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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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wie nett Damerei zu Aubrey war und wie sehr Aubrey von seiner Freundschaft profitierte. Sie war kein Narr, und sie sah klar, dass es keinen Zweck haben würde anzudeuten, dass Damerei Aubrey als Werkzeug benutzte; es würde ihr die junge Freundin nur entfremden. Ihr Mut sank. Sie wurde allmählich ernstlich besorgt, weil sie fühlte, dass Venetia ihr entglitten und derart betört war, dass man sich nicht mehr auf ihre ruhige Vernunft verlassen konnte, die früher so charakteristisch für sie gewesen war.
    Plötzlich öffnete sich die Tür, Aubrey schaute ins Zimmer herein und sagte: „Veneria, ich fahre mit Jasper nach York. Hast du irgendwelche ..." Er brach ab, als er Lady Denny erblickte, und hinkte durch das Zimmer, um ihr die Hand zu geben.
    „Verzeihung, Ma'am, wie steht Ihr Befinden?"
    Lady Denny erblickte Damerei auf der Schwelle, und während sie Aubrey fragte, ob er sich von den Nachwirkungen seines Sturzes schon ganz erholt habe, gelang es ihr, sowohl Damerel wie Venetia zu beobachten. Wenn einer von beiden auch nur eine Spur von Verlegenheit gezeigt hätte, wäre sie weniger entsetzt gewesen. Aber bei beiden war nichts dergleichen zu merken, und hätte es noch etwas bedurft, um sie zu überzeugen, dass Oswald nicht übertrieben hatte, als er sagte, dass Damerei Undershaw täglich besuche, dann wäre es die völlige Zwanglosigkeit gewesen, mit der sich Venetia ihm gegenüber benahm. Anstatt sich zu erheben, wie sich das für eine Gastgeberin ziemte, und ihm die Hand zu geben, wandte sie nur den Kopf und lächelte ihn an. Lady Denny sah dieses Lächeln, und als sie schnell zu Damerei blickte, sah sie, wie er zurücklächelte - genauso gut hätten sie einander gleich küssen können, dachte sie, sich plötzlich einer bisher nicht vermuteten Gefahr bewusst.
    „Ich brauche Sie Lady Denny nicht mehr vorzustellen, nicht wahr?", fragte Veneria.
    „Nein, ich hatte bereits die große Ehre", antwortete Damerei und kam mit einer Selbstverständlichkeit auf die Lady zu, die Ihre Gnaden als unverschämte Frechheit empfand, um ihr die Hand zu drücken.
    Sie begrüßte ihn höflich, weil sie eine wohlerzogene Frau war, aber die Hand juckte ihr, in dieses harte, kühl lächelnde Gesicht zu schlagen. Sie bildete sich ein, Spott in seinen Augen zu entdecken, als forderte er sie, sich ihres Missfallens wohl bewusst, heraus, doch zu versuchen, ob es ihr gelänge, sich zwischen ihn und Venetia zu stellen, und sie antwortete wirklich nur mit Anstrengung auf seine höfliche Frage, wie es ihrem Gatten ginge.
    „Soll ich dir etwas aus York mitbringen?", fragte Aubrey seine Schwester. „Deshalb kam ich eigentlich herein."
    „Nein, wirklich, Liebes?", gab sie neckend zurück. „Bin ich dir aber dankbar! Und so gerührt, wenn ich denke, dass dir so etwas eingefallen ist!"
    Er grinste sie, durchaus nicht verlegen, an. „Ist es mir ja gar nicht!"
    „Du unliebenswürdiger Schlingel!", bemerkte Damerei. „Du könntest doch zumindest so tun, als ob!"
    „Warum denn, wenn sie doch weiß, dass ich die Tugend der Liebenswürdigkeit nicht besitze?", sagte Aubrey über die Schulter zu ihm, als er sich von Lady Denny verabschieden ging. „Leben Sie wohl, Ma'am, Sie halten mich doch nicht für unhöflich, wenn ich wegfahre, nicht wahr? Nein, denn ich weiß ja, dass Sie Venetia besuchen gekommen sind. Ich lasse dich nur eine Minute warten, Jasper, aber in Pantoffeln kann ich wohl nicht nach York fahren, oder?"
    „Jedenfalls nicht in meiner Gesellschaft", sagte Damerei. Er schaute Venetia an, als sich die Tür hinter Aubrey schloss, und wieder sah Lady Denny das Lächeln, das sie wechselten. Es war so fein, dass es kaum zu merken war - kaum mehr als ein weicherer Ausdruck, eine Zärtlichkeit in den Augen. Sie bemerkte, dass es bei beiden unwillkürlich kam, und erkannte, dass die Sache ernster war, als sie je geträumt hätte, denn was immer Damereis Absichten sein mochten - mit einem verwegenen Flirt unterhielt er sich dabei nicht; es war ihm damit ebenso ernst wie Venetia. Jetzt sprach er mit ihr, nur über Aubrey, aber in einer Art, die verriet, wie vertraut sie miteinander waren. „Ich lasse ihn einfach nicht stundenlang mit der Nase in einem Buch herumsitzen", sagte er eben. „Die Fahrt wird ihm nicht wehtun."
    „Nein, im Gegenteil. Welcher gute Engel hat Ihnen das eingegeben? Mir ist es nicht gelungen, ihn aus der Bibliothek wegzulocken. Es war bald Mitternacht, als ich ihn gestern Abend zu Bett gehen hörte, und als ich es

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