Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
nicht, dass du es so erfährst. Ich hatte gedacht, du würdest die ganze Nacht durchschlafen, deshalb bin ich kurz hierher zurück, um ein paar Blutkonserven für dich zu holen. Außerdem musste ich nach Kelsey sehen. Als ich herausgefunden hatte, dass ihr Mann möglicherweise Mitglied im Vampirjägerforum und für die Morde verantwortlich ist, wollte ich mich vergewissern, dass sie okay ist, und sie warnen.« Gwenna verstummte. Sie musste ihre Gefühle in den Griff kriegen, langsamer machen, nicht in Panik geraten. Nate würde es verstehen. Sie musste nur ganz ruhig sein und nicht versuchen, sich zu rechtfertigen. Sie war nicht länger die ängstliche Gwenna und hatte verdammt noch mal gute Gründe für das, was sie getan hatte. Es hatte alles seine Berechtigung. Und sie musste sich immer wieder sagen und glauben, dass sie für Robertos Taten nichts konnte. Dass sie nicht ihre Schuld waren. Er hatte Nate töten lassen. Nicht sie.
»Zeig mir deine Reißzähne«, verlangte Nate. Er stand noch immer vor ihr.
Gwenna schaute vom Sofa zu ihm auf. »Du willst nicht wirklich, dass ich das tue.«
»Doch. Ich muss es sehen.«
»Nate.« Sie steckte sich die Haare hinter die Ohren. Sie fühlte sich miserabel, wünschte, sie wäre mutiger gewesen und hätte ihn früher gebissen, hätte ihm ihre wahre Natur in der Lust offenbart. Nicht so.
»Zeig sie mir, Gwenna. Ich muss sie sehen.« Er wirkte so verzweifelt, und sie sah ein, dass es keinen Ausweg gab.
»Na gut.« Sie öffnete den Mund und bot ihm einen kurzen Blick auf ihre Reißzähne, erlaubte ihnen jedoch nicht, sich vollständig zu bilden.
»Hast du mich jemals gebissen?«
»Nein!« Gwenna war beleidigt, bis sie sich an den kleinen Liebesbiss erinnerte, den sie sich genehmigt hatte. »Nur ein einziges Mal. Und auch nicht, um mich zu ernähren. Es ist passiert, als wir … ich wollte nur herausfinden, wie du schmeckst, dich ganz fühlen.«
»Wer bist du?«, fragte Nate und schaute sie zutiefst verletzt an, dass sie am liebsten geweint hätte. »Ich kenne dich kein bisschen.«
»Doch, das tust du, Nate. Du kennst nicht die Details, aber du kennst mich. Ich bin dieselbe Gwenna, für die du mich heute Nachmittag gehalten hast. Die Frau, von der du gesagt hast, dass du sie liebst.« Es mochte ganz schlechtes Timing sein, dieses kleine Geständnis ausgerechnet jetzt anzusprechen, doch Gwenna wollte nicht die Gelegenheit versäumen, ihn daran zu erinnern, was er gefühlt hatte. Sie wollte ihn nicht verlieren. Punkt.
»Aber du bist eine Vampirin mit einer sehr langen Vergangenheit. Wie lang eigentlich?«
»Ich wurde im elften Jahrhundert in England geboren. Ethan ist mein Halbbruder, und er hat mich zu einer Vampirin gemacht, als ich nach der Geburt meiner Tochter verblutet bin.«
Nate starrte sie an. Er machte sein Cop-Gesicht. Es war beunruhigend, wie vollständig er seine Emotionen verbergen konnte. Sie hatte keine Ahnung, was er gerade fühlte.
»Dann ist also deine Tochter, die versehentlich in ein Schwert gestürzt ist, vor hunderten von Jahren auf die Welt gekommen?«
»Ja. Und sie ist nicht versehentlich in ein Schwert gestürzt. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt geworden, und dann hat sie sich mit einem Schwert umgebracht, damit Ethan oder ich sie nicht zu einer Vampirin machten.« Es schmerzte, die Worte laut auszusprechen, aber Gwenna wollte, dass Nate einsah, dass sie ihm nur deshalb die Wahrheit verheimlicht hatte, damit er sie nicht für verrückt erklärte. Es war niemals aus Bosheit geschehen oder aus einfacher Unehrlichkeit, sondern aus Notwendigkeit. »Damals war eine andere Zeit. Sie hielt Ethan und mich für eine Anomalie, für böse.«
Das ließ Nates Maske zerspringen. »Das tut mir leid, Gwenna.«
Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln. »Mir auch. Ich habe viele Jahre gelebt, in denen ich gewünscht habe, ich könnte die Vergangenheit verändern und meine Tochter wäre noch bei mir, in denen ich mir wünschte, sie hätte am Ende ihres Lebens keine Angst vor mir gehabt, aber ich habe gelernt, damit zurechtzukommen. Ich will nicht behaupten, dass ich meinen Frieden damit gemacht habe, doch ich bin auf dem Weg dahin. Und ich habe gelernt, weniger abhängig zu sein und weniger Zeit allein zu verbringen.«
Nate seufzte. »Ich will wütend auf dich sein, Gwenna. Ich wäre gern zornig. Aber dann sehe ich dich an … ich sehe den Blick in deinen Augen, und es geht nicht. Ich kann nicht wütend bleiben, auch wenn du mich angelogen hast, denn ich
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