Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
sie weder das eine noch das andere gewusst hätte. Bis in alle Ewigkeit, um genau zu sein. Kelsey hatte überhaupt keine Angst vor ihrem Mann, obwohl Gwenna immer wieder Andeutungen gemacht hatte, dass Ringo unberechenbar war. Auch schien sie nicht mehr daran interessiert zu sein, ihn zu verlassen. Allein in der Einschätzung, dass Ringo für Geld und nicht aus Boshaftigkeit tötete, fühlte sie sich durch Kelsey bestätigt. Wenn er für den Tod der Männer aus dem Vampirjägerforum verantwortlich war, dann hatte ihn jemand dafür bezahlt. Und Gwenna wollte herausfinden, wer das gewesen war.
Sie durchquerte die Lobby und zog gerade ihr Handy aus der Tasche, um Nate anzurufen, als jemand ihren Arm berührte.
»Entschuldigung.«
»Ja?« Beim Umdrehen erkannte sie bereits den jungen Mann hinter ihr. Es war einer der Impalers . David Foster. Hinter dem sie die unmöglichsten Verrenkungen angestellt hatte, als sie von den Martinis so zu gewesen war, bevor sie von einem Rausschmeißer von der Bühne geholt worden war. Ein Ereignis, das sie liebend gerne vergessen würde, auch wenn der Sex mit Nate hinterher himmlisch gewesen war.
»Kennen wir uns nicht irgendwoher?« Er hatte ein freundliches Gesicht mit einem offenen Lächeln.
Gwenna zuckte unverbindlich die Achseln. Die Situation war ihr höllisch peinlich. »Ich glaube nicht.«
»Sicher? Ich hätte schwören können …« Dann streckte er die Hand aus. »Egal. David Foster.«
»Gwenna Carrick. Ist mir ein Vergnügen.«
Seine Miene erhellte sich, und er schnippte mit den Fingern. »Deshalb kenne ich dich. Du bist Carricks Schwester. Nicht dass ich ihn persönlich kennen würde, doch er ist cool.«
»Danke. Ich mag ihn auch sehr.« In Sorge um Nate entzog sie ihm ihre Hand und lächelte ihn an. »Also, tut mir leid, aber ich muss weiter. Meinem Freund geht es nicht besonders, und ich würde gern nach ihm sehen.«
»Klar. Kein Problem. Hoffe, es geht ihm bald besser. War nett, dich kennenzulernen.« David winkte ihr zu und trat einen Schritt zurück. »Und tu dir selbst einen Gefallen, Gwenna. Halt dich von Slash fern.«
Gwenna starrte seinen Rücken an, während sie mit klopfendem Herzen seine Worte verarbeitete. »Was?« Er war allerdings bereits fort, ging mit Vampirgeschwindigkeit und drängte sich so rasch an Sterblichen vorbei, dass diese nur einen Lufthauch merken und sich fragen würden, woher der wohl kam.
Er kannte Slash. Er wusste, dass sie Slash kannte. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Nun rauschte sie selbst mit Vampirgeschwindigkeit durch die Lobby in Richtung Pool. Fast stieß sie dabei mit Nate zusammen, als dieser das Hotel durch die doppelte Glastür betrat.
Er hatte wieder Farbe im Gesicht, doch er machte noch immer den Eindruck, als würde er jeden Augenblick sein Mittagessen wieder von sich geben. In seinen Augen lag ein Schmerz, der Gwenna beunruhigte. Sie fragte sich, ob sein Tod und die Rückkehr ins Leben als ein Vampir vielleicht doch ein größeres Problem war, als sie vermutet hatte. Sie hatte den Eindruck gehabt, dass den meisten Sterblichen der Übergang zum Vampir nicht schwerfiel, aber es war klar, dass das auf Nate nicht zutraf.
»Ich muss mit dir reden«, sagte er.
»Okay. Lass uns in mein Zimmer raufgehen.« Sie versuchte, seine Hand zu nehmen, doch er entzog sie ihr. In der Hoffnung, dass es nur an seiner Übelkeit lag und an sonst nichts, deutete sie in Richtung Pool. »Ich nehme an, du wurdest an den Tatort gerufen. Ich fasse es nicht, dass schon wieder ein Mord geschehen ist. Und dass es dieses Mal Gregor erwischt hat.«
Nate ging gerade rasch zu den Aufzügen, jetzt blieb er allerdings stehen und schaute sie an. »Es ist erstaunlich, dass ihr alle die Identität des Opfers zu kennen scheint, obwohl diese Information noch gar nicht veröffentlicht wurde. Wir gehen jetzt rauf, und ich erwarte ein paar Antworten, Gwenna.«
Es war gewiss höchste Zeit dafür. Sie nickte. »Ja. Das ist eine gute Idee.«
Auf dem ganzen Weg nach oben sagte er nichts mehr, sondern starrte auf den Boden und presste die Hand auf die Brust, als habe er dort Schmerzen. Gwenna fühlte sich furchtbar und schuldig und angewidert von dem, was sie getan hatte, dass sie sein Leben zerstört hatte, weil sie so egoistisch gewesen war, seine Aufmerksamkeiten zu wollen, seine Zuneigung, seine Normalität. Sie wusste nicht, wo sie anfangen, wie sie es ihm erklären sollte.
Aber sie glaubte schreien zu müssen, wenn die Stille weiter anhielt,
Weitere Kostenlose Bücher