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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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steckte, als er angenommen hatte. Selbst dann aber schien er mehr verärgert als entsetzt zu sein. Aber nachdem er sich die Sache überlegt hatte, sagte er, falls Oswald nicht vernünftiger gewesen war, als sich Venetias wegen zu einer lächerlichen Figur zu machen, bleibe nur eines übrig, nämlich ihn in einen anderen Landesteil zu verfrachten, bis er wieder zur Besinnung gekommen sein würde.
    „Er soll lieber zu deinem Bruder George fahren", sagte er zu Lady Denny. „Das wird ihn auf andere Gedanken bringen als diese Narretei!"
    „Zu George fahren? Aber ..."
    „Ich werde nicht das Risiko eingehen, dass er hier irgendeinen infernalischen Krawall veranstaltet. Ich weiß nicht, wie viel ich von der Geschichte glauben soll, aber wenn er derart eifersüchtig ist, wie Clara meint, dann kann man nicht voraussagen, was er anzustellen imstande ist, und ich sage dir auf den Kopf zu, ich lasse nicht zu, dass der Bengel Damerei oder sonst wen belästigt."
    „Nein, nein! Nur bedenke doch, wie grässlich, wenn er diesem Menschen wirklich einen Streit aufzwingen würde!"
    „Na, das wird er nicht tun, also kannst du dich in diesem Punkt beruhigen. Sollte er das gestern wirklich versucht haben, dann hoffe ich aufrichtig, dass ihm Damerei für seine Unverschämtheit eins über den Schädel gegeben hat! Es bleibt nichts übrig, als ihn zu deinem Bruder zu schicken."
    Sie sagte zweifelnd: „Ja, aber vielleicht passt es ihnen nicht, ihn gerade jetzt in Crossley zu haben. George ist zwar wirklich sehr gutmütig, und Elinor auch, aber ich bin überzeugt, dass sie das Haus voller Gäste haben, denn das haben sie immer, wenn die Jagd beginnt."
    „Darüber brauchst du dich nicht aufzuregen. Ich habe nichts darüber gesagt, weil es mir gar nicht passt, Oswald zu dieser mondänen Bande zu schicken, aber ich bekam vergangene Woche einen Brief von George, in dem es hieß, sie würden sich freuen, ihn bei sich zu Besuch zu haben, falls ich ihn fahren ließe. Nun, gern tue ich es zwar nicht, aber ich möchte ihn doch lieber hinschicken, als ihn hierbehalten. Ich hoffe nur, dass er sich entsprechend benimmt!"
    „Da wird George schon darauf sehen", sagte Lady Denny vertrauensvoll. „Verlassen Sie sich darauf, Sir John, es wäre das Allerbeste für Oswald, und nichts täte ihm besser, als mit seinen Vettern beisammen zu sein. Nur, wie soll man ihn dazu überreden?"
    „Ihn überreden?", wiederholte Sir John. „Ihn überreden, dass er eine Einladung annimmt, ins Cottesmore auf Besuch zu fahren? In ein Haus, von dem er weiß, dass er sich mitten in der korinthischen Gesellschaft befinden wird?! Nein, nein, meine Liebste, das ist bestimmt nicht nötig!"
    Sie war zwar durchaus nicht überzeugt, aber Sir John hatte ganz recht. Als Oswald die Einladung mitgeteilt wurde, war die Wirkung auf ihn fast lächerlich, so plötzlich und so vollständig verwandelte sie ihn aus dem schmollenden Märtyrer in einen aufgeregten Jungen, in dem Genugtuung, ekstatische Erwartung und eine leichte Unruhe keinen Raum für so untergeordnete Dinge wie Venetias Treulosigkeit, Damereis Schurkerei oder sein eigenes gebrochenes Herz ließen. Betäubt von der Großartigkeit des ihm angebotenen Vergnügens, konnte er zuerst nicht mehr als stammeln: „Ob ich g-gern nach Crossley g-ginge? Und ob ich m-möchte!" Nachdem er den Rest des Dinners hindurch in einer Art Trance dagesessen hatte, tauchte er später in einer so sonnigen Stimmung auf, dass nicht einmal die Warnung seines Vaters, er müsse sich anständig benehmen, wenn er die Erlaubnis erhalten solle, nach Crossley zu fahren, Schatten in seiner Brust aufsteigen ließ. „O ja, aber natürlich werde ich das!", versprach er Sir John ernst. Dann verbrachte er einen glücklichen Abend damit, dass er mit ihm beunruhigende Probleme diskutierte, wie etwa, was er in Crossley an Trinkgeldern geben solle, wie er am besten seine Jagdpferde hinbringen könne und ob man von ihm erwarten würde, abends Kniehosen zu tragen. Sir John beruhigte ihn in dieser Hinsicht, erließ aber bei dieser Gelegenheit ein Verbot, bunte, nur lose geknüpfte Taschentücher statt adrett arrangierter Halstücher zu tragen. Aber die schwindelerregende Aussicht, mondäne Kreise zu betreten, hatte aus Oswalds Gemüt jegliche Sehnsucht verbannt, sich um eine romantische Note zu bemühen, daher war dies unnötig, und Sir John sah sich bald genötigt, stattdessen den Ankauf eines Paars Reitstiefel mit weißen Stulpen zu verbieten. Oswald war

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