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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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er sein Manuskript  neben sich auf das Sofa legte.
    Die Principessa drehte den Kopf und richtete ihre grü nen Augen auf ihn. «Wer nimmt eine vornehme Haltung  ein?»
    «Die Katzen aus dem französischen Gedicht, das ich gerade lese. Und du auf deiner Récamiere.»
    «Was für ein Gedicht?»
    «Baudelaire. Für die Sondernummer des Emporio. »
    Die Augenbrauen der Principessa hoben sich. «Ihr bringt eine Sondernummer über Charles Baudelaire?»
    «Du kennst Baudelaire?», fragte Tron überrascht. Himmel, das konnte sich arrogant angehört haben.
    Es hatte sich arrogant angehört, denn die Antwort der Principessa klang ausgesprochen kühl. «Offenbar glaubst du, dass ich nur Akten lese.» Sie machte eine kleine Pause und  fügte dann hinzu: «Ich kenne Baudelaire aus Paris.» Das war zweideutig formuliert, weil es die Möglichkeit einer persönlichen Bekanntschaft nicht ausschloss. Die Principessa war immer für eine Überraschung gut.
    «Du kennst ihn persönlich ?»
    Das Gesicht der Principessa blieb unbewegt, aber die Befriedigung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Sie nahm einen Zug aus ihrer Zigarette und sagte in beiläufigem Ton: «Wir sind uns auf einem Atelierfest im Quartier Latin begegnet. Ein gut aussehender, charmanter Mann.
    Glatt rasiert, schwarzer Gehrock. Sehr höflich. Immer en panne, wenn das stimmte, was man über ihn gehört hat.» Sie warf einen skeptischen Blick über den Tisch. «Bist du sicher, dass ihr eine Sondernummer über Baudelaire durch die Zensur kriegt?»
    Tron lächelte. «Das Problem ist eher, dass die Zensur uns seit Jahren hartnäckig ignoriert.»
    «Du legst es also diesmal darauf an?»
    «Es würde unserem Ruf nicht schaden, wenn die Zensur  sich hin und wieder für uns interessierte. Übrigens kam gestern eure Rechnung für den Druck.» Tron runzelte die Stirn.
    «Und?»
    «Sie war erheblich höher als vereinbart.»
    «Das kann nicht sein. Ich habe sie selber abgezeichnet.»
    «Wir hatten vier Lire pro Exemplar vereinbart. Deine  Rechnung belief sich auf fünf Lire pro Exemplar.»
    «Unsere Vereinbarung bezog sich auf eine Auflage von  fünfhundert Exemplaren.» Die Principessa sprach mit sachlicher, routinierter Stimme, als leiere sie das Abc des gesunden Menschenverstandes herunter. «Aber dann hat irgendjemand letzte Woche eine Nachricht an die Druckerei ge schickt, dass lediglich dreihundert Exemplare gedruckt werden sollten. Das verändert unsere Kalkulation. Unsere Kosten pro Exemplar sind höher. Wir müssen euch also mehr berechnen.»
    «Das hätte man uns mitteilen können.»
    Trons Äußerung wurde mit einem verständnislosen  Blick quittiert. «Du hattest die Preisliste. Aus der geht hervor, dass wir gestaffelte Preise haben. Wie jede Druckerei.»
    «Vor zwei Monaten hast du mir erklärt, dass ihr billiger seid als Alinari. Das ist der Grund, aus dem wir zu euch gekommen sind. Wir waren eigentlich ganz zufrieden mit Alinari. Jedenfalls wusste man da, woran man war.»
    «Was willst du damit sagen?»
    «Dass ich deine Geschäftstüchtigkeit bewundere.»
    «Tron, ich kann jetzt nicht nachträglich die Rechnung  ändern lassen. Vielleicht denkst du ja bei der Gelegenheit nochmal über den Heftrücken nach.»
    «Das habe ich bereits, und meine Antwort kennst du.
    Niemand hätte Verständnis dafür, wenn wir auf der Rückseite Anzeigen für Kurzwaren brächten.»
    «Von Kurzwaren war nie die Rede.»
    «Es geht ums Prinzip. Wir würden an Renommee verlieren. Der Emporio della Poesia hat mit Kommerz nichts zu tun.»
    «Ich glaube nicht, dass eine Zeitschrift an Renommee  verliert, wenn sie auf der Rückseite für unsere Glasprodukte wirbt.»
    «Wenn es nach dir ginge, würden wir alle zehn Seiten  einen Kronleuchter abbilden. Mit Preisangaben und Be zugsquellen. Hat Semezzano abonniert?»
    Die Principessa zuckte die Achseln. «Ich schreibe meinen Direktoren nicht vor, welche Zeitungen sie abonnieren  sollen. Semezzano schien nicht gerade begeistert von der letzten Nummer. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er deinen Aufsatz über die Triumphale Wiederkehr des Trochäus gelesen hat.»
    «Du hast ihn ja auch nicht gelesen.»
    Der Rotstift der Principessa blieb in der Luft hängen.
    «Entschuldige, aber du siehst ja selbst, was ich abends noch zu arbeiten habe.» Ihre Mundwinkel zogen sich verärgert nach unten.
    «Hast du Semezzano gesagt, dass er einen zehnprozenti gen Rabatt kriegt, wenn er für drei Jahre abonniert?»
    «Das wäre sinnlos

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