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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sofort!"
    „Aha", sagte er nach einem Augenblick des Schweigens. „Nun - so endet also eine bezaubernde Herbstidylle, nicht?"
    „Glauben Sie, dass ich hergekommen bin, um Ihnen das zu sagen?", fragte sie.
    Er schaute sie an, die Augen etwas schmal. „Wahrscheinlich nicht. Aber es ist wahr.
    Unerfreulich, gebe ich zu, aber trotzdem wahr."
    Sie hatte das Gefühl, als erstarrte das Blut in ihren Adern langsam zu Eis. Er hatte sich abrupt abgewandt und ging zum Fenster hinüber; sie folgte ihm mit den Augen, sagte aber nichts. Er sagte schroff: „Ja, es ist das Ende einer Idylle. Es war ein goldener Herbst, nicht? Aber noch eine Woche, und nicht ein Blatt wird mehr an den Bäumen hängen. Ihr Onkel hat seine Ankunft gut abgestimmt. Es ist nicht Ihre Meinung, nicht, meine Liebe? Aber sie wird es werden, glauben Sie mir."
    Sie sagte immer noch nichts, weil ihr nichts einfiel, das sie überhaupt hätte sagen können. Es fiel ihr sogar schwer, den Sinn dessen zu erfassen, was Damerei so Unglaubwürdiges gesagt hatte, oder die widersprechendsten Gedankenfetzen zu entwirren, die ihr im Kopf wirbelten. Es war wie in einem bösen Traum, in dem Leute, die man sehr gut kennt, sich auf einmal fantastisch benehmen und man machtlos ist, irgendeinem schrecklichen Verhängnis zu entrinnen. Sie hob die Hand, um sich die Augen zu reiben, als hätte sie wirklich geträumt. In einer Stimme, die aus einem Albtraum zu kommen schien, weil sie so leise war, und man in Albträumen, wenn man zu schreien versucht, doch nie imstande ist, mehr als zu flüstern, sagte sie: „Warum werde ich das einmal meinen?"
    Er zuckte die Achsel. „Ich könnte es Ihnen sagen, nicht aber Sie überzeugen. Sie werden es selbst entdecken - wenn Sie weniger unerfahren sind, meine Liebe, und etwas mehr von der Welt wissen als das, was Sie nur gelesen haben."
    „Werden Sie das auch meinen?", fragte sie. Ein leichtes Rot stieg in ihre bleichen Wangen; sie fügte demütig hinzu: „Ich sollte Sie vielleicht nicht fragen, aber ich will es verstehen, und ich nehme an, ich bin zu dumm - wenn man mir die Dinge nicht erklärt."
    „Ich glaube, es wäre besser gewesen, wir hätten einander nie getroffen", antwortete er düster.
    „Für Sie oder für mich?"
    „Oh, für uns beide! Das Ende der Idylle steckte schon in ihrem Anfang - zumindest ich wusste das, wenn auch Sie vielleicht nicht. Und ich weiß auch, je hinreißender die Idylle ist, umso größer der Schmerz, wenn sie endet. Aber der Schmerz wird nicht andauern. In Wirklichkeit bricht kein Herz, wissen Sie. Nein, natürlich wissen Sie das nicht, aber nehmen Sie es als wahr hin, denn dafür weiß ich es!"
    „Aber verwundet kann es werden", sagte sie schlicht.
    „Sehr oft - aber immer wieder heilen, wie es das meine bewiesen hat!"
    Sie runzelte die Brauen. „Warum sagen Sie das? Es ist, als wollten Sie mir absichtlich wehtun, aber das kann doch nicht stimmen. Ich spüre einfach, dass das nicht sein kann!"
    „Nein, ich will Ihnen nicht absichtlich wehtun. Ich habe Ihnen wehtun wollen. Das Teuflische daran, mein liebes Entzücken, war, dass du zu süß, zu anbetungswürdig bist, und was der leichteste und heiterste Flirt werden sollte, verwandelte sich zu etwas Ernsterem, als ich es vorhatte ... oder vorhersah ... oder sogar wünschte! Wir haben uns erlaubt, uns einfach hinreißen zu lassen, Venetia. Hattest du nie das Gefühl, dass du in einem Traum lebtest?"
    „Vorher nicht. Aber jetzt. Das jetzt erscheint mir unwirklich."
    „Du bist zu romantisch! Wir haben in Arkadien geweilt, mein grünes Mädchen - die übrige Welt ist nicht so golden wie dieser stille Winkel hier. Nur in der Fantasie verschwören sich alle Umstände so, dass sich zwei Menschen unvermeidlich ineinander verlieben. Wir hätten kaum isolierter sein können, wenn wir miteinander auf eine einsame Insel gespült worden wären. Nichts geschah, was unsere Idylle hätte stören können, niemand drängte sich uns auf - einen magischen Augenblick lang vergaßen wir ... oder zumindest vergaß ich, jeden Gedanken an die äußere Welt - sogar, dass es andere Dinge im realen Leben gibt, als ganz in Liebe versunken zu sein!"
    „Aber es war real, weil es doch geschehen ist, Damerei."
    „Ja, geschehen ist es. Lass es uns beide so hinnehmen, dass es ein bezauberndes Intermezzo war! Weißt du, es konnte nie mehr als ein Intermezzo sein - wir mussten wieder auf die Erde zurückkehren ... wir hätten einander sogar ein bisschen müde werden können. Das

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