Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
schnappen diese Typen über, wenn man es am wenigsten vermutet. Passen Sie einfach auf sich auf, okay?«
»Klar.« Sie konnte es ihm nicht übel nehmen, denn sie erkannte, dass es Nate ernst war – und er hatte einen Job, der ihn immer wieder mit Gewalt in Verbindung brachte. Gewalt, wie sie sie am Abend entdeckt hatte. »Seit wann sind Sie bei der Kripo?«
»Seit fünf Jahren. Und davor acht Jahre bei der Streife.«
Dann war er Anfang bis Mitte dreißig. »So alt sehen Sie gar nicht aus.«
Er lachte. »Ich fühle mich alt genug, um morgen in Rente zu gehen.«
Gwenna lächelte. »Aber das würden Sie nicht tun. Es gefällt Ihnen, nicht wahr?«
»Ja. Das tut’s. Es lohnt sich.« Er nahm seinen Kaffeebecher und trank einen Schluck.
»Meine Schwägerin war Staatsanwältin. Alexis Baldizzi. Vielleicht kennen Sie sie?«
Er hob die Augenbrauen. »Klar kenne ich sie. Eine tolle Staatsanwältin. Ich habe gehört, sie hätte diesen verrückten reichen englischen Casinobesitzer geheiratet …« Er zuckte zusammen. »Oh, Shit, das ist Ihr Bruder, stimmt’s?«
Das amüsierte sie. Ethan würde es wirklich hassen, als verrückt angesehen zu werden, aber für Sterbliche war er einfach ein exzentrischer wohlhabender Casinobesitzer. Für Vampire war er der Präsident der Vampirnation und eine politische Instanz. Sie lachte. »Ja, das ist mein Bruder Ethan. Er ist alles, was Sie sagten, und er hat im letzten August Alexis geheiratet. Wie gesagt, bin ich zur Hochzeit hergekommen und habe dann später entschieden hierzubleiben.«
»Ich wette, Ihr Bruder und Ihre Schwägerin hatten keine Ahnung, dass Sie vorhatten, sich mit einem Typen auf dem Bahnhof zu treffen, stimmt’s?«
»Warum sollten Sie auch?« Gwenna reckte das Kinn, denn sie hörte den Vorwurf in seiner Stimme. Sie musste sich vor Augen halten, dass es unfassbar dumm von ihr gewesen wäre, Slash dort treffen zu wollen, wenn sie eine Sterbliche wäre. Aber Nate wusste nicht, dass sie eine Vampirin und verdammt schwer zu töten war. Auch konnte kein Sterblicher sie verletzen oder sie auch nur gegen ihren Willen berühren. Ihre Stärke, Schnelligkeit und ihre Reflexe hatten ihre Vorteile.
»Ich nehme an, dass sie es nicht wussten. Denn wenn sie es gewusst hätten, hätten sie es Ihnen bestimmt ausgeredet, wie jeder mit ein bisschen Verstand.« Nate schüttelte den Kopf, als könnte er noch immer nicht fassen, dass sie etwas so Dummes hatte tun können.
»Niemand kann mich davon abhalten, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe.«
»Also, das ist engstirnig und gefährlich.«
»Ich hatte es für kein großes Ding gehalten. Immerhin ist das ein öffentlicher Ort.«
»Und wahrscheinlich nur ein Ort, um Sie zu treffen, damit er Sie irgendwohin mitnehmen konnte, wo er Sie hätte vergewaltigen und töten können, und niemand hätte gewusst, wo man mit der Suche nach Ihnen hätte anfangen sollen, wenn Ihr Verschwinden aufgefallen wäre.«
Das war eine ziemlich düstere Sicht auf die Dinge. »Na ja, das ist aber nicht passiert, stimmt’s?«
»Allerdings nur, weil Ihr Typ entweder Prügel bezogen oder aber jemandem welche verpasst hat.«
»Oder es ist ein Zufall.«
»Ich glaube nicht an Zufälle. Slash wollte, dass Sie dort waren.« Nate knüllte seine Papierserviette zusammen. »Die Frage ist: Warum? Warum haben Sie überhaupt hinter dem Fahrkartenautomaten nachgesehen?«
»Ich hatte gedacht, ich hätte etwas gehört.« Gwenna log. Es hatte kein Geräusch gegeben. In Wahrheit war es sogar unnatürlich still gewesen, als die Traube der Fahrgäste den Bahnsteig verlassen und sie den Aufzug zur Straße hinunter genommen hatte. Sie hatte instinktiv den Fahrstuhl genommen, denn sie hatte den Tod gerochen. Eine Leiche verströmte einen sehr speziellen, unverwechselbaren pilzartigen und fauligen Geruch. Sie hatte gewusst, dass jemand gestorben war. Sie hatte nur herausfinden müssen, wo die Leiche war, nicht, dass es eine gab. »Und der Automat stand ein bisschen schief. Ich hatte gedacht, eine Katze oder irgendwas wäre dahintergeraten.«
»Das muss eine grässliche Überraschung gewesen sein.« Nate schüttelte wieder den Kopf.
»Und ob.« Gwenna schlang die Arme um ihren Oberkörper. Obwohl sie bereits neunhundert Jahre alt war, hatte sie noch nie zuvor ein Mordopfer gesehen. Und sie hoffte, dass sie es nie wieder tun würde. Der Mann – eigentlich noch ein Junge – war wegen der Art und Weise, wie er dort hinten versteckt worden war, fast nicht zu erkennen
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