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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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kennenlernte.
    Nach ungefähr zwanzig Minuten kam ein schickes französisches Zöfchen ins Zimmer und meldete, dass „Miladi" jetzt bereit sei, „Mademoiselle" zu empfangen. Venetia wurde durch einen kleinen Salon und ein Vorzimmer in ein großes, luxuriöses Schlafzimmer geführt. Es duftete üppig nach einem feinen Parfüm; Venetia blieb plötzlich auf der Schwelle stehen und rief unwillkürlich aus: „Oh, dein Parfüm! Ich erinnere mich daran - ich erinnere mich ja so gut daran!"
    Ein glockenhelles Lachen begrüßte das. „Wirklich? Ich habe es immer benützt - schon immer! Oh, du bist immer dagesessen und hast mir zugeschaut, wenn ich mich für eine Gesellschaft ankleidete, nicht? Du warst ein so drolliges Geschöpfchen, aber ich dachte schon damals, dass du höchstwahrscheinlich hübsch werden würdest, wenn du einmal groß sein wirst!"
    Aus ihrem plötzlichen Heimweh zurückgerufen, stammelte Venetia bei ihrem Knicks:
    „Oh, ich bitte vielmals um Verzeihung, Ma'am! How ... how do you do?"
    Lady Steeple lachte wieder und erhob sich von ihrem Stuhl vor einem Toilettentisch, der mit Tiegelchen, Fläschchen und Schmuckschachteln bedeckt war, kam auf ihre Tochter zu und streckte ihr die Hände entgegen. „Ist das nicht einfach absurd?", fragte sie und bot Venetia eine zart geschminkte und gepuderte Wange zum Kuss.
    „Ich habe das Gefühl, es ist einfach nicht möglich, dass ich eine erwachsene Tochter habe!"
    Einem Rippenstoß ihres Schutzengels gehorchend, antwortete Venetia: „Das würde auch kein Mensch glauben, Ma'am - nicht einmal ich!"
    „Du Darling! Was haben sie dir über mich erzählt - Francis und Maria und ihre ganze muffige Clique?"
    „Nichts, Ma'am, außer dass ich niemals so wunderschön werden würde wie Sie, und das habe ich nur von Nurse! Bis gestern habe ich geglaubt, Sie seien gestorben, als Sie uns verließen."
    „O nein, wirklich? Hat dir das Francis gesagt? Ja, bestimmt, denn das sähe ihm ja so ähnlich! Der Arme, ich war ja eine solch schwere Heimsuchung für ihn! Hast du ihn gerngehabt?"
    „Nein, überhaupt nicht", antwortete Venetia ruhig.
    Darüber musste Ihre Gnaden wieder lachen. Sie bedeutete Venetia mit einer Geste, Platz zu nehmen, setzte sich wieder vor ihren Toilettentisch und betrachtete ihre Tochter kritisch. Venetia hatte jetzt Muße zu erkennen, dass das Gewoge aus Spitze und Gaze, in das Ihre Gnaden gehüllt war, in Wirklichkeit ein Morgenmantel war. Es war durchaus nicht die Art Kleidungsstück, das zu tragen man von seiner eigenen Mama erwartet hätte, denn es war ebenso unanständig, wie es hübsch war. Venetia fragte sich, ob Damerei der Anblick seiner jungen Frau in genauso einer durchsichtigen Wolke aus Gaze gefallen würde, und neigte stark zu der Meinung, dass er ihm sehr gefallen würde.
    „Also jetzt erzähle mir einmal alles über dich!", forderte Lady Steeple Venetia auf, während sie ihren Handspiegel aufnahm und ernst ihr Profil studierte. „Du siehst mir äußerst ähnlich, aber deine Nase ist nicht so gerade wie die meine, und ich bilde mir ein, dass dein Gesicht kein ganz perfektes Oval ist. Und ich meine wirklich, Liebstes, dass du gerade nur um eine Spur, aber doch zu groß bist. Trotzdem hast du dich bemerkenswert gut herausgemacht! Conway ist auch sehr hübsch, aber so steif und dumm, dass er mich an seinen Vater erinnerte, und ich konnte mir nicht helfen, ich mochte ihn einfach nicht. Was hat er doch da in Paris zusammengepfuscht! Hätte es dich gefreut, wenn ich den Plan der Witwe durchkreuzt hätte? Ich bin überzeugt, es wäre mir gelungen, denn sie ist eine derart reputierliche Person, dass sie geradezu besessen ist, so zu tun, als existierte ich überhaupt nicht. Ich habe das von irgendwem gehört, der weiß, dass das Tatsache ist! Ich hatte große Lust, ihr einen Besuch abzustatten - um die Bekanntschaft meiner zukünftigen Schwiegertochter zu machen, weißt du! Es wäre ja ein solcher Spaß geworden! Ich habe vergessen, warum ich dann doch nicht hinging - ich vermute, ich hatte zu viel zu tun, oder vielleicht hat Lamb ... o nein, jetzt erinnere ich mich! Es war so heiß in Paris, dass wir uns in unser chäteau zurückzogen - mein Trianon! Lamb hat es gekauft und mir als Überraschung zum Geburtstag geschenkt - der reizendste Fleck, den man sich vorstellen kann! Na schön, wenn Conway draufkommt, dass er sich an eine stumpfsinnige kleine nigaude gekettet hat, geschieht ihm das sehr recht! Warum bist eigentlich du noch nicht

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