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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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dass die Jahre, die zum Teufel sind, mir je zurückgegeben würden. Sie würde mich sehr viel wahrscheinlicher mit markigen Aussprüchen über Hölle und Wirbelstürme deprimieren oder mich daran erinnern, dass, was immer ein Mensch sät, er auch erntet. Möchtest du etwas ernten, das ich gesät habe, Marston? Ich will verdammt sein, wenn ich das möchte!" Er stürzte den Rest des Brandys hinunter, setzte das Glas nieder und stieß es von sich. „Zum Teufel damit! Ich fange an, besoffen zu werden. Ich kann dir etwas Besseres zitieren als alles, was du von Mrs. Priddy hören könntest! ,Nur die Stunde ist's, die dir gehört' - und frag mich nicht, wann ich Yorkshire zu verlassen gedenke! Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe vor zu bleiben, bis Sir Conway Lanyon heimkommt ... aber wer weiß? Die Liebe kann ebenso schnell wieder aufhören, wie sie gekommen ist - das würde dich nicht wundern, nicht?"
    „Ich weiß nicht, Sir", sagte Marston.
    „Bete lieber, dass sie aufhört!", sagte Damerei. „Selbst wenn ich mein Haus in Ordnung bringen könnte ... Wie weit bin ich eigentlich in den Klauen der Gläubiger?
    Schulde ich dir Moneten, Marston?"
    „Nicht der Erwähnung wert, Mylord ... seit Amaranthus in Nottingham gewonnen hat."
    Damerei brach in Gelächter aus und stand auf. „Du bist ein Narr, dass du bei mir bleibst, weißt du. Warum tust du's eigentlich? Gewohnheit?"
    „Nicht ganz", antwortete Marston mit seinem seltenen Lächeln. „Ihnen zu dienen, Mylord, hat seine Nachteile, aber auch seine Vorteile."
    „Ich will verdammt sein, wenn ich weiß, welche Vorteile das sein sollten!", sagte Damerei freimütig. „Falls du es nicht dazuzählst, unregelmäßig bezahlt zu werden und dich in Klemmen zu finden, für die du nichts kannst?"
    „Nein", sagte Marston, ging zur Tür und hielt sie für ihn auf. „Aber früher oder später bezahlen Sie mich ja, und wenn Sie mich in Klemmen bringen, dann vergessen Sie nicht, mich auch wieder herauszuholen - bei der einen oder anderen Gelegenheit sogar unter beträchtlicher Gefahr für sich selbst. In der Bibliothek brennt ein schönes Kaminfeuer, Mylord, und vor einer halben Stunde hat Nidd die Londoner Zeitungen aus York mitgebracht."

10. KAPITEL
    Die Neuigkeit, dass ihr Sohn mit Lord Damerei heftig verfehdet und Venetia Lanyon bis über beide Ohren in diesen verliebt sei, erreichte Lady Denny von dritter Seite, und zwar von den Lippen ihrer ältesten Tochter. Clara war ein sehr vernünftiges Mädchen, Übertreibungen ebenso sehr abhold wie ihr Vater, aber selbst ihr gemäßigter Bericht darüber, was Oswald Emily anvertraut und Emily ihr wiedererzählt hatte, konnte ihre Enthüllung auch nicht anders als äußerst beunruhigend machen.
    Oswalds Absicht war es gewesen, undurchdringliches Schweigen über die Ereignisse zu bewahren, die seinen Glauben an die Frauen zerstört und ihn mit einem Schlag von einem glühenden Liebenden in einen unheilbaren Weiberfeind verwandelt hatten. Hätten seine Eltern, oder selbst nur seine beiden älteren Schwestern, genug Feinfühligkeit besessen, um zu merken, dass jener Jüngling, der vormittags unbekümmert von daheim weggeritten war, zur Zeit des Abendessens als verbitterter Zyniker zurückkam, so hätte er es abgelehnt, ihre besorgten Fragen zu beantworten, und sie stattdessen in einer Art abgespeist, die darauf berechnet gewesen wäre, sie zu überzeugen, dass er durch ein seelenverhärtendes Erlebnis gegangen war. Unglückseligerweise war die Feinfühligkeit aller vier derart stumpf, dass sie nichts Ungewöhnliches in seiner abgehärmten Miene und seinen einsilbigen Äußerungen merkten, sondern sich das ganze Dinner hindurch über Banalitäten unterhielten, und das mit einer derartigen Heiterkeit, die ihn nur staunen lassen konnte, wie er in eine solche gefühllose Familie hineingeboren war. Seine Weigerung, auch nur von einem der Gerichte, die den zweiten Gang ausmachten, etwas zu sich zu nehmen, entlockte zwar seiner Mama einige Bemerkungen, aber da sie seine Appetitlosigkeit einem übermäßigen Genuss von Zuckerpflaumen zuschrieb, konnte es ihm nur leidtun, dass sie seine Enthaltsamkeit überhaupt bemerkt hatte.
    Erst am nächsten Tag erwies sich eine zufällige Bemerkung Emilys als zu viel für seine Kraft, seinen Entschluss durchzuhalten. Mit der ganzen Taktlosigkeit ihrer fünfzehn Jahre staunte sie, dass er nicht zu einem Besuch Venetias weggeritten war, was ihn zu einem bitteren Auflachen führte und dem Ausspruch, er

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