass sein muskulöser Körper gut und gerne mit ihrer Stärke als Unsterbliche mithalten konnte. Oder zumindest so lange, um sie zu befriedigen. Himmel, sie glaubte nicht, dass es im Augenblick viel bedurfte, um das zu erreichen … an manchen Tagen fühlte es sich an, als würde eine warme Brise schon reichen. Und Nate wirkte wie ein sehr sinnlicher Mann. Er könnte sie befriedigen. Nicht dass sie vorhatte, etwas in dieser Richtung zu unternehmen, aber in dem stillen warmen Café war es eine angenehme Vorstellung.
»Sie haben Glück, dass Sie diesen Schutz in Anspruch nehmen können. Hoffentlich hält es Ihren Ex davon ab, jemals Ihnen gegenüber handgreiflich zu werden.« Nate hob die Hand, als sie protestieren wollte. »Sehen Sie, ich weiß, dass Sie nicht glauben, dass er das jemals tun könnte. Und vielleicht tut er es auch nicht. Aber ich bin Kriminaler. Ich kenne mich mit häuslicher Gewalt aus, und manchmal
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