Venezianische Verfuehrung
ist.“
„Als du mich das erste Mal geküsst hast?“ Sie neigte sich zu ihm.
„Vielleicht hat es da begonnen. Doch die Stunde der Wahrheit schlug am nächsten Morgen in der Locanda Verona.“ Sanft strich er ihr über die Wange. „Mit entzückend gerötetem Gesicht kamst du strahlend die Treppe heruntergelaufen. Du warst so begehrenswert, dass Signora Rossis Anwesenheit sehr gut gewesen ist.“
„Warum hast du mich dann gestern zurückgewiesen, als ich dir angeboten habe, mich zu küssen?“
Er fasste ihre Hand. „Du kennst den Grund genau.“
Gebannt sahen sie einander an, und als wäre eine geheimnisvolle Macht am Werk gewesen, lagen sie sich plötzlich in den Armen. Domenico presste seinen Mund auf ihre Lippen, und sein Kuss elektrisierte sie. Im nächsten Moment spürte sie seine Zungenspitze an ihrer und erwiderte seine Zärtlichkeiten so leidenschaftlich, dass er sie auf seinen Schoß zog.
Er streichelte sanft die Rundung ihrer Brüste, und sie drängte sich näher an ihn, während sein Kuss leidenschaftlicher wurde. Auf einmal hielt er inne und betrachtete ihr Gesicht, bevor er ihren Mund erneut stürmisch küsste. Doch dann stellte er sie plötzlich auf die Beine und ging zum Fenster.
„Ich werde es nicht tun, Laura“, sagte er rau, während er ihr weiterhin den Rücken zukehrte. „Ich will dich sehr, nur der Himmel weiß, wie sehr. Aber wenn ich dich jetzt liebe, wirst du glauben, ich hätte bloß über meine Empfindungen geredet, um dich zu verführen.“
„Du befürchtest, dass Lorenzo dich hinauswirft, wenn er davon erfährt“, stieß sie bissig hervor. Diese zweite Zurückweisung demütigte sie schrecklich. Domenico drehte sich zu ihr um, und ihr stockte der Atem, als sie den kühlen, fast feindseligen Ausdruck in seinen Augen las. „Entschuldige, das klang viel härter, als ich beabsichtigt hatte.“
Sein Lächeln ließ sie bis ins Mark gefrieren. „Du hast dich klar ausgedrückt. Doch irrst du dich. Ich habe keine Angst, meinen Job zu verlieren. Allerdings meine ich, dass es falsch ist, mit einer Frau zu schlafen, die nicht nur allein in Venedig ist, sondern mir auch anvertraut wurde. Du kommst aus einem anderen Land, deshalb ist es vielleicht schwer für dich zu verstehen. Lass uns zur Locanda Verona aufbrechen.“
„Domenico …“
Energisch bedeutete er ihr mit einer Geste zu schweigen. Nach einem Moment wandte Laura sich ab, strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht und nahm ihre Handtasche. Als sie ihn erneut anblickte, hatte sie sich wieder voll unter Kontrolle.
„Vielen Dank für das Abendessen und deine Unterstützung beim Einkaufsbummel. Aber mach dir bitte nicht die Umstände, mich zu begleiten. Ich ziehe es vor, allein zu gehen.“
„Non importa“ , erwiderte er arrogant. „Ich bringe dich.“
Er hatte einen so unerbittlichen Ausdruck in den Augen, dass sie sich umdrehte und zur Tür ging, die er ihr schweigend aufhielt. Auf dem Rückweg redeten sie kein einziges Wort miteinander und erreichten schließlich die Brücke, die unmittelbar zum Gästehaus führte. Domenico verneigte sich höflich, und Laura nickte hoheitsvoll. Sie versuchte erst gar nicht zu sprechen, denn die Stimme würde ihr wegen des Kloßes im Hals sicher den Dienst versagen.
Zeig bloß nicht, wie eilig du es hast, forderte sie sich selbst auf, während sie einen Fuß vor den anderen setzte. Lächelnd nahm sie den Schlüssel von Signora Rossi entgegen und war froh, als sie dann in ihrem Zimmer war.
5. KAPITEL
Ruhelos wälzte Laura sich in ihrem Bett hin und her. Wenn sich zu verlieben diesen Nebeneffekt mit sich brachte, war es gut, dass sie es bislang nie getan hatte. Es ist völlig zwecklos, dir jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen, ermahnte sie sich. Sie hatte Domenico gekränkt und würde keine Gelegenheit mehr haben, ihm ihre Gefühle zu offenbaren. Nicht, dass es letztlich von Bedeutung wäre. Eine Beziehung war zwischen ihnen ohnehin unmöglich. Nicht nur wegen der geografischen Entfernung, sondern einfach in jeder Hinsicht.
Seufzend drehte sie sich auf den Rücken. Natürlich war sie in der Vergangenheit mit dem einen oder anderen Mann ausgegangen. Es waren unbeschwerte, lockere Freundschaften gewesen, die irgendwann ohne Reue und Schmerz geendet hatten. Auch das Zerwürfnis mit Edward hatte ihr keine schlaflosen Nächte beschert.
Doch der Gedanke, Domenico nie wiederzusehen, war ihr unerträglich! Laura unterdrückte ein Schluchzen und schaltete die Nachttischlampe ein, um
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