Venetia und der Wuestling
steckte heute in einer schlechten Haut, weil ihr Teig nicht aufgegangen war, und sagte nur: „Mach mich ja nicht nervös!" und „So geh mir doch aus dem Weg!" Imber wünschte, er hätte in Undershaw dabei sein können, was die dort darüber denken würden, wenn Miss Venetia mit einem Ausdruck hereinkommen würde, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Die würden sich ja schön aufregen - und das wäre kein Wunder!
Aber es waren nur drei Leute in Undershaw, die Venetia bei ihrer Heimkehr sahen, und weder der Stalljunge noch das junge Stubenmädchen, das sie bediente, merkten mehr als ihren triefnassen Reitanzug und ihren ruinierten Hut, dessen gekräuselte Feder tropfnass und schlaff neben dem regennassen Gesicht herunterhing. Venetia ging die Hintertreppe zu ihrem Zimmer hinauf. Als sie die Tür öffnete, sah sie das Mädchen und Nurse drin, und im Zimmer herrschte ein Durcheinander von Silberpapier und Koffern, Kleidern und Mänteln, die schon zum Packen auf dem Bett bereitlagen; die Tücher, in denen Venetias Pelze den Sommer über eingehüllt gewesen waren, lagen in einem Haufen auf dem Fußboden, die Luft im Zimmer war erfüllt von dem Geruch der Holzäpfel, die die Motten abhielten.
Nurse brach sofort in zorniges Geschimpfe aus, während Venetia auf der Schwelle stand und ihre Augen mit ausdruckslosem Blick in dem unordentlichen Zimmer herumwanderten. Dann ging Nurse ganz plötzlich auf Jenny los und trieb sie aus dem Zimmer mit dem Befehl, sofort eine Kanne heißen Wassers zu holen, statt wie ein Tölpel herumzustehen, wenn doch jeder Mensch sehen könne, dass Miss Venetia bis auf die Haut nass sei und sich wahrscheinlich den Tod holen würde. Sie zog Venetia zum Kamin, immer noch scheltend, aber jetzt anders, genauso, wie sie vor Jahren ein kleines Mädchen gescholten hatte, das über irgendeine Katastrophe entsetzt gewesen war, bis es zu weinen aufhörte - das kleine Mädchen müsse doch wissen, es könne ihm nichts Schreckliches passieren, wenn Nurse da sei. Jetzt wusste Venetia, dass Nurse machtlos war, ihr zu helfen, wurde aber trotzdem immer noch ein bisschen getröstet. Nurse streifte ihr rasch den nassen Reitanzug ab, warf ihr einen Schlafrock um und setzte sie neben den Kamin, während sie geschäftig herumhantierte, zuerst wegzottelte, um ein Stärkungsmittel zu mischen, das Venetia auf ihr Geheiß trinken musste, ihr dann die kalten Füße frottierte, das Zimmer in Ordnung brachte, ein Abendkleid herauslegte und die ganze Zeit redete, redete, aber nie auf Antwort wartete und Venetia nur aus den Winkeln ihrer scharfen kühlen Augen hervor betrachtete. Miss Venetia müsse eine Weile ganz still sitzen - es sei noch eine Menge Zeit, bevor sie sich wieder anziehen müsse! Und nicht spät aufbleiben heute, wohlgemerkt, bei dem vielen, was zu tun sei, und da Mr. Hendred wünschte, früh loszufahren! Und auch nicht nötig, sich wegen Undershaw zu sorgen, was sie übrigens ohnehin nicht lange tun würde, bei all den aufregenden Sachen, die sie in London tun würde, und ihrer Tante, die so lieb sei, und den neuen „Gesichtern", und nur der Himmel wisse, wie viel Vergnügungen auf sie warteten! Zuerst würde alles fremd erscheinen, und natürlich würde sie Heimweh haben und all die Leute vermissen, die sie kannte, aber sie solle nur Nurse vertrauen und ja nicht Trübsal blasen, weil es ihr bald besser gehen würde, keine Sorge!
Venetia, die verstand, versuchte ihr zuzulächeln und hielt einen Augenblick dankbar ihre Hand fest.
„Da, mein Piippchen! Na, na, mein Täubchen!", gurrte Nurse und strich ihr über die verwirrten Locken. „Nicht weinen, mein Hübsches, nicht weinen!"
Aber es war Nurse, die weinte, nicht Venetia; und als Nurse sah, wie ruhig sie war, ging sie gleich darauf weg und hoffte, Venetia würde für eine Weile einschlafen, müde, wie sie war.
Als Nurse zurückkam, um ihr beim Ankleiden zum Dinner zu helfen - denn sie ließ nicht zu, dass Jenny heute Abend Venetia bediente -, dachte sie, Venetia müsste doch ein Nickerchen gemacht haben, denn in ihren Wangen war etwas Farbe, und sie schien wieder ein bisschen die Alte zu sein und imstande zu entscheiden, was für London eingepackt werden und was Nurse einkampfern und für sie in Undershaw aufbewahren sollte. Sie hatte ein Verzeichnis der Leute angelegt, die sie noch aufsuchen musste, bevor sie abreiste, und der Dinge, um die sie sich zu kümmern hatte. Und Nurse ging sehr munter auf alles ein und dachte bei sich: Alles recht, was sie
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