Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Doch die Blutungen hatten aufgehört, die Wunde machte einen sauberen Eindruck und wirkte nicht allzu tief. Nun musste sie nur noch die Salbe auftragen und eine Beschwörungsformel sprechen, damit er wieder gesund werden würde. Sie wusste nichts über Schattengeister, hatte auch noch nie zuvor einen gesehen. Ihr Wissen um die Heilkunst beschränkte sich selbstverständlich auf ihre eigene Art sowie auf die Sidhe und andere Lebewesen, die in Annwyn lebten und unter der Herrschaft von Cailleach standen. Sie hoffte nur, dass sie ihn nicht umbrachte, dadurch nämlich, dass sie seine Brust mit der Paste zukleisterte.
Auch die Reste des zeremoniellen Weihrauchs sowie des Stechapfels hatte sie weggewaschen. Es war ein weiterer Geruch zurückgeblieben, den Bronwnn nicht kannte. Er war ihr vollkommen fremd, erinnerte an nichts, was sie je gerochen hatte.
Sie beugte sich über ihn, hielt ihre Nase an seine Wange und sog den Duft in sich auf. Am stärksten war der Geruch dort, wo sein Blut pulsierte; sie konnte einfach nicht widerstehen und leckte mit der Zungenspitze darüber. Er
schmeckte nach Salz und überaus männlich. Doch dieser schwer zu fassende Duft verwirrte sie auch weiterhin. Etwas Derartiges hatte sie noch nie zuvor gerochen, und dennoch erregte es sie, zog sie magisch an, sodass sie sich danach sehnte, vollkommen in diesem Duft eingehüllt zu sein.
Sie zog sich von ihm zurück, und da bemerkte Bronwnn den Halsring. Es überraschte sie keineswegs, dass ein Krieger wie er ein solches Schmuckstück trug. Was allerdings faszinierend war – und dazu überaus interessant –, war die Tatsache, dass der Halsring sowie die Armmanschetten mit Bildnissen von Wölfen verziert waren.
Wirklich, er musste der für sie bestimmte Gefährte sein. Wenn sie noch irgendwelche Zweifel gehegt hatte, so waren sie nun vollends beseitigt. Er trug das Abbild ihrer zweiten Gestalt an den Handgelenken und um den Hals. Jetzt war sie überzeugt, dass ihre Schicksale miteinander in Verbindung standen. Sie war sein, und er gehörte zu ihr.
Bronwnn fuhr fort, seinen Körper zu untersuchen, und behandelte jede einzelne Verletzung vorsichtig mit den Heilpflanzen und einer Beschwörungsformel. Er schlief friedlich und fest. Je nachdem, wie viel er von dem Stechapfel bekommen hatte, konnte es Stunden oder sogar Tage dauern, bis er erwachte, ohne noch irgendwelche Auswirkungen zu spüren.
Sie machte es sich neben ihm bequem und beobachtete das sanfte Heben und Senken seiner Brust. Das flackernde Licht des Feuers tanzte über seinen Körper, fasziniert beobachtete sie die Schatten, wie sie verspielt über seinen straffen Bauch wanderten und weiter unten über sein Geschlecht, das groß und mächtig war, selbst in seinem gegenwärtigen Zustand.
Sie zog die Beine an die Brust, legte ihren Kopf auf die Knie und betrachtete ihn, während sie über ihn nachdachte. Sie fragte sich, was er wohl zu ihr sagen würde, sobald er erwachte? Was mochte er über sie denken? Einen Moment lang überkam Bronwnn ein Anflug von Unsicherheit. Was, wenn sie gar nicht das war, was er sich von einer Frau erhoffte?
Doch so schnell das Gefühl aufgetaucht war, so schnell war es auch wieder verschwunden. Sie waren dazu bestimmt, sich zu lieben, rief sie sich selbst in Erinnerung. In ihren Träumen waren sie sich körperlich bereits nähergekommen, und stets war er bereitwillig bei ihr erschienen, begierig darauf, sie zu berühren. Ihr gemeinsames Schicksal stand in den Sternen. Er würde sie begehren. Ebenso sehr, wie es sie nach ihm verlangte.
Das knisternde Feuer, die Wärme, die Aufregung angesichts dessen, was geschehen war und was noch kommen sollte, forderten schließlich ihren Tribut von ihr, weshalb sie nun in den Schlaf sank, ungeachtet der Gefahr, dass man sie würde finden können.
Rhys erwachte, sein Hals war schrecklich ausgedörrt, die Augen verklebt, sein Körper steif und schmerzend. Es war dunkel in der Hütte. Das Feuer war heruntergebrannt und ausgegangen, im Zimmer war es kalt geworden.
Er bemerkte, dass er nackt war und seine Brust von einer grünen Paste bedeckt war. Er versuchte, sich zu erinnern, wo er sich befand, hob den Kopf von seiner Schlafstatt und sah sich blinzelnd um. Durch das rußgeschwärzte Fenster erblickte er das schwache Leuchten der Sonne, die soeben in der Ferne aufging. Er hatte keine Vorstellung davon, wie
spät es war, geschweige denn, welche Jahreszeit in Annwyn herrschte. Doch da die Sonne so tief über dem
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