Venezianische Verfuehrung
seinen Freund verlassen hat.“
„Das ist eine Ewigkeit her“, meinte Fen. „Er muss über Alessa längst hinweg sein, und Jess hat mir obendrein erzählt, es gäbe eine neue Frau in seinem Leben.“
„Tatsächlich? Wer ist sie?“
„Jess wusste keine Einzelheiten. Aber wie ich Domenico kenne, wird sie eine strahlende Schönheit sein und von Kopf bis Fuß Designerkleidung tragen. Du kannst ihn am Samstag selbst fragen. Er kommt nämlich zur Hochzeit.“
7. KAPITEL
Brennende Eifersucht raubte Laura den Schlaf, und sie verwünschte ein ums andere Mal den Tag, an dem sie Domenico begegnet war. Gleich am nächsten Morgen zog sie am Automaten den Betrag, den sie ihm von der Hotelrechnung zurückgeben wollte, auch wenn sie ihm das Geld nicht nach Venedig schicken würde. Es wäre wesentlich befriedigender, ihm den Umschlag persönlich in die Hand zu drücken – egal, ob er mit oder ohne Begleitung auf der Hochzeit erschien.
Lächelnd gab sie ihren Arbeitskolleginnen Ellie und Claire die Mitbringsel aus Italien und schwärmte ihnen von ihrem Urlaub vor. Anschließend tat sie ihr Bestes, um jeden Gedanken an Venedig – und Domenico – aus ihrem Kopf zu verbannen.
Tagsüber im Büro gelang ihr dies recht gut, denn ihr Job erforderte höchste Konzentration. Abends wurde es schon schwieriger, doch versuchte sie tapfer, sich im Fitnessstudio oder Schwimmbad Ablenkung zu verschaffen. Die Nächte waren allerdings schrecklich. Zumeist wälzte sie sich hin und her und fand erst in den frühen Morgenstunden zur Ruhe. Prompt verschlief sie dann auch am Donnerstag.
Nach einer Katzenwäsche machte sie sich schnell fertig und stürmte zur Bahnstation. In ihrer Eile übersah sie einen losen Pflasterstein, stolperte unglücklich und fiel der Länge nach hin. Sie schlug so fest mit dem Gesicht auf dem Bürgersteig auf, dass sich ihr vor Augen alles zu drehen begann, als sie sich aufrichten wollte. Verlegen blieb sie erst einmal auf dem Boden sitzen und vergewisserte sich, ob ihre Zähne in Ordnung waren.
Schließlich war das Schwindelgefühl vorbei, und sie stand auf, um die verstreuten Dinge aus ihrer Handtasche einzusammeln. Fast wäre sie erneut gestürzt, denn ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Knöchel. Sogleich verlagerte sie das Gewicht auf das andere Bein und lehnte sich gegen einen Laternenpfahl. Dann nahm sie ein Taschentuch aus ihrer Jacke, um das Blut abzutupfen, das ihr vom Kinn tropfte.
„Kann ich Ihnen helfen?“, erkundigte sich ein junger Mann im Businessanzug.
„Das wäre nett von Ihnen. Wenn Sie mein Handy irgendwo entdecken, könnte ich mir ein Taxi rufen und mich ins Krankenhaus bringen lassen.“
Zwar fand ihr Samariter das Telefon, aber es funktionierte nicht mehr. Er benutzte seines, um ihr einen Wagen zu bestellen, und reichte es ihr dann, damit sie ihrem Chef Bescheid sagen konnte. Auch schob er ihre Sachen in die Handtasche zurück und blieb zu ihrer Überraschung bei ihr, bis das Taxi eintraf.
In der Ambulanz herrschte Hochbetrieb. Laura wurde zunächst von einer Schwester versorgt, die ihr erklärte, dass sie sicher drei Stunden warten müsse, bis sie einen Arzt sprechen könne.
Es war keine Übertreibung gewesen. Als sie schließlich gründlich untersucht wurde, taten ihr der Knöchel und der Kopf höllisch weh. Außerdem war ihr linkes Auge inzwischen so zugeschwollen, dass sie damit nicht mehr viel sehen konnte. Glücklicherweise hatte sie sich nichts gebrochen, wie die Röntgenbilder zeigten. Und nachdem der gezerrte Knöchel bandagiert worden war, erhielt sie noch einige Schmerztabletten und wurde nach Hause entlassen.
Von einem öffentlichen Telefon im Krankenhausfoyer aus rief sie sich ein Taxi, und während sie wartete, überkam sie ein so dringliches Bedürfnis nach frischer Luft, dass sie nach draußen zu einer Bank humpelte. Kaum hatte sie sich hingesetzt, kam ein Mann im Arztkittel mit gerunzelter Stirn auf sie zu.
„Laura?“, fragte Dr. Edward Lassiter. „Große Güte, was ist dir passiert? Bist du überfallen worden?“
„Hallo, Edward“, begrüßte sie ihn kühl. „Ich bin auf dem Weg zur Arbeit gestürzt, habe mich aber nicht ernstlich verletzt. Du hast die Stelle gewechselt?“ Hätte sie davon gewusst, hätte sie sich bestimmt zu einem anderen Krankenhaus chauffieren lassen!
„Ich habe letzte Woche hier angefangen.“ Er blickte auf die Uhr. „Ich habe Dienst, sonst würde ich dich nach Hause bringen.“
„Mein Taxi dürfte jeden Moment hier
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