Velvet Haven Paradies der Dunkelheit
entsandte, während dieser im Garten Gethsemane in der Nacht vor seiner Kreuzigung betete, kurz bevor Judas ihn verriet. Meine Brüder behaupten, dass es Uriel selbst war, der in Judasâ Geist den Samen zu diesem Verrat säte.«
»Und welche Bedeutung sollte dieser Engel wohl für uns haben? Wir teilen eure Religion oder eure Götter nicht.«
Suriel sah ihn überrascht an. »Wirklich nicht? Aber Uriel hat sich doch mit einer Göttin von Annwyn den körperlichen Sünden hingegeben.«
Bran warf ihm einen skeptischen Blick zu. Daraufhin verfinsterte sich Suriels Gesicht. »Wie bitte? Dachtest du wirklich, ich wäre der Erste gewesen, der beim Anblick einer Göttin einen Steifen gekriegt hätte? Nein. Uriel war früher dran als ich. Er steht für die Erbsünde im Reich Annwyn.«
Cailleach. Irgendetwas sagte Bran, dass sie es war. Er konnte nicht erklären, woher er es wusste, doch er spürte es.
»Er ist als der Dunkle Engel bekannt«, fuhr Suriel fort, »und er wurde für seine Sünden in die Hölle verbannt. In der Apokalypse von Petrus ist er der Sühne-Engel, und dort heiÃt es, am Tag des Jüngsten Gerichtes wird er die Tore der Hölle öffnen und alle Sünder zu Gott heimführen, um sie alsdann im ewigen Feuer schmoren zu lassen. Es heiÃt auch, dass er die Identität des Zerstörers kennt, also der Person, die das Unglück über die Menschheit bringen und sie vernichten wird.«
»Die Geschichte von Gwyn ist sehr ähnlich. Nur dass er in Annwyn auch als der Seelendieb bekannt ist.«
Suriels dunkle Augen funkelten im Licht. »Sogar unter den Sterblichen, die sich mit dem Okkulten beschäftigen, ist er unter diesem Namen bekannt.«
»Na, ist das nicht einfach brillant?«, spottete Rhys. »Und auÃerhalb von meinem Club auch.«
Finster starrte Suriel zu Rhys hinüber, dann sank er auf die Knie, wobei die Spitzen seiner Flügel in die Pfütze eintauchten, die von dem Blut der Frau gebildet wurde.
»Oh, verdammt«, stöhnte Suriel, während sich seine Hände über den leblosen Körper der Frau tasteten. »Der Bastard hat ihr die Gebärmutter entfernt.« Suriel presste eine Faust gegen den Mund. Eine ganze Minute lang kniete er einfach nur neben der Frau und betrachtete das unbewegliche Gesicht, ehe er leise murmelte: »Es ist eine Botschaft, das sage ich euch.«
Bran schluckte. Er wusste, was er zu tun hatte. Keir hatte Recht. Was zum Teufel auch immer hier vor sich gehen mochte, es betraf beide Welten, die der Sterblichen und die der Unsterblichen. »Im vergangenen Monat wurden insgesamt acht Sidhe-Männer ermordet. Doch vor drei Nächten brachte man eine Jungfrau zu mir. Sie trug dieselben Male wie diese Frau hier. Man hatte ihr die Symbole unseres Glaubens in den Leib geritzt.«
Suriel blickte von der Frau auf. »Auch in der Stadt gab es neun solche Morde. Acht Opfer waren Männer. Der neunte Leichnam war eine Frau, auch ihr Fleisch war so entstellt wie dies hier.«
»Die Macht der Neun«, murmelte Keir. »Er führt ein bestimmtes Ritual durch. Einen Todeszauber.«
»Der Anfang und das Ende allen Seins«, flüsterte Bran. »Und unsere beiden Welten sind davon betroffen.« Cailleach. War das auch der Grund, weshalb sie dieses Buch brauchte? Eine Flamme und ein Amulett. Gehörte das Amulett ihr? Gehörte die Flamme Uriel?
Suriel hob den Leichnam der Frau hoch und wiegte ihn behutsam in seinen Armen. »Ihre Seele ist fort, man hat sie ihr geraubt«, erklärte er. »Ich werde mich um ihre körperliche Hülle kümmern. Lasst uns später darüber nachdenken, wie wir ihm Einhalt gebieten können.«
Rhys deutete auf die Kratzer, die auf dem Bauch der Frau zu sehen waren. »Was bedeutet dies dort?«
Bran zog die Stirn in Falten. »Es handelt sich um das Ogham-Alphabet. Die Worte heiÃen so viel wie: Der Krieg hat begonnen .«
»Du willst also damit sagen«, knurrte Rhys, »dass uns ein ziemlich heftiger Revierkampf bevorsteht.«
Suriel drehte sich herum und breitete die Flügel aus, er schien bereit, mit dem Leichnam davonzufliegen. »Nimm das, was ich sage, lieber ernst, MacDonald. Harte Zeiten stehen uns bevor, und zwar schon recht bald.«
14
W ieder einmal hatte Mairi einen ziemlich erotischen Traum. Ihr Liebhaber war zurück. Also lieà sie sich in die Kissen sinken und sich
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