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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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enttäuscht, aber so ungewohnt fügsam, dass sich Sir John ermutigt sah, ihm einige sehr vernünftige Ratschläge hinsichtlich des bescheidenen Betragens zu geben, dessen sich ein Neuling befleißigen sollte, der den Beifall jener erfahrenen Jäger zu gewinnen wünschte, die als die Krone der großen Welt galten. Da er seine ziemlich dämpfende Predigt mit dem Ausspruch einleitete, falls er nicht wüsste, dass er sich der Reitkunst seines Sohnes keineswegs zu schämen brauche, hätte er keinen Augenblick lang daran gedacht, ihn nach Crossley gehen zu lassen, war Oswald imstande, das Ganze mit guter Miene zu schlucken. Sir John war seit vielen Monaten seinem einzigen Sohn nicht mehr so gnädig gesinnt gewesen, informierte er später Lady Denny und fügte hinzu, als er seine Schlafzimmerkerze ausblies, falls sich der Junge auch in Crossley so nett betrage, zweifle er nicht, dass sein Onkel und seine Tante sehr erfreut über ihn sein würden.
    Da Lady Dennys Gemüt um ihre wichtigste Sorge erleichtert war, konnte sie sich der Betrachtung einer zweitrangigen Besorgnis zuwenden. Sir John hatte unmissverständlich einen tastenden Vorschlag abgelehnt, Damerei mit Andeutungen von Undershaw zu entfernen; so beschloss sie, dass es trotz der Ansprüche ihrer bettlägerigen Kinder ihre Pflicht sei, nach Undershaw hinüberzufahren, um selbst zu sehen, wie viel Wahres in Oswalds Behauptungen stecke, und, wenn nötig, Schritte zu unternehmen, die geeignet waren, mit einer sehr gefährlichen Situation Schluss zu machen. Was das für Schritte sein sollten, wusste sie nicht, noch überlegte sie es sich ernstlich, denn je mehr sie über die Sache nachdachte, umso größer wurde ihre Hoffnung, zu entdecken, dass die alarmierende Geschichte nichts als ein Produkt von Oswalds fieberhafter Fantasie war.
    Als sie aber am nächsten Tag in Undershaw eintraf, sah sie auf den ersten Blick, dass sie sich einem grundlosen Optimismus hingegeben hatte. Veneria strahlte, war lieblicher denn je, das Glück leuchtete ihr aus den Augen, und der rosige Hauch auf ihren Wangen war eine neue Blüte.
    Sie begrüßte ihre mütterliche Freundin liebevoll wie immer und mit allem Ausdruck der Freude über ihren Besuch, aber Lady Denny ließ sich nicht täuschen - Venetia lebte in einer eigenen, paradiesischen Welt. Und obwohl sie sich nach den Kranken in Ebbersley erkundigte, voll Anteilnahme einem Bericht über deren Fortschritte lauschte und wirklich an ihnen und an verschiedenen anderen ähnlichen Themen interessiert zu sein schien, lagen ihre Höflichkeiten nur an der Oberfläche.
    Während Lady Denny gemütlich dahinplätschernd plauderte, suchte sie nach irgendeiner Möglichkeit, auf den wahren Zweck ihres Besuchs zu kommen, ohne ihn gar zu deutlich zu enthüllen. Sie hatte sich noch selten in einer derartigen Verlegenheit befunden. Sie hatte beschlossen, die natürlichste Annäherung würde die sein, Aubreys Unfall zu diskutieren. Zwar gelangte sie so weit, zu sagen, dass er Venetia in eine peinliche Situation gebracht habe, aber dieser vielversprechende Eröffnungszug misslang. Venetia lächelte sie spitzbübisch an und antwortete:
    „Liebste Ma'am, jetzt haben Sie ja wie Edward gesprochen! Bitte um Verzeihung, aber ich muss einfach lachen! Die Situation war nicht im Mindesten peinlich."
    Lady Denny versuchte ihr Bestes. „Nun, meine Liebe, ich bin glücklich, das zu hören, aber ich glaube, du verstehst nicht ganz, dass die Situation besonders heikel war."
    „Nein", stimmte ihr Venetia zu und brachte sie damit völlig aus der Fassung. „Ich kann natürlich verstehen, dass sie peinlich hätte sein können, obwohl ich zunächst viel zu besorgt um Aubrey war, um darüber nachzudenken, und später wäre es albern gewesen, darüber nachzudenken. Die Priory schien mir wie mein eigenes Daheim, und Damerei - oh, ein Freund, den ich schon mein ganzes Leben lang kenne! Ich glaube nicht, dass sowohl Aubrey wie ich je zehn glücklichere Tage verbracht haben. Selbst Nurse, bilde ich mir ein, tat es insgeheim leid, als sie die Priory verlassen musste!"
    Verblüfft über diese unerwartet offene Antwort fiel Lady Denny rein gar nichts ein, was sie hätte sagen können. Bevor sie wieder zur Besinnung kam, unterhielt Veneria sie schon mit einem lebendigen Bericht darüber, wie sich Nurse in der Pri-ory benommen hatte. Die Hoffnung auf eine Gelegenheit, sich ihrer Mission zu entledigen, wurde unaufhaltsam kleiner und verschwand gänzlich, als ihr Venetia erzählte,

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