Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
schnell zu Ende gegangen, und dann hatte es wieder von vorn begonnen. Die meisten Männer hatten Verständnis gezeigt, mit Ausnahme von Aaron. Der hatte sich als Stalker entpuppt, und als ein ganz schrecklich beängstigender noch dazu. Er hatte etwas von ihr gewollt, doch was das eigentlich gewesen war, wusste sie nicht.
Er war immer noch irgendwo da draußen, dachte sie. Er war ein Teil dieser Prophezeiung und hatte etwas mit den Dunklen Zeiten zu tun, die in die Anderwelt gekommen waren. Sie hatte schreckliche Angst, dass er sie finden könnte. Nachts, wenn sie allein war, ihr Zimmer in Dunkelheit getaucht, flehte Rowan das Schicksal an, dass er sie nie finden möge. Bis jetzt hatte sie auch ein gutes Karma gehabt. Sie war hier am Hof des Königs der Sidhe in Sicherheit gewesen.
Die Tür wurde einen Spalt weit geöffnet, woraufhin Mairi um die Ecke linste. »Ich störe doch nicht, oder?«
»Nein. Wir sind fertig. Tut mir leid, Mairi. Wir haben nichts Neues über Carden in Erfahrung bringen können.«
Mairi hatte einen düsteren Ausdruck im Gesicht. »Schon gut, Rowan. Ruh dich nur aus. Bran wird Carden finden. Hier ist jemand, der dich gern sehen würde.«
Sofort begann Rowans Herz zu rasen. Keir. Ihr Körper wurde von freudiger Erregung ergriffen, sie konnte es kaum erwarten, die massige Gestalt des Schattengeistes zu sehen. Er war riesig – groß und breitschultrig, und er sah aus, als könnte er einen Menschen jederzeit zweiteilen; eigentlich war er der Typ Mann, vor dem sie hätte Angst haben sollen. Doch sie fürchtete ihn nicht. Keir hatte eine Wirkung auf ihren Körper, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Und dabei hatte er sie noch nicht einmal berührt.
»Ich freue mich über Besuch«, sagte sie, mit einem Mal ganz lebhaft. Sayer warf ihr ein anzügliches Grinsen zu und küsste sie noch einmal kurz auf die Wange.
»Schlaf gut«, sagte er leise, wobei er eine besondere Betonung auf das Wort schlaf legte. »Wir versuchen es später noch einmal.«
Rowan lächelte und sah ihm hinterher, als er ging. Ihr Ausdruck verdüsterte sich schlagartig, als Suriel den Raum betrat. »Hi.«
Er wusste, dass sie enttäuscht war. Sie erkannte das daran, wie seine Züge plötzlich weich wurden. »Hast du jemand anderen erwartet?«
»Nein.«
Doch ihm war klar, dass sie log.
Sayer und Mairi verabschiedeten sich. Als sich die Tür zu ihrem Zimmer hinter ihnen schloss, deutete Suriel auf das Bett. »Darf ich?«
»Sicher.«
Rowan richtete sich auf und beobachtete Suriel. Alles um sie herum wirkte so normal, dass sie kaum glauben konnte, jetzt in der Anderwelt zu leben – und dass der Mann, der am Fußende des Bettes saß, gar kein richtiger Mann war, sondern ein gefallener Engel.
Mit Suriel verband sie eine seltsame Vergangenheit. Er hatte ihr gestanden, dass er der Engel des Todes und der Auferstehung und an jenem Nachmittag, als der Hausmeister sie auf so brutale Weise vergewaltigt hatte, bei ihr gewesen sei. Er war dort gewesen, um sich ihre Seele zu holen, denn eigentlich hätte sie sterben sollen. Doch dann war alles anders gekommen. Mairi hatte ihre Heilkräfte entdeckt. Und sie hatte überlebt, wodurch die Verbindung zwischen ihr, Mairi und Suriel geschmiedet worden war.
Die Macht der Drei war in der keltischen Überlieferung eine magische. Sie stand für Geburt, Tod und Auferstehung. Rowan fragte sich schon die ganze Zeit, welche Rolle sie in dieser Trinität eigentlich spielen sollte.
»Du hast dich wieder daran erinnert.«
Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie brauchte Suriel nicht anzulügen, denn er kannte ja ohnehin die Wahrheit. »Ja. Sayer … ist mir ein wenig zu nahe gekommen, und das hat bei mir … Erinnerungen heraufbeschworen.«
Er nickte, sein Blick verfinsterte sich. »Ich erinnere mich auch daran. Wie ich gezwungen war zuzusehen, bis es an der Zeit war, dich mitzunehmen. Auch mich verfolgt diese Sache. Du warst so … jung damals. Und so rein.«
Hinterher war sie allerdings befleckt gewesen, und zwar auf die schändlichste Weise, die man sich vorstellen konnte. Da war kein Millimeter ihres Körpers mehr gewesen, der nicht missbraucht worden war. Suriel streckte die Hand nach ihr aus und hob ihr Kinn, so dass sie ihm in die Augen sehen musste.
»Nicht befleckt«, flüsterte er. »Nichts könnte dieses Strahlen verderben, das ich in dir sehe. Die Unschuld spricht immer noch aus deinem Blick. Er hat sie dir nicht vollständig geraubt. Da ist eine Reinheit in dir,
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