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Vellum: Roman (German Edition)

Vellum: Roman (German Edition)

Titel: Vellum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hal Duncan
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ein neues Muster annimmt, weiße Eisenspäne in einem Magnetfeld.
    »Sollen sie doch ihre gezackten Blitze schleudern«, sagt der Rebell. »Sollen ihre Flammen an mir emporzüngeln. Mögen wilde Winde um mich wirbeln und die Luft von Donner zerrissen werden. Sollen sie die Erde in ihren Grundfesten erschüttern und die Meere aufwühlen, bis ihre Wellen über die Sterne am Himmel tosen. Sollen sie meinen Leib in die Pechterrassen stoßen, in die tiefen Fluten der Fortuna. Er wird mich nicht töten, und ich werde mir meinen Stolz bewahren.«
     
     
    Ein nächtliches Feuer
     
    Sie stellen ihn vors Kriegsgericht, und sein Verteidiger ist ein Leutnant der Tercio, der faschistischen Fremdenlegion Spaniens. Die Anklage lautet ausgerechnet auf Widerstand gegen die Staatsgewalt. Welch ein Hohn, denkt Seamus. Schließlich verteidigt er die Republik gegen die faschistischen Rebellen, die sich gegen die eigentliche und rechtmäßige Staatsgewalt erhoben haben; er verteidigt sie gegen Franco und die Falangisten, diese verfluchten Schweinehunde, die einfach alles auslöschen, ausmerzen wollen, die sogar Dichter wie diesen Lorca erschießen, und plötzlich sind sie, die verdammten Internationalen, die Revolutionäre.
    Natürlich sagt der Leutnant kein Wort zu Seamus’ Verteidigung, und Seamus selbst darf auch nicht sprechen, und so nimmt der Schauprozess seinen Lauf, bis die Urteile verkündet werden — zwei Männer werden sterben, vier erhalten lebenslänglich in Einzelhaft, und der Rest wird zu dreißig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Aber Seamus hört sich das alles an, ohne Angst zu haben. Seiner Meinung nach sind es die Putschisten, die vor Gericht stehen, und über sie wird die Geschichte urteilen. Der Krieg in Spanien wird nicht in Vergessenheit geraten, und selbst wenn er in einer Zelle verrotten sollte, werden seine Brüder irgendwann hier sein und ihn befreien, davon ist er überzeugt.
    Aber dann erfahren sie im Spätsommer 1937, dass sie nach Hause zurückgeschickt werden sollen. Ein Austausch von Gefangenen. Und so werden sie entlassen — das Gefängnis heißt San Sebastian —, und Seamus kann sich zum ersten Mal seit drei Monaten wieder gründlich waschen und rasieren. Es stehen ihnen nur drei Rasierklingen zur Verfügung und sie sind siebenundzwanzig Mann, also müssen sie eine Münze werfen, um festzulegen, wer anfängt, aber immerhin können sie sich rasieren. Besser als nichts. Er ist als Neunter dran, natürlich — eine Unglückszahl, wenn es denn eine gibt.
    Und so kehrt er nach Großbritannien zurück, nach Glasgow, und er geht zu einer Reihe von Parteiversammlungen, erzählt von Francos Spanien und denkt über sein Leben nach. Vom Auswärtigen Amt erhält er einen Brief mit der Aufforderung, ihnen das verdammte Geld zurückzuerstatten, das es sie gekostet hat, ihn nach Hause zu verfrachten, diese Wichser. Und die ganze Zeit denkt er darüber nach, ob sie überhaupt etwas erreichen können, oder ob es gar keine Rolle spielt, wenn sie sich stattdessen auf ihre Ärsche setzen und zuschauen, wie Hitler und Mussolini durch ganz Europa marschieren. Und er denkt sich, zum Teufel damit. Zum Teufel mit Hitler und Mussolini und Chamberlain und Franco und dem ganzen Rest, mit jedem einzelnen dieser Schweinehunde.
    Und er geht zurück.
     
    Der Cant erschüttert den Schlachthof bis in die Grundfesten, reißt das gefrorene Fleisch von den Kadavern und lässt den Betonboden bersten. Die Bitläuse spritzen in alle Richtungen davon, an Metatron vorbei, durch ihn hindurch und hinaus. Als er sich umdreht, sieht er, wie Henderson die Hände hochreißt und sie über ihn hinwegfluten. Er lässt die Arme wieder sinken, und Metatron sieht, wie ihm diese Wesen über das Gesicht kriechen, Muster bilden, die sich in seine Hautlinien schmiegen, in die Falten, die er im Alter haben wird, die Hängebacken und Krähenfüße, die Runzeln um die Augen. Sie gleiten ihm über Mund und Augen und in die Nasenlöcher hinein. Sie kratzen ihn, sie zeichnen ihn, und der Sebettu dreht durch. Wie bei einer Panikattacke schlägt er auf sein Gesicht ein, um sie von seiner Haut zu wischen, doch sie sind ihm längst darunter gekrochen, in ihn hinein. Er fällt rückwärts gegen die Wand, in der sich breite Risse gebildet haben, aus denen Bitläuse strömen.
    »Du solltest jetzt lieber gehen«, sagt Seamus.
    Metatron wendet sich um. Bitläuse ergießen sich aus den Wänden und wirbeln im Kreis wie ein Blizzard, überall schwarze Kreaturen und weißes

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